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Leon, Der Slalomdribbler

Leon, Der Slalomdribbler

Titel: Leon, Der Slalomdribbler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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diesen Tag und ich versprech euch: Morgen sind wir wieder zu siebt.”
    Dann sprang ich auf und rannte davon.

Der mit der Sonne tanzt
    Ich rannte und rannte, bis ich außer Sichtweite war. Dann blieb ich stehen und holte tief Luft. Oh Mann, war das hart! Hoffentlich liefen mir Raban und Joschka jetzt nicht über den Weg. Mein schlechtes Gewissen klebte an mir wie Kaugummi an den Schuhsohlen. Die beiden waren meine Freunde gewesen, und das war jetzt für immer vorbei. Für einen Moment wollte ich umkehren und alles rückgängig machen, doch dann wischte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf.
    „Ich habe Recht!”, sagte ich zu mir selbst. „Ich habe Recht!”
    Ja, ich hatte gesagt, was alle anderen dachten. Sie hatten sich nur nicht getraut. Sie waren zu feige gewesen. Jeder wusste, dass wir mit Raban und Joschka verlieren und niemand hätte es ihnen verziehen. Freundschaft hin oder her, wir brauchten definitiv zwei neue Spieler und einen davon wusste ich schon.
    Also rannte ich los. Ich rannte, bis ich zum Waisenhaus kam. „Haus der Sonne” stand neben dem Tor und im Garten sah ich den Jungen, den ich jedes Mal sah, wenn ich mit dem Schulbus nach Hause kam. Jeden Nachmittag spielte er mit den anderen Heimkindern Fußball, und er war verflixt noch mal gut.
    Doch dieses Mal war der Junge allein. Er hockte traurig im Garten und zupfte Grashalme aus.
    „Hey, du da!”, rief ich, doch er hörte mich nicht.
    „Hey, du da! Hey, du da!”, rief ich noch zweimal. Dann öffnete ich das Tor und ging auf ihn zu.
    „Hey! Hallo! Bist du vielleicht taub?”, fragte ich und setzte mich neben ihn in das Gras. Doch der Junge schaute mich nicht einmal an. Für einen Moment fragte ich mich, ob er wirklich taub war. Oder war er nur einer wie Maxi, der einfach nicht sprach. Ich seufzte und machte einen letzten Versuch.
    „Ich verstehe. Die anderen machen ’nen Klassenausflug und du durftest nicht mit. Was hast du denn ausgefressen?“
    Der Junge zupfte das Gras mit den Wurzeln aus.
    „Sie sind daheim”, sagte er leise.
    „Was heißt das: daheim?”, fragte ich überrascht. „Ich dachte, das hier ist ein Waisenhaus.”
    Jetzt sah der Junge mich an und jetzt sah ich, dass er weinte.
    „Meine Mutter hat keine Zeit! Sie kann mich nicht holen!”
    „Aha!”, gab ich vor, als verstünde ich alles. „Und wieso?“
    „Das geht dich nichts an!”, sagte der Junge.
    Ich zuckte die Achseln,
    „Okay. Wie du meinst. Aber dann hast du ja Zeit. Oder hast du doch Hausarrest?“
    Der Junge schaute mich überrascht an.
    „Ja, Hausarrest. Das ist eine Krankheit, die in unserem Alter sehr häufig vorkommt. Hast du sowas?“
    Der Junge grinste und schüttelte den Kopf.
    „Okay. Dann kannst du ja mitkommen und mit uns trainieren. Weißt du, wir haben am Samstag ein wichtiges Match. Es geht um Ehre und Stolz.”
    „Was für ein Spiel?”, fragte der Junge.
    „Ein Fußballspiel”, antwortet ich etwas verwirrt. „Was denn sonst? Glaubst du vielleicht, dass ich Minigolf spiele?“
    Jetzt lachte der Junge.
    „Okay. Dann hau rein. Zieh dich um!”, sagte ich und der Junge lief los.
    Doch in der Tür blieb er stehen.
    „Was soll ich denn anziehen?”, fragte er jetzt tatsächlich.
    „Deine Fußballklamotten natürlich!”, antwortete ich.
    „Aber, das sind meine Fußballsachen.”
    Ich schaute von seinem braunen Wollpullover über die karierte Hose hinab zu seinen ausgelatschten Sandalen.
    „Ist das wahr?”, fragte ich.
    „Ich hab nichts anderes”, sagte der Junge und das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Kann ich jetzt nicht mehr mitkommen?“
    „Wie bitte?”, antwortete ich verwirrt. „Was hast du gerade gesagt?” Ich hatte ihm nicht mehr zugehört. Ich dachte nur noch daran, wie ich ihn aus dem Schulbus heraus beobachtet hatte. Mein Gott! Wie konnte man in solchen Sandalen nur so verflixt supergut spielen?
    „Soll ich jetzt nicht mehr mitkommen?”, fragte der Junge nochmal.
    Ich grinste ihn an. „Na klar kommst du mit”, antwortete ich und lief los. „Aber du wirst nasse Füße bekommen.”
    „Das ist mir egal!”, rief der Junge, der jetzt neben mir rannte.
    „Und ein blaues Auge, wenn nicht noch mehr!”, fügte ich sehr ernst hinzu.
    Der Junge blieb sofort stehen.
    „Ein blaues Auge, wofür?” Er zitterte schon ein bisschen vor Angst: „Pass mal ganz genau auf, ich lass mich nicht schlagen!”
    Ich schluckte. Das hatte ich nicht gewollt.
    „Na, komm schon”, sagte ich so normal ich konnte. „Ich erklär

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