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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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gewesen.
    »Ulla war meine Frau, und das war echt der Wahnsinn, denn alle Männer hier in Manglerud waren hinter Ulla her.« Julie nickte, als wollte er sich selbst recht geben. »Aber keiner so krankhaft wie er.«
    »Mikael Bellman?«
    Julie schüttelte den Kopf. »Der andere. Sein Schatten. Beavis.«
    »Was ist passiert?«
    Julie breitete die Arme aus. Roger hatte die Schorfstellen längst bemerkt. Ein Gefängniszugvogel im Pendelverkehr zwischen Drogen in der Freiheit und Drogen hinter Gefängnismauern. »Ich verbüßte eine Bewährungsstrafe wegen kleinerer Haschdealereien, als Mikael Bellman mich wegen Benzindiebstahls angeschwärzt hat. Da war die Bewährung natürlich weg, und ich musste in den Knast. Selbstverständlich sind die Gerüchte zu mir durchgedrungen, dass Bellman und Ulla zusammen gesehen worden waren. Egal, als ich wieder rauskam und Ulla abholen wollte, erwartete mich schon dieser Beavis. Der hat mich fast totgeschlagen. Behauptete, Ulla gehöre ihm. Und Mikael. Jedenfalls nicht mir. Und wenn ich mich noch einmal in ihrer Nähe blicken ließe …« Julie zog den Zeigefinger über den mageren Hals mit den grauen Bartstoppeln. »Echt krank. Und verdammt unheimlich. Keiner in meiner Clique hat mir geglaubt, als ich ihnen erzählt hab, dass dieser Beavis-Verschnitt mir fast die Lampe ausgeknipst hätte. Dieser sabbernde Idiot, der Bellman überallhin hinterhertrottet.«
    »Sie sagten was von einer Partie Heroin«, sagte Roger. Wenn er Leute in Drogenangelegenheiten interviewte, achtete er immer darauf, präzise Ausdrücke zu wählen, die nicht zu Missverständnissen führten, da die Modebezeichnungen sich schnell änderten und an verschiedenen Orten Unterschiedliches bedeuten konnten. In Hovseter war »Smack« zum Beispiel Kokain, in Hellerud Heroin und in Abildso alles, was high machte.
    »Ich, Ulla, Te-Ve und seine Freundin hatten in dem Sommer, als ich eingebuchtet wurde, eine Motorradtour durch Europa gemacht. Aus Kopenhagen hatten wir ein halbes Kilo
boy
mitgebracht. Motorradtypen wie ich oder Te-Ve wurden an jedem Grenzübergang gefilzt, weshalb wir die Mädels ohne uns rübergeschickt haben. Mann, die waren echt ein Augenschmaus, als sie in ihren Sommerkleidern und mit einem ganz unschuldigen Blick über die Grenze spaziert sind. Jede mit einem halben Pfund
boy
in der Möse. Den größten Teil haben wir später an einen Dealer unten in der U-Bahn-Station von Tveita vertickt.«
    »Sie sind sehr offen«, sagte Roger, während er sich Notizen machte, »Möse« für eine spätere Umschreibung in Klammern setzte und
»boy«
in die lange Liste der Synonyme für Heroin einfügte.
    »Das ist verjährt, dafür können die keinen mehr rankriegen. Das Ding war aber, dass sie diesen Arsch in Tveita geschnappt und ihm einen Deal angeboten haben. Er konnte seine Strafe reduzieren, wenn er die Hintermänner auffliegen ließ. Was die alte Ratte natürlich getan hat.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Ha! Der Typ hat es mir ein paar Jahre später selbst erzählt, als wir zusammen in Ullersmo saßen. Er hat uns alle verraten, alle vier, mit Namen und Adresse, Ulla inklusive. Nur die Personenkennziffern hatte er nicht. Auf jeden Fall meinte er, wir hätten ganz schön Dusel gehabt, dass die Sache eingestellt wurde.«
    Roger schrieb hektisch.
    »Und raten Sie mal, wer bei den Bullen in Stovner für den Fall verantwortlich war und den Dealer verhört hat. Wer sich nachdrücklich dafür eingesetzt hat, den Fall fallenzulassen, und damit letztendlich Ullas Haut gerettet hat?«
    »Ich würde das gerne von Ihnen hören, Julie.«
    »Mit Vergnügen. Der Fotzendieb. Mikael Bellman.«
    »Nur noch eine letzte Frage«, sagte Roger und wusste, dass er am kritischen Punkt angelangt war. Jetzt ging es darum, dass die Geschichte verifiziert und die Quellen überprüft werden konnten. »Können Sie mir den Namen dieses Dealers nennen? Er riskiert schließlich nichts mehr und wird auch nicht namentlich genannt werden.«
    »Sie meinen, ob ich ihn denunzieren will?« Julie lachte herzlich. »Klar. Mann, da können Sie einen drauf lassen, dass ich das will.«
    Er buchstabierte den Namen, und Roger blätterte um, notierte sich alles in großen Buchstaben und merkte, wie seine Kiefer sich anspannten und er zu lächeln begann. Dann riss er sich zusammen und glättete seine Gesichtszüge wieder. Aber er wusste, dass der Geschmack in seinem Mund noch lange anhalten würde: der Geschmack des Scoops.
    »Dann bedanke ich mich herzlich für

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