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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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das Auto da.« Harry streckte den Arm aus.
    »Das ist meins, vom Ordnungsdienst.«
    »Halteverbot ist Halteverbot.«
    Der Overall sah ihn sauer an.
    Harry zuckte mit den Schultern. »Sie können ja Einspruch einlegen, Kamerad.«
    Der Overall klappte seinen Notizblock zu, machte auf dem Absatz kehrt und ging zurück zu seinem Auto.
    Als Harry in die Universitätsgata einbog, klingelte sein Handy. Es war Gunnar Hagen. Die Stimme des sonst so beherrschten Chefs des Dezernats für Gewaltverbrechen zitterte: »Du musst sofort kommen, Harry!«
    »Was ist denn passiert?«
    »Komm einfach her, in den Tunnel.«
    Harry hörte die Stimmen und sah die Blitzlichter, lange bevor er das Ende des Betonkorridors erreicht hatte. Vor der Tür des letzten Büros standen Gunnar Hagen und Björn Holm. Eine Frau der Kriminaltechnik puderte die Tür und die Türklinke auf der Jagd nach Fingerabdrücken ein, während ein Holm-Lookalike Bilder von einem halben Stiefelabdruck in der Ecke an der Wand machte.
    »Der Abdruck da ist alt«, sagte Harry. »Der war schon hier, bevor wir eingezogen sind. Was ist denn los?«
    Holms Doppelgänger blickte zu Björn, der ihm mit einem Nicken zu verstehen gab, dass er aufhören konnte.
    »Einer der Gefängnisangestellten hat den hier auf dem Boden vor der Tür entdeckt«, sagte Hagen und streckte ihm eine Beweistüte entgegen, in der ein brauner Umschlag steckte. Unter dem Plastik erkannte Harry seinen Namen. Ausgedruckt auf einem Adressaufkleber, der anschließend auf den Umschlag geklebt worden war.
    »Der Gefängnisangestellte meint, der Umschlag könne höchstens ein paar Tage dort gelegen haben, es geht ja nicht jeden Tag jemand durch den Tunnel.«
    »Wir bestimmen die Feuchtigkeit des Papiers, indem wir hier einen entsprechenden Umschlag hinlegen und verfolgen, wann er den gleichen Feuchtigkeitsgrad erreicht hat. Dann können wir das zurückrechnen.«
    »Sieh an, CSI lässt grüßen«, sagte Harry.
    »Auch wenn uns der Zeitpunkt nicht unbedingt weiterhilft«, sagte Hagen. »Wir haben keine Überwachungskameras auf dem Weg, den er vermutlich genommen hat. Das dürfte ganz einfach gewesen sein. Rein durch eine überfüllte Rezeption und hier runter mit dem Fahrstuhl, wo es bis zum Gefängnis keine einzige verschlossene Tür gibt.«
    »Warum sollte man hier unten auch abschließen«, sagte Harry. »Jemand was dagegen, dass ich mir eine anstecke?«
    Niemand antwortete, aber die Blicke sprachen für sich. Harry zuckte mit den Schultern.
    »Vielleicht rückt irgendwann mal jemand damit heraus, was in dem Umschlag war«, sagte er.
    Björn Holm hielt einen anderen Beweisbeutel hoch.
    In dem diffusen Licht war der Inhalt schwer zu erkennen, so dass Harry einen Schritt näher trat. »Oh, verdammt.« Er wich zurück. »Der Mittelfinger«, sagte Hagen.
    »Sieht so aus, als wäre er erst gebrochen worden«, sagte Björn. »Glatte Schnittfläche ohne Fransen. Abgehackt, vermutlich mit einer Axt. Oder einem großen Messer.«
    Aus dem Tunnel hallte ihnen der Klang schneller Schritte entgegen. Harry konnte den Blick nicht abwenden. Der Finger war weiß und blutleer und hatte eine blauschwarz verfärbte Fingerkuppe. »Was ist das? Hast du einen Fingerabdruck genommen?«
    »Ja«, sagte Björn. »Und mit etwas Glück ist die Antwort gerade unterwegs.«
    »Ich tippe auf die linke Hand«, sagte Harry. »Gut geraten, das ist richtig«, sagte Hagen. »Sonst hat der Umschlag nichts enthalten?«
    »Nein, jetzt weißt du genauso viel wie wir.«
    »Vielleicht«, sagte Harry und fingerte an seinem Zigarettenpäckchen herum. »Aber ich weiß ein bisschen mehr über diesen Finger.«
    »Daran haben wir auch schon gedacht«, sagte Hagen und tauschte einen Blick mit Björn Holm aus. Die schnellen Schritte kamen näher. »Der Mittelfinger der linken Hand. Das ist der gleiche Finger, den der Schneemann dir g enommen hat.«
    »Ich habe hier etwas«, unterbrach sie eine Kriminaltechnikerin.
    Die anderen drehten sich zu ihr um.
    Sie saß in der Hocke und hielt etwas zwischen Daumen und Zeigefinger. Es war schwarz und grau. »Sieht das nicht so aus wie die kleinen Steinchen, die wir bei Borgny am Tatort gefunden haben?«
    Harry kam näher. »Stimmt, das ist Lavagestein.«
    Ein Mann mit einem um den Hals hängenden Dienstausweis trat aus dem Tunnel in das Zimmer. Er blieb vor Björn Holm stehen, stemmte die Hände auf die Knie und rang nach Atem.
    »Nun, Kim Erik?«, fragte Holm.
    »Wir haben einen Treffer«, sagte der junge Mann mit

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