Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
Ihre Hilfe«, sagte Roger.
    »Ich hab zu danken«, sagte Julie. »Sorgen Sie nur dafür, diesen Bellman zu zertreten, dann sind wir quitt.«
    »Ach, eine Frage noch, aus reiner Neugier: Wieso hat Ihnen dieser Dealer eigentlich gesagt, dass er Sie verpfiffen hat?«
    »Aus Angst.«
    »Angst? Wovor?«
    »Er wusste zu viel. Deshalb hat er so vielen Leuten wie möglich seine Geschichte erzählt. Er wollte verhindern, dass dieses fiese Schwein seine Drohung in die Tat umsetzt.«
    »Bellman hat den Dealer bedroht?«
    »Nicht Bellman. Sein Schatten. Er hat gedroht, ihm für immer das Maul zu stopfen, wenn er Ullas Namen noch einmal in seinen dreckigen Mund nimmt.«
KAPITEL 73
    Verhaftung
    E s war fünf nach sechs, als Björn Holms Volvo Amazon an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Reichshospital anhielt. Sigurd Altman wartete mit den Händen in den Taschen seines Dufflecoats. Harry gab ihm vom Rücksitz aus zu verstehen, dass er sich auf den Beifahrersitz setzen sollte. Sigurd und Björn begrüßten sich, und dann fuhren sie über den Ringveien in Richtung Sinsenkrysset. Harry beugte sich zwischen den Sitzen nach vorn.
    »Das war wie eines dieser Chemieexperimente, die wir in der Schule hatten. Man hat eigentlich alle Elemente, die man für die Reaktion braucht, aber es fehlt der Katalysator, die äußere Komponente, der Funke, den man als Auslöser braucht. Die Fakten hatte ich, ich brauchte nur noch etwas, das mir die Augen öffnete. Mein Katalysator war ein kranker Mann, ein Mörder mit Namen Schneemann. Und eine Flasche in einem Barschrank. Ist es okay, wenn ich eine rauche?«
    Schweigen.
    »Verstehe. Also …«
    Sie fuhren durch den Tunnel in Bryn Richtung Ryenkrysset und Manglerud.
    Truls Berntsen stand auf dem alten, unbebauten Gelände und blickte den Hang hoch zu Bellmans Haus.
    Es war seltsam, dass er, als sie jung waren, so oft dort gegessen, gespielt und geschlafen hatte, aber seit Mikael und Ulla das Haus übernommen hatten, nie mehr dort gewesen war. Der Grund war einfach: Er war nie eingeladen worden.
    Es kam vor, dass er wie in diesem Augenblick im Schutz der nachmittäglichen Dunkelheit zu dem Haus hinaufsah, um einen Blick auf sie zu erhaschen. Sie, die Unerreichbare, die niemand bekommen konnte. Niemand außer ihm, dem Prinzen, Mikael.
    Manchmal fragte er sich, ob Mikael es wusste und ihn deshalb nie einlud. Oder wusste sie Bescheid? Und gab Mikael, ohne es direkt auszusprechen, zu verstehen, dass dieser Beavis, mit dem er gemeinsam aufgewachsen war, privat vielleicht nicht der richtige Umgang war. Jedenfalls nicht mehr, da seine Karriere endlich in Fahrt gekommen war und es darauf ankam, in den richtigen sozialen Kreisen zu verkehren, die richtigen Menschen zu treffen und die richtigen Signale auszusenden. Da war es taktisch nicht klug, sich mit einem Gespenst aus der Vergangenheit zu umgeben, die Dinge in sich barg, die besser im Verborgenen blieben.
    Oh, er verstand das. Nicht aber, warum sie nicht begriff, dass er ihr niemals schaden würde. Im Gegenteil. Wer hatte sie und Mikael in all den Jahren beschützt? So war es. Er passte auf, war zur Stelle und räumte auf. Sorgte für ihr Glück. So war seine Liebe.
    An diesem Abend brannte dort oben hinter den Fenstern Licht. Feierten sie ein Fest? Aßen und lachten sie? Tranken sie Wein, den es im Mangleruder Vinmonopol nicht zu kaufen gab? Und redeten sie wieder in diesem neuen Tonfall? Verzauberte sie wieder alle mit ihrem Lächeln, mit ihren Augen, die so schön waren, dass es weh tat, wenn sie einen ansahen? Würde sie ihn häufiger ansehen, wenn er Geld hätte, reich wäre? War es das? War es so einfach?
    Er blieb noch eine Weile unten auf dem ausgesprengten Gelände stehen. Dann lief er nach Hause.
    Björn Holms Amazon legte sich im Kreisverkehr in Ryen majestätisch in die Kurve. Ein Schild wies auf die Ausfahrt Manglerud hin.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Sigurd Altman und stützte sich auf der Innenseite der Tür ab. »Wir fahren dorthin, wohin der Schneemann mich geschickt hat«, sagte Harry. »Weit zurück in die Vergangenheit.« Sie fuhren an der Ausfahrt vorbei. »Hier«, sagte Harry, und Björn bog ab. »Auf die E6?«
    »
Yes,
wir müssen nach Osten. Zum Lyseren. Kommt Ihnen das bekannt vor, Sigurd?«
    »Es ist schön da, aber warum …«
    »Weil die Geschichte da ihren Anfang hat«, sagte Harry. »Vor vielen Jahren vor einer Disco. Tony Leike, der Mann, dem der Finger gehörte, den ich Ihnen heute Morgen auf Fotos gezeigt habe, steht am

Weitere Kostenlose Bücher