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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ein Gefängnis mit einem macht. Und warum Vater seine eigene Haftstrafe nie auch nur mit einem Wort erwähnt hat. Ich musste nur eine kurze Haftstrafe absitzen. Trotzdem wäre ich dort drinnen fast verrückt geworden. Aber in dieser Zeit ist mir klargeworden, was ich tun musste. Er sollte für den Mord an meiner Mutter ins Gefängnis wandern. Ich wollte ihn nicht töten, sondern hinter Gittern sehen, lebendig begraben. Aber zuerst musste ich den Beweis finden, die Leiche meiner Mutter. Also baute ich mir da oben in den Bergen eine Hütte, weit weg von den Menschen, um nicht zu riskieren, dass jemand den Jungen wiedererkannte, der mit fünfzehn verschwunden war. Jedes Jahr suchte ich die Vidda ab, Quadratkilometer für Quadratkilometer. Ich begann, sobald der Schnee weg war, arbeitete am liebsten nachts, wenn sonst niemand draußen war, suchte alle Abgründe und Geröllfelder ab. Wenn es sein musste, übernachtete ich in einer Touristenhütte, da steigen ohnehin nur Fremde ab. Aber einige der Einheimischen müssen mich trotzdem gesehen haben, denn es kamen Gerüchte auf, der Junge von Utmo spuke in den Bergen herum.« Tony lachte in sich hinein. Lene öffnete die Augen, aber Tony bemerkte es nicht, er starrte auf das Mundstück einer Zigarette, das er gerade aus der Tasche des Morgenmantels gezogen hatte. Lene beeilte sich, ihre Augen wieder zu schließen.
    »Nach dem Mord an Borgny kam ein neuer Brief, unterzeichnet von Charlotte. Jetzt behauptete sie, hinter den anderen Briefen zu stecken, und ich kapierte, dass ich in einem Spiel gefangen war. Natürlich konnte es sich um einen neuen Bluff handeln, hinter diesen Drohungen konnte jeder stehen, der in dieser Nacht in der Håvasshütte gewesen war. Ich fuhr noch einmal da hoch, um einen Blick ins Gästebuch zu werfen, aber die Seite für die Nacht war herausgerissen worden. Also tötete ich Charlotte. Und wartete auf den nächsten Brief. Er kam, und ich tötete Marit und dann Elias. Danach wurde es still. Dann las ich in der Zeitung, dass sich alle, die sich in derselben Nacht wie die Mordopfer in der Håvasshütte aufgehalten hatten, bei der Polizei melden sollten. Ich wusste natürlich, dass niemand wissen konnte, dass ich dort gewesen war. Wenn ich mich aber meldete, bestand vielleicht die Chance, von der Polizei zu erfahren, wer sich sonst noch dort befunden hatte. Wer es auf mich abgesehen hatte und wen ich noch töten musste. Ich meldete mich direkt bei demjenigen, der, wie ich glaubte, am meisten wusste. Dieser Ermittler, Harry Hole. Ich versuchte ihn über die anderen Gäste auszuquetschen. Aber ohne Erfolg. Stattdessen nahm mich dieser Mikael Bellman vom Kriminalamt fest. Er behauptete, jemand habe von meinem Telefon aus bei Elias Skog angerufen. In diesem Moment verstand ich, dass es in Wahrheit nicht um Geld ging. Jemand hatte es auf mich abgesehen und wollte mich ins Gefängnis bringen. Aber wer war so kaltblütig und sah dabei zu, wie ich einen Menschen nach dem anderen tötete, ohne diesen … diesen Kreuzzug gegen mich aufzugeben? Wer konnte mich so aus ganzer Seele hassen? Dann kam der letzte Brief. Dieses Mal gab er seine Identität nicht preis, schrieb mir aber, dass er in jener Nacht in der Håvasshütte gewesen war, unsichtbar wie ein Geist. Und dass ich ihn gut kannte. Zu gut. Er wollte kommen und mich holen. Da wusste ich, dass er mich doch noch gefunden hatte. Es war mein Vater.«
    Tony holte tief Luft.
    »Er hatte die gleichen Pläne mit mir wie ich mit ihm. Ein lebendiges Begräbnis, er wollte mich lebenslang einmauern. Aber wie war ihm das gelungen? Ich mutmaßte, dass er die Aufsicht über die Håvasshütte hatte und ihm so vielleicht zu Ohren gekommen war, was dort geschehen war. Vielleicht wusste er, dass ich am Leben war, vielleicht beobachtete er mich schon eine ganze Weile aus der Ferne. Nach meiner Verlobung mit dir hat die Boulevardpresse ja ein paar Bilder von mir abgedruckt, und sogar Vater schaut hin und wieder in diese Magazine. Aber er musste mit jemandem zusammenarbeiten, er selbst konnte unmöglich nach Oslo gefahren und bei mir eingebrochen sein oder das Foto von Adele mit dem Messer im Hals gemacht haben. Oder doch? Dann fand ich heraus, dass dieses Schwein nicht mehr auf unserem alten Hof wohnte. Was er nicht wusste, war, dass ich mich da oben im Gebirge nach der langen Suche nach Mutter inzwischen besser auskannte als er. Ich fand ihn in der Touristenhütte unweit des großen Abgrunds. Und freute mich wie ein Kind. Aber es

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