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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Cherokee.
    »Erkennen Sie ihn nicht?« Harry nahm das Zigarettenpäckchen heraus, steckte sich eine nicht angezündete Zigarette zwischen die Lippen und starrte gierig in den Zigarettenrauch. »Das Licht der Straßenbeleuchtung kann einem natürlich einen Streich spielen. Die meisten älteren Laternen strahlen gelbes Licht aus, in dem ein blaues Auto grün aussieht.«
    »Den Film habe ich gesehen«, sagte Altman. »In the Valley of Elah .«
    »Hm. Guter Film. Fast Altman-Klasse.«
    »Fast.«
    »Sigurd-Altman-Klasse.«
    Sigurd antwortete nicht.
    »Nun«, sagte Harry. »Sind Sie zufrieden? Ist es das Meisterwerk geworden, das Sie sich vorgestellt hatten, Sigurd? Oder darf ich Sie Ole Sigurd nennen?«

KAPITEL 74
     
    Bristol Cream
     
    I ch ziehe Sigurd vor.«
    »Schade, dass es nicht genauso leicht ist, den Vornamen zu ändern wie den Nachnamen«, sagte Harry und beugte sich zwischen den Sitzen vor. »Als Sie mir erzählt haben, dass Sie Ihren gewöhnlichen Nachnamen mit der sen-Endung abgelegt haben, bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass das ›S‹ in Ole S. Hansen für Sigurd stehen könnte. Aber hat das wirklich geholfen, Sigurd? Hat der neue Namen Sie zu einem anderen Menschen gemacht als dem, der hier auf dem Kies alles verloren hatte?«
    Sigurd zuckte mit den Schultern. »Wir laufen weg, so weit es geht. Der neue Name hat mir sicher ein Stück weit geholfen.«
    »Hm. Ich habe heute ein paar Dinge überprüft. Als Sie von hier nach Oslo gezogen sind, haben Sie auf der Krankenpflegeschule angefangen. Warum haben Sie nicht Medizin studiert, Sie hatten doch ein tolles Abi?«
    »Weil ich davon besessen war, nicht in der Öffentlichkeit sprechen zu müssen«, sagte Sigurd und verzog den Mund zu einem gequälten Lächeln. »Ich dachte, als Krankenpfleger bliebe mir das erspart.«
    »Ich habe heute mit einem Logopäden telefoniert, und der hat mir gesagt, dass es darauf ankommt, welche Muskeln geschädigt sind. Theoretisch kann man es mit etwas Training schaffen, auch mit einer halben Zunge perfekt zu sprechen.«
    »Das ›S‹ ist schwierig ohne Zungenspitze. War es das, was mich verraten hat?«
    Harry kurbelte das Seitenfenster herunter und zündete sich die Zigarette an. Er inhalierte tief, das Zigarettenpapier knisterte.
    »Das war eins der Indizien. Aber wir wurden eine Weile in die falsche Richtung geführt. Der Logopäde hat mir auch gesagt, dass viele Menschen dazu tendieren, Lispeln und männliche Homosexualität zu koppeln. Auf Englisch heißt das ›gay lisp‹ und das ist kein Lispeln im logopädischen Verständnis, sondern bloß eine andere Art, das ›S‹ auszusprechen. Schwule können es nach Bedarf ein- und ausschalten, die verwenden das wie einen Code. Und dieser Code funktioniert. Der Logopäde hat mir von einer linguistischen Studie an einer amerikanischen Universität erzählt, bei der untersucht wurde, ob man die sexuellen Neigungen einer Person allein vom Klang ihrer Stimme ableiten kann. Es gab eine erstaunlich hohe Trefferquote. Es zeigte sich aber auch, dass man, wenn man dieses gay lisp zu hören glaubt, alle anderen Hinweise auf Heterosexualität überhört. Als mir der Portier des Bristol-Hotels erzählte, ein Mann mit femininer Stimme habe sich nach Iska Peller erkundigt, war auch er ein Opfer dieser stereotypen Denkweise. Erst als er mir vormachte, wie der Betreffende gesprochen hatte, wurde mir bewusst, dass ihm eigentlich nur dieses Lispeln aufgefallen war.«
    »Es muss doch noch mehr gegeben haben?«
    »Ja schon. Bristol. Das ist ein Stadtteil in Sydney, in Australien. Ich sehe Ihnen an, dass Sie den Zusammenhang wittern?«
    »Warte«, sagte Bjørn. » Ich kapiere nichts mehr.«
    Harry blies den Rauch aus dem Fenster. »Der Schneemann hat mir Folgendes gesagt. Er hat behauptet, der Mörder suche Nähe und wäre sicher schon in meinem Blickfeld aufgetaucht. Wenn er mich nicht sogar berührt hätte. Und als eine Flasche Bristol Cream durch mein Blickfeld glitt, habe ich es endlich kapiert. Ich hatte schon einmal ein Etikett mit diesem Namen gesehen. Und jemandem etwas erzählt. Jemandem, der mich angefasst hatte. Und plötzlich kapierte ich, dass das, was ich gesagt hatte, missverstanden worden war. Ich hatte gesagt, Iska Peller befände sich in Bristol, doch der Betreffende muss verstanden haben: im Bristol, also im Hotel Bristol in Oslo. Und diese Information habe ich Ihnen gegeben, Sigurd. Im Krankenhaus, nach dem Lawinenabgang.«
    »Sie haben ein gutes Gedächtnis.«
    »Was

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