Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
Vom Netzwerk:
vorletzten Tag vor dem Spiel stand Marlon auf und erhob seine Flasche.
    „Auf Willi!”, sagte er feierlich. „Auf den besten Trainer der Welt!”
    „Ja, auf Willi, den besten Trainer der Welt!”, riefen wir alle. Danach krachte der Donner vom Himmel und Blitze zuckten um uns herum. Doch wir erschraken nicht, sondern wir lachten begeistert und liefen wie wild und befreit durch den Gewitterregen hindurch.

Die besten Fußballspieler der Welt
    Am nächsten Morgen war die Luft frisch und klar, und auf der Wiese am Fluss befreite uns Willi sogar von Sockes Gejaule. Er nahm ihn mir ab und stellte ihn in unsere Mitte.
    „So”, sagte er. „Auch wenn ihr mich gestern zum besten Trainer der Welt gewählt habt, heißt das noch nicht, dass ihr die besten Fußballspieler auf der Welt seid. Ist das klar?“
    „Hey, du machst uns echt Mut!”, frotzelte ich, doch Willi sah mir direkt in die Augen.
    „Für dich gilt das ganz besonders, Leon. Du machst die meisten Fehler von uns.”
    „Verflixt! Was is’n das für’n Mist!”, zischte ich. „Ich spiel alle aus und schieß fast alle Tore.”
    „Ja, genau, weil du nie ans Abspielen denkst!”, antwortete Willi eiskalt.
    „Du kannst mich mal!”, schimpfte ich. Diesen Vorwurf wollte ich auf keinen Fall hören. Ich wusste, dass ich egoistisch, ballverliebt und dickköpfig war, doch das gehörte zu mir. Ich war halt Leon, der Slalomdribbler und Torjäger, und genau der wollte ich sein. Da konnte Willi machen, was er wollte.
    „Ich denk nicht dran!”, schmunzelte Willi. „Ich werd dich nicht ändern. Das macht Socke für mich.”
    „Socke?!”, riefen wir alle entsetzt. „Lass uns mit Socke in Ruhe. Der nervt.”
    „Ja, und er wird euch jetzt noch mehr nerven!”, schmunzelte Willi. „Er spielt nämlich jetzt gegen euch. Das heißt, ihr spielt gegen Socke Matratze. Socke ist in der Mitte und wenn ihr es schafft, mehr als zehn Pässe zu spielen, bevor er sich den Ball holt, dann nenn ich euch auch die besten Fußballspieler der Welt.”
    Wir schauten ihn ungläubig an.

    „Das ist doch unfair!”, rief Marlon. „Wir sind sieben. Socke hat überhaupt keine Chance.”
    „Wenn das so ist, ist das Training heute ja sehr schnell vorbei”, schmunzelte Willi erneut.
    Dann warf er ihm den Ball zu. Socke stob hinterher. Marlon stoppte das Leder mit links aus der Luft und legte es sich auf rechts zum Pass vor. Doch Socke war schneller und vergrub den Ball unter sich.
    „Das war nicht fair!”, beschwerte sich Marlon bei Willi. „Ich konnte den Ball gar nicht stoppen.”
    „Okay. Dann versuch’s halt nochmal”, schlug Willi vor, nahm Socke den Ball wieder weg und überreichte ihn Marlon.
    „Ist das besser so?”, schmunzelte er und hielt Socke fest, bis Marlon sich den Ball zum Pass vorgelegt hatte. Dann ließ er ihn los. Socke stürmte auf Marlon zu. Der passte, haarscharf an ihm vorbei, und zählte triumphierend die „Eins!”.
    Doch sein Pass war längst nicht so genau, wie wir es von ihm gewohnt waren. Juli musste sich sputen, um ihn vor Socke zu kriegen. Er stoppte ihn mit der Hacke, drehte sich blitzschnell und zählte schon „Zwei!”, da war Socke schon da.
    „Verflixt! Das ist unfair!”, rief Juli. „Der ist zu schnell.”
    „Ach, Unsinn! Du musst ihn nur ausspielen!”, widersprach ich und holte mir meinen Ball.
    Willi hielt Socke am Halsband.
    „Los, lass ihn los. Ich warte!”, befahl ich und Socke kam auf mich zu. Doch dieses Mal rannte er nicht, sondern er trabte ganz langsam und mit hoch erhobenem, wedelndem Schwanz.
    „Na, komm schon! Worauf wartest du noch?”, feuerte ich Socke an. Dann täuschte ich links, überstieg mit beiden Füßen hintereinander den Ball, drehte mich blitzschnell um die eigene Achse und spielte den Ball mit der linken Ferse nach rechts.
    Socke blieb stehen und tat die ganze Zeit nichts. Er legte den Kopf auf die Seite und ich glaubte, er hielt mich für völlig verrückt. Denn als ich den Ball mit der Ferse gespielt hatte, sprang er nur blitzschnell nach vorn und packte ihn mit den Zähnen.

    Ich schaute zu Willi.
    „Okay! Du hast Recht. Was sollen wir tun?“
    Willi schmunzelte wieder.
    „Passen, mehr nicht”, sagte er. „Aber das schnell und genau.”
    Wir nickten und seufzten. Willi war wirklich der beste Trainer der Welt, und wir wollten wirklich die besten Fußballspieler werden. Doch nach zwei Stunden, um 12 Uhr, als die Sonne siedend heiß auf uns herab brannte, hatten wir es gerade einmal zu drei Pässen

Weitere Kostenlose Bücher