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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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es reichlich in Nydalen.«
    »Aber er muss doch irgendwelche elektronischen Spuren hinterlassen haben«, leierte Erdal ungefähr so enthusiastisch wie einen auswendig gelernten Refrain herunter.
    »Wir können natürlich beantragen, in einige der über hundert Netzwerke der Gegend Einblick zu bekommen, um nach etwas zu suchen, von dem wir nicht wissen, was es ist«, sagte Holm. »Aber ich habe keine Ahnung, wie viele Wochen wir dafür brauchen würden, wenn wir denn überhaupt etwas finden.«
    »Überlasst das mir«, sagte Harry. Er war bereits auf dem Weg zur Tür, wobei er eine Nummer wählte. »Ich kenne da jemanden.«
    Er ließ die Tür einen Spalt weit offen stehen und hörte während des Wartens einen anderen Ermittler berichten, dass keiner der Anwohner jemanden in der Kadokfabrik oder auf dem Weg dorthin bemerkt habe, was nicht weiter erstaunlich sei, da diese gut versteckt hinter Bäumen und Büschen liege und es Winter und deswegen die meiste Zeit dunkel sei.
    Harry bekam eine Verbindung. »Katrine Bratts Sekretärin.«
    »Hallo?«
    »Fräulein Bratt ist gerade auf dem Weg zum Speisesaal.«
    »Sorry, Katrine, aber das Essen muss warten. Hör mal …«
    Katrine hörte schweigend zu, während Harry erzählte, was er von ihr wollte:
    »Der Typ hatte Bilder an den Wänden hängen, die vermutlich von irgendwelchen Nachrichtenseiten im Netz stammen. Mit der Suchmaschine kannst du dich in die Netzwerke der Gegend einloggen, die Logfiles überprüfen und herausfinden, wer auf den Nachrichtenseiten war, die über die Morde berichtet haben. Vermutlich waren eine Menge Leute auf diesen Seiten …«
    »Ja, aber wahrscheinlich nicht so umfänglich wie er«, konterte Katrine. »Ich erstelle eine Liste, geordnet nach der Größe der Downloads.«
    »Hm. Du hast schnell gelernt.«
    »Das liegt an meinem Namen. Bratt, das bedeutet eigentlich steil. Wie die Lernkurve, kapiert?«
    Harry ging wieder zu den anderen zurück, die sich gerade die Mailboxnachricht anhörten, die von Leikes Handy bei Harry eingegangen war. Sie war zur Stimmenanalyse nach Trondheim ins NTNU-Institut geschickt worden, wo man gute Erfahrungen mit der Analyse der Tonaufnahmen von Banküberfällen gemacht hatte. Häufig führten diese sogar zu besseren Ergebnissen als die Analyse der Videoaufnahmen, da sich Stimmen – sogar wenn man sie zu verstellen versuchte – nur zu einem gewissen Grad tarnen ließen. Björn Holm hatte sich aber eine Abfuhr geholt, eine schlechte Aufnahme von einer Sekunde Dauer, auf der nur undefinierbare Laute, Räuspern und möglicherweise Lachen zu hören waren, war für die Ermittlung eines Stimmen profus wertlos.
    »Mist«, sagte Bellman und schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Mit einem solchen Profil hätte man wenigstens einen Ansatzpunkt gehabt, um eventuell den ein oder anderen möglichen Verdächtigen ausschließen zu können.«
    »Welche möglichen Verdächtigen?«, murmelte Erdal.
    »Das Signal, das an der Basisstation ankam, zeigt uns, dass der Anruf im näheren Umkreis von Ustaoset getätigt wurde«, sagte Holm. »Kurz darauf verschwindet das Signal, das Netz der Telefongesellschaft ist nur im Zentrum von Ustaoset ausreichend stabil. Aber genau dieses Detail, dass das Signal verschwindet, stützt den Verdacht, dass der Kavalier im Besitz dieses Telefons ist.«
    »Warum?«
    »Auch wenn ein Telefon nicht benutzt wird, fängt die Basisstation der Telefongesellschaft alle zwei Stunden Signale auf. Dass diese nicht empfangen worden sind, beweist, dass das Telefon vor und nach dem Anruf außerhalb des Netzes, also vermutlich in der Einöde oben im Gebirge rund um Ustaoset, war. Vielleicht wurde es zum Zeugen von Lawinen und Folteraktionen.«
    Niemand lachte. Harry bemerkte, dass von der Euphorie nicht mehr viel übrig war. Er ging zurück zu seinem Stuhl.
    »Es gibt eine Möglichkeit, diesen Ansatzpunkt, von dem Bellman gesprochen hat, zu finden«, sagte er leise und in der Gewissheit, nicht mehr um Aufmerksamkeit kämpfen zu müssen. »Gehen wir zurück zu dem Einbruch in Leikes Haus. Nehmen wir an, es war der Täter, der bei ihm eingebrochen ist, um von dort aus Elias Skog anzurufen. Das alles geschah nur wenige Tage vor Leikes Festnahme. Und nehmen wir ferner an, dass unsere weißgekleideten Kriminaltechniker so gut gearbeitet haben, wie es aussah, als ich dort hinkam und überraschend … auf Holm traf.« Björn Holm legte den Kopf zur Seite und warf Harry einen Spar-dir-deinen-Humor-Blick zu. »Sollten wir

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