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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Blick suchte das bekannte Glashaus in Grönland. Dann wählte er eine neue Nummer.
    Katrine Bratt war quietschvergnügt und überschlug sich fast. »Ich werde in ein paar Tagen entlassen«, sagte sie. »Ich dachte, du wärst freiwillig dort.«
    »Schon, aber deswegen muss ich trotzdem formell entlassen werden. Ich freu mich so. Sie haben mir einen Bürojob im Polizeidienst angeboten, wenn meine Krankschreibung ausgelaufen ist.«
    »Gut.«
    »Wolltest du was Spezielles?« Harry erklärte es ihr.
    »Du musst also versuchen, Tony Leike ohne Altmans Hilfe zu finden?«, sagte Katrine. »Jepp.«
    »Irgendein Tipp, wo ich anfangen soll?«
    »Nur einen. Unmittelbar nach Tonys Verschwinden haben wir überprüft, dass er für keine Übernachtung in und um Ustaoset registriert war. Ich hab das für die letzten Jahre abgeklopft, und das Problem ist, dass er so gut wie nie im Bereich Ustaoset übernachtet hat, außer in ein paar Touristenhütten. Was merkwürdig ist, weil er ziemlich viel Zeit dort oben zu verbringen scheint.«
    »Vielleicht ist er ja ein Schmarotzer, der sich in den Hütten nicht einträgt, um nicht bezahlen zu müssen.«
    »Das passt nicht zu ihm«, sagte Harry. »Ich frage mich, ob Tony dort draußen nicht doch eine Hütte hat, von der niemand etwas weiß.«
    »Okay. War das alles?«
    »Ja. Oder nein, versuch auch noch herauszufinden, was Odd Utmo in den letzten Tagen getrieben hat.«
    »Bist du immer noch Single, Harry?«
    »Was ist denn das für eine Frage?«
    »Du hörst dich irgendwie weniger Single an.«
    »Tu ich das?«
    »Jepp. Aber es steht dir.«
    »Tut es das?«
    »Wenn du so fragst: nein.«
    Aslak Krongli streckte den steifen Rücken und ließ den Blick über die Steinhalde schweifen.
    Einer der Männer vom Suchtrupp hatte etwas gerufen und wiederholte es gleich noch einmal. Er klang aufgeregt: »Hierher!«
    Aslak fluchte leise. Die Leute von der Spurensicherung waren einsatzbereit, sie hatten den Schneescooter und Odd Utmo nach oben gezogen. Das war eine komplizierte und zeitaufwendige Arbeit gewesen, weil man nur mit Hilfe von Seilen hinunter zu der Steinhalde gelangen konnte. Und schon das war schwierig genug.
    In der Mittagspause hatte einer der Männer zum Besten gegeben, ein Zimmermädchen des Hotels habe ihm erzählt, dass das Laken im Zimmer von Rasmus Olsen, dem Ehemann der ermordeten Stortingsabgeordneten, blutig gewesen sei, als sie das Bett abgezogen hatte. Zuerst hatte sie es für Menstruationsblut gehalten, dann aber gehört, dass Rasmus Olsen allein dort eingecheckt hatte, während seine Frau in der Hävasshütte war.
    Krongli hatte gemutmaßt, dass Olsen eine Frau aus dem Ort mit aufs Zimmer genommen hatte oder seine Frau morgens, als sie zurück nach Ustaoset kam, eine Runde Versöhnungssex mit ihm hatte, bevor er auscheckte. Der Mann beharrte aber darauf, dass man nicht sicher wisse, ob es sich um Menstruationsblut handelte. »Hierher!«
    Aslak Krongli wollte nach Hause. Abendessen, Kaffee, schlafen. Er wollte die ganze Scheißsache endlich hinter sich bringen. Seine Schulden in Oslo hatte er bezahlt, und er würde nie wieder dorthin fahren. Nie mehr zurück in diesen Sumpf. Diesmal würde er Wort halten.
    Sie hatten Suchhunde eingesetzt, um sicherzugehen, dass nichts, was zu Utmo gehörte, im Schnee übersehen wurde. Und plötzlich war einer der Hunde die Halde hochgelaufen und stand nun hundert Meter von ihm entfernt und bellte. Hundert steile Meter weiter oben. Aslak schätzte die Entfernung ab.
    »Ist es was Wichtiges?«, rief er, worauf eine Sinfonie aus Echos von den Wänden zurückgeworfen wurde.
    Zehn Minuten später stand er neben dem Hund und starrte auf das, was er im Schnee ausgegraben hatte. Es klemmte verkantet zwischen den Felsbrocken, so dass man es von oben nicht hatte sehen können.
    »Verdammt«, sagte Aslak. »Wer kann das sein?«
    »Jedenfalls nicht euer Tony Leike«, sagte der Hundeführer. »Man muss schon eine ganze Weile auf einer kalten Geröllhalde liegen, um zu so einem sauber abgenagten Skelett zu werden. Jahre.«
    »Achtzehn Jahre«, kam es von Roy Stille. Der Polizist war mit Verzögerung eingetroffen und atmete schwer. »Seit achtzehn Jahren liegt sie hier«, fuhr er fort, ging in die Hocke und neigte den Kopf.
    »Sie?«, fragte Aslak.
    Der Polizist zeigte auf die Hüftpartie des Skeletts. »Frauen haben eine breitere Beckenöffnung. Wir haben sie nie gefunden, nachdem sie verschwunden war. Das ist Karen Utmo.«
    Aslak Krongli hörte in der Stimme

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