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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Worte gemacht, war nicht näher auf den Zeitpunkt oder die Umstände eingegangen, hatte lediglich mitgeteilt, dass der Kavalier nach intensiven Ermittlungen seitens der örtlichen Polizeidienststelle vor dem alten Gemeindehaus in Ytre Enebakk festgenommen worden sei.
    »Was hat das zu bedeuten?«, wiederholte Bellman.
    »Hm. Vermutlich, dass die Polizei einen der schlimmsten Mörder der norwegischen Kriminalgeschichte hinter Schloss und Riegel gebracht hat«, sagte Harry und versuchte, die hohe Rückenlehne seines Bürostuhls nach hinten zu kippen.
    »Die Polizei?«, fauchte Bellman. »Die Polizeidienststelle in …«, er musste den Zeitungsartikel konsultieren, »… Ytre Enebakk?«
    »Ist doch unwichtig, wer den Fall löst. Hauptsache, er wird überhaupt gelöst«, sagte Harry und tastete seitlich vom Stuhl nach einem Hebel. »Wie funktioniert dieses Teil?«
    Bellman machte einen Schritt zurück und schloss die Tür. »Hören Sie, Hole.«
    »Nicht mehr Harry?«
    »Halten Sie den Mund und hören Sie mir gut zu. Ich weiß, was hier gespielt wird. Sie haben mit Hagen gesprochen, und der hat Ihnen zu verstehen gegeben, dass Sie ihm oder dem Morddezernat die Festnahme nicht überlassen können, weil er damit zu viel riskieren würde. Und wenn Sie schon keinen Heimsieg einfahren konnten, wollten Sie sich wenigstens ein Unentschieden sichern. Sie haben die Ehre und das Verdienst einem Bauerntrampel von Polizisten überlassen, der nicht den blassesten Schimmer von einer Mordermittlung hat.«
    »Ich, Chef?« Harry sah Bellman mit blauen, unschuldigen Augen an. »Eine der Leichen wurde in seinem Bezirk gefunden, da ist es doch nur verständlich, dass er vor Ort ermittelt hat. Und dabei ist er wohl auf die Geschichte mit Tony Leike gestoßen. Verdammt gute Polizeiarbeit, wenn Sie mich fragen.«
    Die Pigmentflecken auf Bellmans Stirn strahlten im gesamten Farbspektrum des Regenbogens.
    »Wissen Sie, wie sich das aus der Sicht des Justizministeriums ausnehmen muss? Sie übertragen mir die Ermittlungen, ich arbeite wochenlang an dem Fall und liefere keine Resultate. Und dann kommt so ein verfluchter Eingeborener und läuft uns innerhalb weniger Tage den Rang ab.«
    »Hm.« Harry zog den Hebel hoch und kippte jäh nach hinten. »Das klingt nicht gut, wenn Sie das so sagen, Chef.«
    Bellman stützte die Hände auf den Schreibtisch, lehnte sich vor und fauchte, dass Harry winzige weiße Spuckebläschen entgegenwirbelten. »Und das, was ich jetzt sage, hört sich auch nicht gut an, Hole. Heute Nachmittag geht ein kleiner brauner Klumpen, der in Ihrem Haus gefunden wurde, zur Untersu chung ins Labor. Und da wird dann festgestellt werden, dass es sich um Opium handelt. Sie sind fertig, Hole!«
    »Und weiter, Chef?« Harry schaukelte auf dem Stuhl hin und her, während er an dem Hebel ruckelte.
    Bellman legte die Stirn in Falten. »Was zum Teufel meinen Sie?«
    »Was wollen Sie der Presse und dem Justizministerium sagen? Wenn die das Datum der in Ihrem Namen durchgeführten Hausdurchsuchung genauer unter die Lupe nehmen und sich fragen, wie es angehen kann, dass Sie nur einen Tag nachdem Sie in der Wohnung eines Polizisten Opium gefunden haben, ebendiesem Polizisten eine gehobene Position in Ihrem Ermittlungsteam anbieten. Der eine oder andere mag da durchaus zu dem Schluss kommen, dass es bei diesem Führungsstil im Kriminalamt durchaus kein Wunder ist, wenn sich ein einfacher Polizist mit einer Arrestzelle und einer Frau, die die Gefangenen bekocht, als besserer Mordermittler erweist.«
    Bellman blinzelte in einer Tour und stand mit offenem Mund da.
    »Endlich!« Harry lehnte sich mit einem zufriedenen Lächeln gegen die eingerastete Rückenlehne. Und schloss die Augen vor der Druckwelle der zuknallenden Tür.
     
    Die ersten Sonnenstrahlen schoben sich gerade über den Bergkamm, als Krongli seinen Schneescooter parkte, abstieg und zu Roy Stille ging, der neben einem Skistock stand, der tief im Schnee steckte.
    »Und?«
    »Ich glaube, wir haben die Stelle gefunden«, sagte Stille. »Das muss der Stock sein, mit dem Hole den Fundort markiert hat.«
    Der kurz vor der Pensionierung stehende Polizist hatte nie Ambitionen gehabt, die Karriereleiter hochzuklettern, aber das dichte weiße Haar, der feste Blick und seine ruhige Stimme verleiteten die Leute häufig, ihn statt Krongli für den Vorgesetzten zu halten.
    Krongli folgte Stille an den Rand des Abgrunds. Stille zeigte nach unten zu einer Geröllhalde, auf der ein Schneescooter lag.

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