Leopard
dem Tisch lag, und schabte ein wenig von dem Opiumklumpen ab. »Sie haben geschrieben, Sie hätten Informationen für mich?«
»Ja, das kann man wohl sagen. Aber nur unter einer Bedingung.«
»Die wäre?«
»Dass es zwischen uns bleibt.«
»Wieso das?«
»Weil ich dieses Arschloch Bellman nicht leiden kann, wie der hier aufgetreten ist, der hält sich für ein Gottesgeschenk an die Mordermittlung. Und dann versuchen er und das verfickte Kriminalamt, das Monopol im Land an sich zu reißen. Meinetwegen soll er zur Hölle fahren. Das Problem sind nur meine Chefs. Sie untersagen mir, im Skog-Fall auch nur den kleinen Finger zu rühren.«
»Und deshalb kommen Sie zu mir?«
»Ich bin ein einfacher Junge vom Land, Hole. Aber wenn ich in der
Aftenposten
lese, dass Sie die Ermittlungen leiten, wird mir einiges klar. Sie sind wie ich, Harry, wollen sich auch nicht einfach zum Sterben niederlegen, stimmt's?«
»Naja …«, sagte Harry mit einem Blick auf den Klumpen vor ihm.
»Wenn Ihnen meine Information hilft, die Ratte auszuräuchern, und wenn das dann wiederum dazu führt, dass Bellmans Pläne vom
evil empire
durchkreuzt werden, soll mir das nur recht sein. Ich werde Bellman meinen Bericht erst übermorgen schicken, Sie haben also den ganzen morgigen Tag Zeit.«
»Worum geht es?«
»Ich habe mit allen Leuten gesprochen, mit denen Skog irgendwie zu tun hatte. Was nicht sehr viele waren, er muss ein verschrobener Kauz gewesen sein, irgendwie extrem, schließlich ist er mutterseelenallein in der Weltgeschichte herumgefahren. Also genau genommen waren das nur zwei Leute. Seine Vermieterin. Und eine Frau, auf die wir gestoßen sind, als wir überprüft haben, mit wem er in den letzten Tagen vor seiner Ermordung telefoniert hat. Sie heißt Stine 0lberg und hat erzählt, dass sie sich an dem Abend mit Elias unterhalten hat, an dem er später ermordet worden ist. Sie sind sich im Bus begegnet, der stadtauswärts fährt, und da hat er ihr erzählt, dass er mit den ermordeten Frauen, über die in der Zeitung berichtet wurde, in der Hävasshütte gewesen sei. Er hat sich gewundert, dass noch niemand entdeckt hatte, dass sie alle in derselben Hütte gewesen waren, und sich überlegt, damit zur Polizei zu gehen. Andererseits war er unschlüssig, weil er nicht in die Sache hineingezogen werden wollte. Was ich verstehen kann. Skog war kein Unbekannter bei der Polizei, es lagen zwei Anzeigen wegen Stalking vor. Er hat nichts wirklich Ungesetzliches getan, aber er ist halt ein extremer Typ. Stine meinte, sie hätte Angst vor ihm gehabt, obwohl er ihr an diesem Abend eher nervös vorgekommen sei.«
»Interessant.«
»Stine hat so getan, als wisse sie nichts von den drei Morden, woraufhin Elias ihr von einem Typen erzählt hat, der auch in der Hütte gewesen sei und den sie garantiert kenne. Und jetzt wird es wirklich interessant. Dieser Mann ist ein Promi, na ja, mindestens ein Möchtegernpromi.«
»Ah ja?«
»Laut Elias Skog war Tony Leike in der Hütte.«
»Tony Leike. Sollte ich den kennen?«
»Er ist mit der Tochter von Anders Galtung verlobt, dem Reeder.«
Ein paar Zeitungsbilder flimmerten an Harrys innerem Auge vorbei.
»Tony Leike ist ein sogenannter Investor, will sagen, er ist reich geworden, ohne dass jemand weiß, womit. Klar ist nur, dass das auf keinen Fall etwas mit harter Arbeit zu tun hatte. Außerdem ist er ein ziemlicher Beau. Was nicht bedeutet, dass er
Mister Nice
Guy ist. Und jetzt kommt das absolut Interessante. Der Bursche hat ein
sheet.«
»Sheet?«,
fragte Harry übertrieben verständnislos, um deutlich zu machen, was er von Colbjornsens Anglizismen hielt.
»Eine Personalakte. Tony Leike ist früher einmal wegen schwerer Körperverletzung verurteilt worden.«
»Aha. Haben Sie das Urteil eingesehen?«
»Tony Leike hat am 6. August abends von 11.20 Uhr bis 11.40 Uhr einen gewissen Ole S. Hansen verprügelt und zum Krüppel gemacht. Das Ganze fand vor dem Tanzlokal des Ortes statt, wo Tony bei seinem Großvater lebte. Tony war achtzehn, Olemann siebzehn, und es ging natürlich um eine Frau.«
»Hm. Eifersüchtige Jugendliche, die sich im Rausch prügeln, sind nicht gerade ungewöhnlich. Sie sagten ›schwere Körperverletzung‹?«
»Ja, denn das war nicht alles. Nachdem Leike den anderen zusammengeschlagen hatte, hat er sich auf ihn gehockt und das Gesicht des armen Teufels mit einem Messer bearbeitet. Der Junge hat dauerhafte Schäden davongetragen, aber laut Urteil hätte es noch schlimmer
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