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Leola

Leola

Titel: Leola Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gelaunt, Mike. Sie wissen doch, daß es in Cannes im Augenblick
tausend Willi Lau gibt.«
    »An
die habe ich gar nicht gedacht«, brummte Cary. »Er ist es. Mir kribbelt es jedesmal in den Fingern, wenn ich ihn bloß ansehe.«
    »Sollen
wir hier den ganzen Tag herumsitzen, während ihr drei euch wie kleine Jungen
benehmt, die sich infantile Beleidigungen an den Kopf werfen?« fragte Leola
Smith.
    »Die
Lady hat recht, wie immer.« Emmanuel lächelte sie an und wandte sich dann an
mich. »Miss Smith hat ein Problem. Wir dachten, Sie seien vielleicht der
richtige Mann, um es zu lösen, Mr. Holman .«
    Es
erübrigte sich, dazu etwas zu sagen, und so hielt ich den Mund. Emmanuel
wartete, bis der Steward mir mein Frühstück serviert hatte, und nahm sich dann
einen reifen Pfirsich von der riesigen Fruchtschale auf der Mitte des Tisches.
Vielleicht erfüllte sich Willis Wunsch.
    »Ich
glaube, Miss Smith sollte Ihnen das Ganze selber erzählen«, sagte er.
    Sie
wandte den Kopf und blickte ihn ein paar Sekunden lang an, aber die dunkle
Brille und der breite Rand ihres Schlapphuts machten es mir unmöglich,
irgendeinen Ausdruck auf ihrem Gesicht zu erkennen. Dann zündete sie sich eine
Zigarette an, und ihre Hand, die das Zündholz hielt, zitterte ein wenig.
    »Ich
habe Mr. Emmanuel vor ungefähr vier Monaten in Paris kennengelernt«, sagte sie
mit gewaltsam beherrschter Stimme. »Victor Amory war
damals da und stellte uns einander vor. Wir wollten am selben Tag zu dritt zu
Abend essen, aber im letzten Augenblick wurde Victor abgehalten, und so aßen
wir zu zweit. Ich — «, ihre Stimme schwankte, »das heißt, während des Essens
sagte Mr. Emmanuel...«
    »Nur
nicht so verlegen, meine Liebe!« Emmanuel strahlte sie an. »Ich will Mr. Holman diesen Teil der Geschichte selber erzählen.« Er sah
zu mir herüber, noch immer lächelnd. »Während des Abendessens erklärte ich Miss
Smith, wie sehr ich sie bewundere, ihre Arbeit und überhaupt alles an ihr. Ich
sagte ihr wahrheitsgemäß, sie sei der Inbegriff all dessen, was ich mir je bei
einer Frau gewünscht hätte, und wenn sie mir bei einer Kreuzfahrt auf meiner
Jacht Gesellschaft leistete, würde ich für immer in ihrer Schuld sein. Unglücklicherweise erwiderte Miss Smith meine Gefühle nicht und weigerte
sich. Ich äußerte meine Wünsche damals in jener Nacht so nachdrücklich wie
möglich.« Er seufzte voller Selbstvorwurf. »Ein reicher Mann ist ein verwöhnter
Mann, vor allem was Frauen anbetrifft, ich schäme mich, zugeben zu müssen, daß
ich jeden, Köder anbot, der mir einfiel, bis zu — und einschließlich — Heirat.
Sie weigerte sich nach wie vor. Da verlor ich, wie ich zu meinem Bedauern
gestehen muß, die Geduld und begann, ihr zu drohen. Schließlich verließ sie den
Tisch und ließ mich voller Bedauern über meine miserablen Manieren zurück.« Er
lächelte sie erneut an. »Jetzt können Sie wohl den Rest der Geschichte leichter
erzählen — oder nicht, meine Liebe?«
    Sie
nickte schnell. »Am nächsten Tag traf ich Victor und erzählte ihm, was
geschehen war. Er meinte, ich solle lieber vorsichtig sein, denn Raphael
Emmanuel sei nicht nur ein sehr reicher, sondern auch ein sehr gefährlicher
Mann. Ein paar Tage später flog ich nach Hollywood zurück, um einen neuen Film
zu drehen, und vergaß das Ganze. Dann, vor ungefähr einem Monat, als der Film
beendet war, war es wieder mal Zeit, mich zu verdrücken.« Sie machte eine
kleine Handbewegung, die bedeutungslos schien. »Während meines Aufstiegs ertrug
ich alles, weil es Bestandteil dessen war, was ich wollte: die Publicity, das
falsche Getue, die Parties , das ewige
Im-Scheinwerferlicht-Stehen. Aber es — kostete mich auch etwas! Drei
verpfuschte Ehen und schließlich die ganze Zeit über das Gefühl, jemand anderes
zu sein. Es wurde so schlimm, daß ich mein eigentliches Ich gar nicht mehr
kannte. Das war der Augenblick, in dem ich zu verschwinden und gleichzeitig
mich selber wiederzufinden begann.«
    »Die
Selbstanalyse ist faszinierend, meine Liebe.« Emmanuel strahlte sie an. »Aber
bitte bleiben Sie doch beim Thema.«
    »Entschuldigung«,
sagte sie kurz. »Ich habe eine bestimmte Technik des Verschwindens. Jetzt ist
mir klar, wie kindisch es immer gewesen ist. Trotzdem, bis zu diesem Mal hat es
immer geklappt. Alles, was dazu erforderlich ist, ist eine schwarze Perücke,
kein Make-up und nachlässige Kleidung. Leola Smith wird Letty Smith — damit
braucht man sich dann keine Sorgen wegen der

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