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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Klumpen, der in Ihrem Haus gefunden wurde, zur Untersuchung ins Labor. Und da wird dann festgestellt werden, dass es sich um Opium handelt. Sie sind fertig, Hole!«
    »Und weiter, Chef?« Harry schaukelte auf dem Stuhl hin und her, während er an dem Hebel ruckelte.
    Bellman legte die Stirn in Falten. »Was zum Teufel meinen Sie?«
    »Was wollen Sie der Presse und dem Justizministerium sagen? Wenn die das Datum der in Ihrem Namen durchgeführten Hausdurchsuchung genauer unter die Lupe nehmen und sich fragen, wie es angehen kann, dass Sie nur einen Tag nachdem Sie in der Wohnung eines Polizisten Opium gefunden haben, ebendiesem Polizisten eine gehobene Position in Ihrem Ermittlungsteam anbieten. Der eine oder andere mag da durchaus zu dem Schluss kommen, dass es bei diesem Führungsstil im Kriminalamt durchaus kein Wunder ist, wenn sich ein einfacher Polizist mit einer Arrestzelle und einer Frau, die die Gefangenen bekocht, als besserer Mordermittler erweist.«
    Bellman blinzelte in einer Tour und stand mit offenem Mund da.
    »Endlich!« Harry lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln gegen die eingerastete Rückenlehne. Und schloss die Augen vor der Druckwelle der zuknallenden Tür.
    Die ersten Sonnenstrahlen schoben sich gerade über den Bergkamm, als Krongli seinen Schneescooter parkte, abstieg und zu Roy Stille ging, der neben einem Skistock stand, der tief im Schnee steckte. »Und?«
    »Ich glaube, wir haben die Stelle gefunden«, sagte Stille. »Das muss der Stock sein, mit dem Hole den Fundort markiert hat.«
    Der kurz vor der Pensionierung stehende Polizist hatte nie Ambitionen gehabt, die Karriereleiter hochzuklettern, aber das dichte weiße Haar, der feste Blick und seine ruhige Stimme verleiteten die Leute häufig, ihn statt Krongli für den Vorgesetzten zu halten.
    Krongli folgte Stille an den Rand des Abgrunds. Stille zeigte nach unten zu einer Geröllhalde, auf der ein Schneescooter lag. Er hielt sich das Fernglas vor die Augen. Sah den nackten, schwarzverbrannten Arm unter dem Scooter herausragen und murmelte: »Scheiße. Endlich. Oder beides.«
    Die Frühstücksgäste verließen nach und nach das Stopp Pressen!, als Bent Nordbo ein Räuspern vernahm, von der
New York Times
aufsah, die Brille abnahm, blinzelte und seinen Mund zu etwas verzog, was seiner Empfindung nach einem Lächeln am nächsten kam.
    »Gunnar.«
    »Bent.«
    Dieses aus der Loge übernommene Begrüßungsritual, bei dem sie nur den Vornamen des anderen nannten, erinnerte Gunnar Hagen immer an Ameisen, die Duftstoffe austauschten, wenn sie sich begegneten. Der Dezernatsleiter setzte sich, ohne seinen Mantel abzulegen. »Du hast am Telefon gesagt, du wärst auf etwas gestoßen?«
    »Einer meiner Journalisten hat das hier ausgegraben.« Nordbo schob einen braunen Umschlag über den Tisch. »Sieht aus, als hätte Mikael Bellman seine Frau in einer Drogensache gedeckt. Der Fall ist alt juristisch werden sie wahrscheinlich nicht mehr belangt werden können, aber in der Presse …«
    »… kriegen sie einen immer ran«, sagte Hagen und nahm den Umschlag.
    »Ich denke, mit diesem Material kannst du Mikael Bellman als Widersacher abhaken.«
    »Zumindest wäre damit ein nukleares Patt erreicht. Er hat auch gegen mich etwas in der Hand. Außerdem bin ich nicht mal sicher, ob ich das hier tatsächlich brauche. Er wurde gerade von einem einfachen Polizisten aus Ytre Enebakk vorgeführt.«
    »Ich hab's gelesen. Und das Justizministerium auch, oder?«
    »Die da oben lesen Zeitung und haben ihr Ohr an der Basis. Trotzdem, danke.«
    »Selbstverständlich, wir helfen uns doch gegenseitig.«
    »Wer weiß, vielleicht ist es mir irgendwann anders von Nutzen.« Gunnar Hagen nahm den Umschlag und steckte ihn in die Innentasche seines Mantels.
    Er bekam keine Antwort mehr, da Bent Nordbo sich bereits wieder der Lektüre eines Artikels über einen jungen schwarzen Senator mit Namen Barack Obama widmete, dessen Verfasser ernsthaft behauptete, dieser Mann könne eines Tages Präsident der Vereinigten Staaten werden.
    Als Krongli die Geröllhalde erreichte, rief er nach oben, dass er unten angekommen war, und hakte sich vom Kletterseil los.
    Der Scooter der Marke Arctic Cat lag mit den Kufen nach oben vor ihm. Krongli kraxelte vorsichtig die drei Meter zu dem Wrack hinunter und achtete automatisch darauf, wo er seine Hände und Füße aufsetzte. Wie an einem Tatort. Er ging in die Hocke. Unter dem Scooter ragte ein Arm hervor. Er legte seine Hand an den Scooter.

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