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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Flanellhemdes aufweichte, das an seinem Rücken klebte, wurde ihm bewusst, dass das seine Chance war. Sein eigenes Handy steckte in der Tasche seiner Hose, und die lag zusammengefaltet auf dem Stuhl neben dem Waschbecken.
    Er versuchte aufzustehen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Nicht wichtig, es war nur ein Meter bis zum Stuhl. Er stemmte die schwarzverbrannten Arme auf den Boden, trotzte den Schmerzen, schob sich vor, hörte die Brandblasen platzen und roch den Gestank der verkohlten Haut, kam aber trotzdem vorwärts, so dass er seine Hosentasche durchsuchen und sein Handy herausnehmen konnte. Es war eingeschaltet, und er hatte guten Empfang. Das Adressbuch. Er hatte die Nummer des Polizisten gespeichert, eigentlich nur, damit er seine Anrufe gleich erkannte.
    Er wählte ihn an. Das Telefon schien zwischen jedem Freizeichen die Luft anzuhalten. Kurze Ewigkeiten. Eine Chance. Die Dusche machte genug Lärm, damit der Mann ihn nicht sprechen hörte. Da! Er hörte die Stimme des Polizisten. Er fiel ihm mit einem heiseren Flüstern ins Wort, aber die Stimme redete unbeeindruckt weiter. Dann wurde ihm klar, dass er mit dem Anrufbeantworter sprach. Er wartete, bis die Stimme zum Ende gekommen war, umklammerte das Telefon, spürte die Haut auf seinem Handrücken aufplatzen, ließ es aber nicht los. Konnte es nicht loslassen. Musste ihm eine Nachricht hinterlassen … komm endlich zum Ende, los, mach schon!
    Er hatte ihn nicht kommen hören, das Plätschern der Dusche hatte seine leichten Schritte übertönt. Das Telefon wurde aus seiner Hand gerissen, und er sah gerade noch den Skischuh auf sich zukommen.
    Als er wieder zu Bewusstsein kam, stand der Mann vor ihm und starrte interessiert auf das Display seines Handys.
    »Du hast hier also ein Netz?«
    Der Mann ging aus dem Bad und wählte eine Nummer. Das Rauschen der Dusche übertönte alle anderen Geräusche. Kurz darauf kam er wieder.
    »Jetzt gehen wir raus und machen einen Ausflug. Du und ich.« Plötzlich schien der Mann gute Laune zu haben. Er hielt einen Pass in der Hand. Seinen Pass. Mit der anderen Hand umklammerte er die Zange aus dem Werkzeugkoffer.
    »Mach den Mund auf.«
    Er schluckte. Mein Gott, erbarme dich.
    »Den Mund auf, habe ich gesagt!«
    »Gnade. Ich schwöre, ich habe alles gesagt …« Er bekam kein Wort mehr heraus, denn die Hand hatte sich um seinen Hals gelegt und stoppte jegliche Luftzufuhr. Eine Weile kämpfte er dagegen an. Dann öffnete er den Mund.

KAPITEL 5 7
     
    Donner
     
    B jørn Holm und Beate Lønn standen vor der großen Stahlbank im Labor und starrten auf die marineblaue Skihose im grellen Licht der Lampe.
    »Das da ist definitiv ein Spermafleck«, sagte Beate.
    »Eher ein Spermastreifen«, sagte Bjørn Holm. »Guck mal auf den Gummizug.«
    »Zu wenig für eine Ejakulation. Sieht nach einem erigierten, feuchten Penis aus, der sich am Hinterteil desjenigen gerieben hat, der die Hose anhatte. Hast du nicht gesagt, Bruun wäre homo sexuell?«
    »Ja, aber er sagt, er hätte die Hose nicht mehr angehabt, seit er sie Adele geliehen hatte.«
    »Dann würde ich sagen, dass wir es mit Spermaspuren zu tun haben, die typisch für eine Vergewaltigung sind. Ab damit zur DNA -Analyse, Bjørn.«
    »Einverstanden. Was hältst du davon?« Holm zeigte auf die blaue Krankenhaushose, auf der unter den Gesäßtaschen zwei verriebene Flecken zu erkennen waren.
    »Was ist das?«
    »Das ist beim Waschen nicht rausgegangen. Ich habe es schon überprüft. Das ist ein auf Nonylphenol basierender Stoff, auch PSG genannt. Wird unter anderem in Autopflegemitteln verwendet.«
    »Sie hat offenbar darauf gesessen.«
    »Nicht nur gesessen, das Zeug ist tief in die Fasern eingedrungen, als hätte sie es regelrecht eingerieben. Fest. So.« Er schwang die Hüfte vor und zurück.
    »Ah ja. Eine Vermutung, wobei?«
    Sie nahm ihre Brille ab und sah Holm an, während sein Mund verschiedene Anläufe machte, die Worte zu formen, die sein Gehirn auswarf und genauso schnell wieder verwarf.
    »Trocken rubbeln?«, fragte Beate.
    »Ja«, sagte Holm erleichtert.
    »Ah ja. Und wo und bei welcher Gelegenheit hockt eine Frau, die nicht im Krankenhaus arbeitet, in Krankenhausklamotten und rubbelt sich einen auf PSG ab?«
    »Einfach«, sagte Bjørn Holm. »Bei einem nächtlichen Stelldichein in einer stillgelegten PSG -Fabrik.«
     
    Als die Wolken aufrissen, badete alles in einem blauen, magischen Licht, in dem selbst die Schatten phosphoreszierten, ein gefroren wie auf einem

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