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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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vorn.
    Und schrie auf, als das Licht ihrer Taschenlampe auf ein leichenblasses Gesicht mit weit aufgerissenen Augen fiel. Sie ließ die Lampe fallen und wich zurück, aber die Gestalt folgte ihr mit einem schnorchelnden Laut, der an ein Lachen erinnerte. Im Dunkel konnte sie erkennen, dass sich die Gestalt bückte und sich dann wieder aufrichtete. Im nächsten Augenblick wurde sie von dem Licht ihrer eigenen Taschenlampe geblendet.
    Sie hielt den Atem an.
    Das Schnorcheln und Lachen brachen ab.
    »Hier«, sagte ein Mann mit einer krächzenden Stimme, und das Licht machte einen kleinen Hüpfer. »Hier?«
    »Ihre Lampe«, sagte er.
    Kaja nahm die Lampe entgegen und leuchtete etwas neben ihn, so dass sie ihn sehen konnte, ohne ihn zu blenden. Er hatte blonde Haare und eine etwas vorstehende Kieferpartie.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie.
    »Truls Berntsen. Ich arbeite mit Mikael zusammen.«
    Natürlich hatte sie von Truls Berntsen gehört. Dem Schatten. Nannte Mikael ihn nicht Beavis? »Ich bin …«
    »Kaja Solness.«
    »Ja, äh, woher wissen …« Sie schluckte und formulierte ihre Frage um. »Was machen Sie hier?«
    »Das Gleiche wie Sie«, antwortete er mit monotoner Krächzstimme. »Äh, tja, und was mache ich hier?«
    Er lachte sein schnorchelndes Lachen. Antwortete aber nicht. Stand einfach nur mit hängenden, leicht vom Körper abstehenden Armen vor ihr. Eines seiner Augenlider zitterte, als wäre ein Insekt darunter gefangen.
    Kaja seufzte. »Wenn Sie das Gleiche tun wie ich, sind Sie hier, um die Fabrik im Auge zu behalten«, sagte sie. »Sollte er doch wieder auftauchen.«
    »Ja, sollte er«, sagte Beavis, ohne den Blick von ihr zu nehmen.
    »Ganz unwahrscheinlich ist das ja nicht«, erwiderte sie. »Es ist ja nicht sicher, dass er von dem Feuer weiß.«
    »Mein Vater hat hier unten gearbeitet«, sagte Beavis. »Er pflegte zu sagen, dass er PSG herstellte, PSG hustete und zu PSG wurde.«
    »Sind noch mehr Leute vom Kriminalamt hier? Hat Mikael Sie hierherbeordert?«
    »Sie treffen ihn nicht mehr, oder? Jetzt treffen Sie diesen Harry Hole.«
    Kaja wurde innerlich kalt. Wie in aller Welt konnte dieser Mann darüber Bescheid wissen? Hatte Mikael doch über sie gesprochen?
    »Sie waren nicht mit in der Hävasshütte«, sagte sie, um das Thema zu wechseln.
    »War ich das nicht?« Schnorchellaute. »Hatte wohl frei. Überstunden. Jussi war ja da.«
    »Ja«, sagte sie, »das war er.«
    Eine Windböe fuhr in den Wald, und sie drehte den Kopf zur Seite, als ein Ast ihr durchs Gesicht kratzte. War er ihr gefolgt, oder war er schon hier gewesen, als sie kam?
    Als sie ihn danach fragen wollte, war er weg. Sie leuchtete zwischen die Bäume, aber er war verschwunden.
    Es war zwei Uhr nachts, als sie auf der Straße parkte, durch das Gartentor ging und auf das gelbe Haus zulief. Sie drückte den Knopf über dem bemalten Tonschild, auf dem in Schreibschrift »Farn. Hole« stand.
    Nach dem dritten Klingeln hörte sie ein leises Räuspern und drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie Harry seinen Dienstrevolver unter den Gürtel steckte. Er musste lautlos um das Haus herumgeschlichen sein.
    »Was soll das?«, fragte sie entsetzt.
    »Besondere Vorsichtsmaßnahmen. Du hättest anrufen sollen und sagen, dass du kommst.«
    »Hätte … hätte ich nicht kommen sollen?«
    Harry ging an ihr vorbei die Treppe hoch und schloss die Tür auf. Sie ging hinter ihm ins Haus, umarmte ihn von hinten, drückte sich an seinen Rücken und schob mit der Hacke die Tür zu. Er machte sich frei, drehte sich um und wollte etwas sagen, aber sie erstickte seine Worte mit einem Kuss. Einem gierigen Kuss, der eine Antwort einforderte. Sie schob ihre kalten Hände unter sein Hemd, erkannte an der glühend warmen Haut, dass er schon im Bett gewesen war, zog den Revolver unter dem Gürtel weg und legte ihn mit einem lauten Knall auf den Flurtisch.
    »Ich will dich«, flüsterte sie, biss ihm ins Ohr und schob ihre Hand in seine Hose. Sein Glied war warm und weich.
    »Kaja …«
    »Kriege ich dich?«
    Sie glaubte ein winziges Zögern zu spüren, einen gewissen Widerstand. Sie legte die andere Hand um seinen Nacken und blickte ihm in die Augen: »Bitte …«
    Er lächelte. Dann entspannten sich seine Muskeln. Und er küsste sie. Vorsichtig. Vorsichtiger, als ihr lieb war. Sie stöhnte frustriert und öffnete die Knöpfe seiner Hose. Legte die Finger fest um sein Glied, ohne ihre Hand zu bewegen, und spürte, wie es wuchs.
    »Zum Teufel mit dir«,

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