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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Lene Galtung zu finden? Und das hat nichts mit dem Mordfall zu tun?«
    »Genau wie beim letzten Mal«, sagte Harry und nahm ein Gemüse in die Hand, das er noch nie gesehen hatte. »Wir suchen nach einer vermissten Person.«
    »Lene Galtung wird, soweit ich weiß, nicht vermisst, sieht man mal von der Regenbogenpresse ab.«
    »Jetzt schon.« Harry zog einen Zettel aus seiner Manteltasche und zeigte Hagen die Unterschrift. »Von ihrer leiblichen Mutter.«
    »Ach ja? Und wie soll ich der Behörde verklickern, dass wir ausgerechnet im Kongo mit der Suche anfangen?«
    »Wir haben eine Spur.«
    »Als da wäre?«
    »Ich habe in einem dieser Klatschblätter gelesen, dass sich Lene Galtung die Haare ziegelrot gefärbt hat. Ich weiß nicht einmal, ob wir diese Farbbezeichnung hierzulande verwenden, vermutlich habe ich mich deshalb daran erinnert.«
    »Woran erinnert?«
    »Dass diese Haarfarbe auch im Pass von Juliana Verni aus Leipzig stand. Ich habe Günther gebeten, zu überprüfen, ob in ihrem Pass ein Stempel aus Kigali ist. Aber die Polizei hat diesen Pass nie gefunden. Er ist weg. Ich bin mir sicher, Tony Leike hat ihn an sich genommen.«
    »Den Pass? Und?«
    »Und jetzt hat ihn Lene Galtung.«
    Hagen legte einen Bund Bok Choy in seinen Einkaufskorb, während er langsam den Kopf schüttelte. »Du begründest eine Kongo-Reise mit einem Artikel in einer Illustrierten?«
    »Ich begründe sie damit, dass ich – oder besser gesagt Katrine Bratt – überprüft habe, was Juliana Verni in der letzten Zeit unternommen hat.«
    Hagen ging auf die Kasse zu, die auf einem Podium vor der rechten Wand stand. »Verni ist tot, Harry.«
    »Tote machen heutzutage Flugreisen. Es hat sich nämlich gezeigt, dass Juliana Verni – oder sagen wir mal eine Frau mit ziegelroten Locken – in Zürich einen Flug ans Ende der Welt gebucht hat.«
    »Ans Ende der Welt?«
    »Goma, Kongo. Morgen früh.«
    »Man wird sie da festnehmen, wenn man feststellt, dass sie mit dem Pass eines Menschen unterwegs ist, der seit zwei Monaten tot ist.«
    »Ich habe deshalb bei der ICAO angerufen. Man hat mir gesagt, dass es bis zu einem Jahr dauern kann, bis die Nummer einer verstorbenen Person aus dem Register gelöscht wird. Was wiederum heißt, dass jemand auch mit dem Pass von Odd Utmo in den Kongo gekommen sein kann. Wir haben jedenfalls kein Abkommen über eine polizeiliche Zusammenarbeit mit dem Kongo. Außerdem ist es dort sicher kein unlösbares Problem, sich von einer Verhaftung freizukaufen.«
    Während der Mann an der Kasse die Waren eintippte, massierte Hagen sich die Schläfen, um den unausweichlichen Kopfschmerzen zuvorzukommen. »Dann finde sie in Zürich. Schick die Schweizer Polizei zum Flughafen.«
    »Wir beschatten sie. Lene Galtung wird uns zu Tony Leike führen, Chef.«
    »Sie führt uns eher in die Verdammnis, Harry.« Hagen bezahlte, nahm seine Waren und marschierte durch die Tür auf die verregnete, windige Grønlandsleiret hinaus, auf der die Menschen mit hochgeschlagenem Kragen und niedergeschlagenem Blick vorbeihasteten.
    »Du verstehst nicht. Bratt hat herausgefunden, dass Lene Galtung vor ein paar Tagen ihr Konto in Zürich geleert hat. Zwei Millionen Euro. Kein schwindelerregender Betrag und definitiv nicht genug, um Leikes Grubenprojekt zu finanzieren. Wohl aber genug, um es durch eine schwierige Phase zu schaffen.«
    »Spekulationen.«
    »Was zum Teufel soll sie denn sonst mit zwei Millionen Euro in bar? Komm schon, Chef, das ist unsere letzte Chance.« Harry machte größere Schritte, um mit seinem Chef mitzuhalten. »Im Kongo findet man keine Menschen, die nicht gefunden werden wollen. Dieses verfluchte Land ist so groß wie Westeuropa und besteht größtenteils aus Urwald, in den noch kein Weißer seinen Fuß gesetzt hat. Sag ja. Leike wird dich sonst in deinen Albträumen heimsuchen, Chef.«
    »Ich habe keine Albträume wie du, Harry.«
    »Hast du den Angehörigen gesagt, wie gut du nachts schläfst?«
    Gunnar Hagen blieb abrupt stehen.
    »Sorry, Chef«, sagte Harry. »Das war unter der Gürtellinie.«
    »Aber wirklich. Und eigentlich verstehe ich gar nicht, warum dir so an meinem Einverständnis gelegen ist, das hat dich doch sonst nie interessiert.«
    »Ich dachte, es wäre ein angenehmes Gefühl für dich, entscheiden zu können, Chef.«
    Hagen sah ihn warnend an. Harry zuckte mit den Schultern. »Überlass das mir, Chef. Anschließend kannst du mich wegen Befehlsverweigerung feuern. Ich nehme alle Schuld auf mich, das ist

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