Leola
Initialen auf Koffern und solchem
Zeug zu machen. Letty Smith ist eine dreißigjährige Kunststudentin, die gerade
genügend Geld hat, um sich ihrer teenagerhaften Dauerpassion für die Kunst und
für Paris widmen zu können. Sie mietet das Jahr über eine Wohnung auf der
linken Seineseite und ist die meiste Zeit über abwesend.
Der Filmstar Leola Smith trifft in Paris ein, steigt im Hotel George V. ab und verschwindet zwei Tage später. Am selben Abend taucht Letty Smith wieder
in ihrer Wohnung auf.
Diesmal
schien es genauso gut zu klappen wie jedesmal zuvor.
Ich hatte vor, ungefähr eine Woche in Paris zu bleiben und dann vielleicht nach
Schottland zu reisen. Am dritten Tag bekam ich in meiner Wohnung einen Anruf
von einem Mann. Er wußte natürlich, wer ich bin, und er sagte, er habe um einen
bestimmten Preis eine Information zu verkaufen, die jemand beträfe, der mir
sehr nahe stünde und der sich im Augenblick in der Schweiz aufhielte. Wenn ich
interessiert sei, solle ich um acht Uhr dieses Abends in einem gewissen Café
sein und das Geld mitbringen. Es konnte nur eine Person geben, von der er
sprach, und das war meine Tochter, Klein Leola.
Ich
ging in das Café, und kurz nach acht kam ein Mann herein und setzte sich an
meinen Tisch. Er war klein, komplett kahlköpfig und hatte eine Hakennase, so
daß er wie ein alter Papagei aussah, der all seine Federn verloren hat. Zuerst
wollte er das Geld; und als ich es ihm gegeben hatte, nannte er nicht nur den
Namen von Klein Leolas Schule, sondern auch die Namen der Rektorin und all der
anderen Lehrerinnen dort. Dann erklärte er mir, er und ein paar andere Leute
seien von Mr. Emmanuel angeheuert worden, damit sie meine Tochter aus der
Schule entführen sollten. Hinterher sollten sie sie in einem bereits gemieteten
Haus in einem Außenbezirk Wiens gefangenhalten , bis
sie Weiteres von ihm hörten.
Er
sagte, er habe nicht die Nerven, so was zu tun, und wolle sich aus dem Ganzen
zurückziehen und er brauche das Geld, um sich davonzumachen. Aber er war
überzeugt, das würde an der Sache nichts ändern; und die einzige Möglichkeit,
wie ich sie verhindern könne, sei, meine Tochter sofort aus der Schule zu
nehmen, mit ihr in die Staaten zurückzufliegen und uns beide für eine Weile zu
verstecken. >Emmanuel ist ein gewaltiger Schürzenjäger< sagte der Mann,
>aber er ermüdet schnell, wenn die Jagd zu schwierig wird. Und außerdem gibt
es dann immer eine andere Frau, die in sein Leben tritt.< Damit verließ er
das Café.«
Während
des Zuhörens hatte ich mein Frühstück beendet und zündete mir zur zweiten Tasse
Kaffee eine Zigarette an. »Sind Sie seinem Rat gefolgt?«
»Am
nächsten Tag.« Sie nickte. »Ich nahm Klein Leola aus der Schule und flog am
selben Tag nach New York. Für ein paar Tage versteckten wir uns in einer
kleinen Flohkiste von Hotel hinter dem Times Square, dann flogen wir nach San
Francisco. Von dort aus nahmen wir den Zug nach Los Angeles. Dort kaufte Letty
Smith beim ersten besten Autoverkäufer einen zuverlässigen Neunundfünfziger -Chevrolet,
und wir gingen auf große Fahrt. Wenn jemand mich suchen würde, so dachte ich,
würde er das zuallerletzt in Kalifornien tun. Wir fuhren auf Highway 1 in
nördlicher Richtung davon, die Küste entlang, und in der ersten Nacht fand ich
ein nettes, verkommenes Motel, das etwa drei Kilometer von der Straße weg lag.
Es hatte genau drei Schlafkabinen; und der alte Bursche, dem es gehörte, fiel
vor Schreck beinahe tot um, als ich ihm erklärte, ich wolle eine von ihnen für
eine Nacht mieten.«
Sie
lachte, und in ihrer Stimme lag etwas seltsam Sprödes. »In dieser Nacht, gegen
zehn Uhr, wurde an die Tür geklopft. Ich dachte, es sei der alte Mann, und
öffnete deshalb die Tür. Zwei Männer standen davor und drängten sich herein.
Beide hielten Pistolen in den Händen; und ich hatte solche Angst, daß ich nicht
einmal wimmern kennte, geschweige denn schreien! Einer der beiden packte Klein
Leola, legte seine Hand über ihren Mund und schob sie aus der Kabine, Der
andere sagte, er habe eine Nachricht für mich von einem Mann namens Tolver . Wenn ich meine Tochter lebend wiedersehen wolle, so
solle ich das erste Flugzeug nach Paris nehmen, das ich bekäme, dann nach
Cannes weiterfahren und Emmanuel an Bord seiner Jacht aufsuchen. Dann nahm er
ein Glas Wasser, ließ etwas hineinfallen und zwang mich, es zu trinken. Als ich
aufwachte, war es heller Morgen. Ich kam zu dem Schluß, daß mir keine andere
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