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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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DNA-Analyse geschickt. Das Ergebnis haben wir in ein paar Tagen. Tony hat dort persönliche Sachen aufbewahrt. In einer Schublade habe ich zum Beispiel ein altes Familienfoto gefunden. Tony als Jungen. Sie haben nicht gründlich genug aufgeräumt, Sigurd.«
    Der Polizist war vor der Fahrertür stehengeblieben, deren Fenster Björn nach unten gekurbelt hatte. Er beugte sich hinunter und sah an Björn vorbei zu Sigurd Altman.
    »Hallo, Ole«, sagte Skai. »Ich nehme dich hiermit fest für den Mord an einer Reihe Menschen, deren Namen ich dir jetzt eigentlich vorlesen sollte, aber das holen wir dann später nach. Bevor ich um das Auto herumgehe und die Tür öffne, will ich, dass du beide Hände auf das Armaturenbrett legst, damit ich sie sehen kann. Ich werde dir Handschellen anlegen, und du wirst mich dann in eine schöne, frischgeputzte Zelle begleiten. Meine Frau hat Frikadellen mit Rübenpüree gemacht, das magst du doch, oder? Ist das okay, Ole?«

TEIL VIII

KAPITEL 75
    Transpiration
    W as zum Teufel hat das zu bedeuten?«
    Es war sieben Uhr morgens, das Kriminalamt erwachte langsam zum Leben, und in Harrys Türöffnung stand ein rasender Mikael Bellman mit der Aktentasche in der einen und der
Aftenposten
in der anderen Hand.
    »Wenn Sie die
Aftenposten
meinen …«
    »Die meine ich!« Bellman knallte die Zeitung auf den Tisch.
    Die Schlagzeile nahm die halbe Titelseite ein. »DER KAVALIER. HEUTE NACHT FESTGENOMMEN«. Die Bezeichnung »der Kavalier« hatte die Presse noch am selben Tag spitzgekriegt, nachdem sie ihn im Besprechungszimmer Odin aus der Taufe gehoben hatten. HEUTE NACHT FESTGENOMMEN war natürlich nicht ganz korrekt, es war eher abends gewesen, aber Skai war erst nach Mitternacht dazu gekommen, die Pressemitteilung zu verschicken. Die letzte Nachrichtensendung im Fernsehen war da bereits gelaufen, und die Deadline der Zeitungsredaktionen war fast erreicht gewesen. Skai hatte nicht viele Worte gemacht, war nicht näher auf den Zeitpunkt oder die Umstände eingegangen, hatte lediglich mitgeteilt, dass der Kavalier nach intensiven Ermittlungen seitens der örtlichen Polizeidienststelle vor dem alten Gemeindehaus in Ytre Enebakk festgenommen worden sei.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wiederholte Bellman.
    »Hm. Vermutlich, dass die Polizei einen der schlimmsten Mörder der norwegischen Kriminalgeschichte hinter Schloss und Riegel gebracht hat«, sagte Harry und versuchte, die hohe Rückenlehne seines Bürostuhls nach hinten zu kippen.
    »Die Polizei?«, fauchte Bellman. »Die Polizeidienststelle in …«, er musste den Zeitungsartikel konsultieren, »… Ytre Enebakk?«
    »Ist doch unwichtig, wer den Fall löst. Hauptsache, er wird überhaupt gelöst«, sagte Harry und tastete seitlich vom Stuhl nach einem Hebel. »Wie funktioniert dieses Teil?«
    Bellman machte einen Schritt zurück und schloss die Tür. »Hören Sie, Hole.«
    »Nicht mehr Harry?«
    »Halten Sie den Mund und hören Sie mir gut zu. Ich weiß, was hier gespielt wird. Sie haben mit Hagen gesprochen, und der hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass Sie ihm oder dem Morddezernat die Festnahme nicht überlassen können, weil er damit zu viel riskieren würde. Und wenn Sie schon keinen Heimsieg einfahren konnten, wollten Sie sich wenigstens ein Unentschieden sichern. Sie haben die Ehre und das Verdienst einem Bauerntrampel von Polizisten überlassen, der nicht den blassesten Schimmer von einer Mordermittlung hat.«
    »Ich, Chef?« Harry sah Bellman mit blauen, unschuldigen Augen an. »Eine der Leichen wurde in seinem Bezirk gefunden, da ist es doch nur verständlich, dass er vor Ort ermittelt hat. Und dabei ist er wohl auf die Geschichte mit Tony Leike gestoßen. Verdammt gute Polizeiarbeit, wenn Sie mich fragen.« Die Pigmentflecken auf Bellmans Stirn strahlten im gesamten Farbspektrum des Regenbogens.
    »Wissen Sie, wie sich das aus der Sicht des Justizministeriums ausnehmen muss? Sie übertragen mir die Ermittlungen, ich arbeite wochenlang an dem Fall und liefere keine Resultate. Und dann kommt so ein verfluchter Eingeborener und läuft uns innerhalb weniger Tage den Rang ab.«
    »Hm.« Harry zog den Hebel hoch und kippte jäh nach hinten. »Das klingt nicht gut, wenn Sie das so sagen, Chef.«
    Bellman stützte die Hände auf den Schreibtisch, lehnte sich vor und fauchte, dass Harry winzige weiße Spuckebläschen entgegenwirbelten. »Und das, was ich jetzt sage, hört sich auch nicht gut an, Hole. Heute Nachmittag geht ein kleiner brauner

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