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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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kenne, der auf diese Art getötet hat«, sagte Harry und wandte sich wieder der Aussicht zu. »Er erinnert dich an den Schneemann, nicht wahr?« Harry nickte langsam.
    Sie seufzte. »Ich habe versprochen, nichts zu sagen, aber Rakel hat angerufen.«
    Harry starrte auf die Hochhäuser drüben in Helsfyr.
    »Sie hat nach dir gefragt. Ich habe ihr gesagt, dass es dir gutgeht. War das richtig von mir, Harry?« Harry holte tief Luft. »Klar.«
    Beate blieb noch eine Weile in der Tür stehen. Dann ging sie.
    Wie geht es ihr? Und Oleg? Wo sind sie? Was tun sie, wenn es Abend wird? Wer passt auf sie auf, wer hält Wache? Harry stützte sein Kinn auf die Handballen und hielt sich mit den Fingern die Ohren zu.
    Es gab nur einen, der wusste, wie der Kavalier dachte.
    Es wurde Nachmittag, ohne dass etwas geschehen war. Der Kapitän, der redselige Hotelportier, rief an und berichtete, jemand habe sich nach der Zimmernummer von Iska Peller, der Australierin aus der
Aftenposten,
erkundigt. Harry vermutete dahinter die Presse, aber der Kapitän wehrte ab und entgegnete, noch der übelste Klatschreporter besäße Anstand genug, sich mit Namen und Auftraggeber zu melden. Harry bedankte sich bei ihm und hätte ihn um ein Haar gebeten, sich wieder zu melden, falls ihm noch etwas auffiele. Glücklicherweise erinnerte er sich rechtzeitig daran, welche Folgen eine solche Einladung haben konnte. Bellman rief an, kündigte eine Pressekonferenz an und lud Harry dazu ein, daran teilzunehmen … Zu Bellmans hörbarer Erleichterung lehnte Harry ab.
    Er trommelte auf die Tischplatte. Nahm den Hörer ab, um Kaja anzurufen, legte aber gleich wieder auf.
    Dann griff er noch einmal zum Telefon und rief einige Hotels im Zentrum an. Niemand konnte sich daran erinnern, dass sich jemand telefonisch nach Iska Peller erkundigt hatte.
    Harry sah auf die Uhr. Er hatte Lust auf einen Drink, hatte Lust, in Bellmans Büro zu gehen und ihn geradeheraus zu fragen, wo zum Teufel das Opium versteckt war. Mit erhobener Faust, um zu sehen, wie Bellman den Hals einzog …
    Der Einzige, der es weiß.
    Harry stand auf, trat gegen den Stuhl, zog den Wollmantel über und ging nach draußen.
    Er fuhr in die Stadt und parkte grauenhaft gesetzwidrig vor dem Norwegischen Theater. Ging quer über die Straße und verschwand in der Hotelrezeption.
    Der Kapitän hatte seinen Spitznamen vermutlich der roten Uniform und seinem beständigen Drang zu verdanken, alles und jeden zu kommentieren – und herumzukommandieren. Außerdem betrachtete er sich als die Schnittstelle des Stadtzentrums, den Mann, der seine Finger am Puls Oslos hatte und alles wusste. Ein Informant mit großem I, ein unschätzbarer Baustein der Polizeimaschinerie, die die Sicherheit Oslos gewährleistete.
    »Im hintersten Kämmerchen meines Hirns höre ich eine etwas seltsame Stimme«, sagte der Kapitän und dachte dann schmatzend über seine eigenen Worte nach. Harry sah, wie der Mann an der Rezeption, der neben dem Kapitän stand, die Augen verdrehte.
    »Irgendwie schwul«, fuhr der Kapitän fort.
    »Sie meinen hoch?«, fragte Harry und dachte an die Aussage von Adeles Freunden. Dass die Stimme ihres Kavaliers sie irgendwie abturnte, weil sie sie an ihren schwulen Mitbewohner erinnerte.
    »Nein, eher so.« Der Kapitän winkelte sein Handgelenk an, klimperte mit den Augenlidern und gab eine schrille Tuntenparodie zum Besten: »Ich bin ja ssoooo enttäuscht von dir, Ssoren.«
    Sein Kollege, auf dessen Namensschild tatsächlich S0REN stand, kicherte.
    Harry bedankte sich und wäre fast wieder dem Impuls gefolgt, den Kapitän zu bitten, sich noch einmal zu melden, sollte etwas geschehen. Er ging nach draußen, zündete sich eine Zigarette an und blickte zum Namenszug des Hotels empor. Da war was … Im selben Augenblick wurde er auf das Auto des städtischen Ordnungsdienstes aufmerksam, das hinter seinem Wagen stand. Ein Mann in einem Overall notierte sich seine Autonummer.
    Harry überquerte die Straße und streckte ihm seinen Dienstausweis entgegen. »Polizei im Dienst.«
    »Das hilft auch nicht, Halteverbot ist Halteverbot«, sagte der Overall, ohne mit dem Schreiben innezuhalten. »Sie können ja Einspruch einlegen.«
    »Nun«, sagte Harry. »Sie wissen doch, dass auch wir berechtigt sind, Bußzettel für falsches Parken auszuschreiben?«
    Der Mann blickte mit einem Grinsen auf: »Wenn Sie glauben, ich überlasse es Ihnen, Ihren eigenen Strafzettel zu schreiben, irren Sie sich, Kamerad.«
    »Ich dachte eher an

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