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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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die Ermittlungen der Polizei nicht wie geplant zu Tony Leike. Also musste Ole weitertöten, noch mehr Spuren legen, sie unter Druck setzen. Er ermordet Mark Olsen, die Parlamentsabgeordnete, und stellt sie im Frognerbad aus. Jetzt muss die Polizei doch endlich den Zusammenhang zwischen den Frauen erkennen und den Mann mit dem Leopoldsapfel finden. Aber das passiert nicht. Er sieht schließlich ein, dass er eingreifen, nachhelfen, ein Risiko eingehen muss. Er überwacht daraufhin Tonys Haus im Holmenveien, bis Tony einmal wegfährt. Dann bricht er durch den Keller in das Haus ein, geht ins Wohnzimmer und ruft von Tonys Festnetztelefon, das auf dem Schreibtisch steht, das nächste Opfer an, Elias Skog. Auf dem Weg nach draußen stiehlt er ein Fahrrad, um es wie einen gewöhnlichen Einbruch aussehen zu lassen. Dass er oben auf dem Schreibtisch Fingerabdrücke hinterlassen hat, kümmert Ole nicht, weiß er doch genau, dass die Polizei harmlose Kellereinbrüche nicht weiterverfolgt. Dann fährt er nach Stavanger. Zu diesem Zeitpunkt ist sein Sadismus auf dem Höhepunkt. Er tötet Elias, indem er ihn am Boden der Badewanne festklebt, und lässt das Wasser laufen. He, da ist eine Tanke! Hat jemand Hunger?«
    Björn Holm nahm nicht einmal den Fuß vom Gas.
    »Okay. Dann geschieht wieder etwas. Ole bekommt einen Brief. Von einem Erpresser, der von den Morden zu wissen behauptet und ihm droht, zur Polizei zu gehen, wenn er kein Geld bekommt. Ole denkt sofort, dass es sich um jemanden handeln muss, der von seinem Aufenthalt in der Hävasshütte weiß. Folglich jemand, der noch am Leben ist. Iska Peller oder Tony Leike. Iska Peller schließt er eigentlich aus. Sie ist Australierin, längst wieder zu Hause und kann außerdem kein Norwegisch. Aber Tony Leike, welch Ironie! Sie haben sich in der Hütte zwar nicht getroffen, aber vielleicht hat Adele ihm gegenüber Oles Namen erwähnt, oder Tony hat ihn im Gästebuch gelesen. Auf jeden Fall muss Tony mit der Zeit den Zusammenhang erkannt haben. Es stand ja jede Menge in den Zeitungen. Der Erpressungsversuch passt im Übrigen gut zu den Meldungen der Finanzpresse, dass Tony verzweifelt Geld für sein Kongo-Projekt sucht. Ole fällt eine Entscheidung. Auch wenn er Tony lieber mit der Schande hätte leben lassen, muss er nun zu anderen Mitteln greifen, ehe alles außer Kontrolle gerät. Tony muss sterben. Er beschattet ihn. Fährt mit ihm im Zug nach Ustaoset. Er folgt seinen Scooterspuren zu einer geschlossenen Touristenhütte, die zwischen Klüften und Abgründen liegt. Und stellt ihn dort. Tony erkennt das Gespenst, den Jungen aus der Disco, der, dem er die Zunge rausgeschnitten hat. Sicher weiß er, was ihn erwartet. Und Ole nimmt wahrhaft Rache. Er foltert Tony. Mit Feuer. Vielleicht, damit Tony ihm den Namen eventueller Mitwisser bei der Erpressung nennt, vielleicht aber auch nur zu seiner eigenen Befriedigung.«
    Altman kurbelte die Scheibe ruckartig nach oben.
    »Kalt«, sagte er kurz.
    »Währenddessen erfährt er aus den Nachrichten, dass Iska Peller in der Hävasshütte ist. Ole erkennt seine Chance, der ganzen Sache ein Ende zu machen, wittert aber auch eine Falle. Er erinnert sich an das Schneebrett oberhalb der Hütte und daran, dass die Ortsansässigen die Lage der Hütte als lawinengefährdet bezeichnet hatten. Er beschließt, Tony als Bergführer mit zunehmen, zur Hävasshütte zu fahren und mit Dynamit die Lawine auszulösen. Danach fährt er den Scooter zurück, wirft Tony, tot oder lebendig, in den Abgrund und schiebt den Scooter hinterher. Sollte die Leiche wider Erwarten jemals gefunden werden, würde das Ganze wie ein Unfall aussehen. Vielleicht würde man vermuten, dass sich jemand Brandverletzungen zugezogen hatte und auf dem Weg zur rettenden Hilfe in einen Abgrund gefahren war.«
    Die Landschaft öffnete sich. Sie fuhren an einem See vorbei, auf dessen Oberfläche sich das Mondlicht spiegelte.
    »Ole triumphiert, er hat gewonnen, hat alle getäuscht, alle an der Nase herumgeführt. Und er hat Spaß an diesem Spiel gefunden, an dem Gefühl, Regie zu führen, alle in der Hand zu haben. Und deshalb entschließt sich der Meister, der acht Einzelschicksale zu einem großen Drama verknüpft hat, uns einen Abschiedsgruß zu hinterlassen, mir.«
    Ein paar Häuser, eine Tankstelle, ein Gemischtwarenladen. An einem Kreisverkehr bogen sie links ab.
    »Ole hat Tonys linken Mittelfinger abgetrennt. Und er hat Leikes Handy. Damit ruft er mich aus dem Zentrum von Ustaoset

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