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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Gewehrmündung auf seine Stirn und wiederholte seine Fragen wortgetreu.
    »Where are they? Mister Leike. Tony. Where? Three seconds …?«
    Kinzonzi öffnete die Augen. Harry sah das Weiße in seinen Augäpfeln zittern. Die Angst vor dem Tod ist eine Voraussetzung für das Leben. Das musste so sein, auf jeden Fall hier in Goma.
    Kinzonzi antwortete, langsam und deutlich.

KAPITEL 88
     
    Kirche
     
    K inzonzi lag still da. Der große weiße Mann hatte die Lampe auf den Boden gestellt, so dass sie an die Decke leuchtete. Kinzonzi sah, wie er Oudrys Kleider anzog, das T-Shirt in Streifen riss und sich um Kiefer und Kopf wickelte, um die vom Mundwinkel bis zum Ohr klaffende Wunde zu verbinden. Als er den Stoff straff zog, hing der Unterkiefer nicht mehr herab, doch sogleich drang das Blut durch die Baumwolle.
    Er hatte die wenigen Fragen des Mannes beantwortet. Wo? Wie viele? Wie bewaffnet?
    Der weiße Mann ging zum Regal, nahm einen schweren Koffer heraus, öffnete ihn und überprüfte den Inhalt.
    Kinzonzi wusste, dass er sterben würde. Jung und gewaltsam. Vielleicht aber noch nicht jetzt, vielleicht noch nicht in dieser Nacht. Sein Bauch brannte, als hätte jemand Säure darübergekippt. Aber das würde sicher wieder werden.
    Der weiße Mann erhob sich und nahm Oudrys Kalaschnikow an sich. Dann ging er zu Kinzonzi und beugte sich über ihn, das Licht hinter sich. Eine große Gestalt mit einem weißen Verband, wie man ihn den Toten um Kopf und Kiefer wickelte, bevor man sie beerdigte. Wenn Kinzonzi erschossen werden sollte, dann jetzt. Der Mann ließ die T-Shirt-Streifen, die er selbst nicht gebraucht hatte, auf ihn fallen.
    »Help yourself.«
    Kinzonzi hörte ihn stöhnen, als er die Leiter nach oben stieg.
    Kinzonzi schloss die Augen. Wenn er nicht zu lange wartete, gelang es ihm vielleicht, die schlimmste Blutung zu stoppen, be vor er vom Blutverlust ohnmächtig wurde, und sich nach oben auf die Straße zu kämpfen, zu den Menschen. Mit etwas Glück fand er jemanden, der nicht zur Rasse der Gomageier gehörte. Vielleicht fand er auch Alma und konnte sie zu seiner Frau machen. Denn bald würde sie keinen Mann mehr haben. Und er keinen Arbeitgeber. Er hatte gesehen, was sich in dem Koffer befand, den der große weiße Mann mitgenommen hatte.
     
    Harry stoppte den Range Rover vor der niedrigen Kirchenmauer, Stoßstange an Stoßstange mit dem alten Hyundai, der noch immer dort stand.
    Im Auto sah er die Glut einer Zigarette.
    Harry schaltete die Lampen aus, kurbelte die Scheibe runter und steckte den Kopf heraus.
    »Saul!«
    Die Glut bewegte sich, und der Taxifahrer stieg aus.
    »Harry? Was ist passiert? Ihr Gesicht?«
    »Es lief nicht alles nach Plan. Ich habe nicht damit gerechnet, dass Sie noch hier sind.«
    »Warum nicht? Sie haben mich für den ganzen Tag bezahlt.« Saul strich mit der Hand über die Motorhaube des Range Rover. »Gutes Auto! Gestohlen?«
    »Geliehen.«
    »Geliehenes Auto, sind die Kleider auch geliehen?«
    »Ja.«
    »Blutrot. Vom früheren Besitzer?«
    »Wir lassen Ihr Auto hier stehen, Saul.«
    »Will ich diese Fahrt machen, Harry?«
    »Vermutlich nicht. Hilft es, wenn ich Ihnen sage, dass ich einer von den Guten bin?«
    »Tut mir leid, aber hier in Goma haben wir vergessen, was das bedeutet, Harry.«
    »Hm. Helfen hundert Dollar?«
    »Zweihundert …«, konterte Saul.
    Harry nickte.
    »… und fünfzig«, sagte Saul.
    Harry stieg aus und überließ Saul das Lenkrad.
    »Sind Sie sicher, dass die wirklich dort sind?«, fragte Saul und fuhr auf die Straße.
    »Ja«, sagte Harry vom Rücksitz. »Jemand hat mir mal erzählt, das sei der einzige Ort in Goma, an dem Menschen in den Himmel kommen können.«
    »Ich mag diesen Ort nicht«, sagte Saul.
    »Ach?«, sagte Harry und öffnete den Koffer neben sich. Märklin. Die Gebrauchsanweisung, wie man das Gewehr zusammensetzte, klebte im Kofferdeckel. Harry begann zu arbeiten.
    »Böse Dämonen. Ba-Toye.«
    »Sie sagten, Sie hätten in Oxford studiert?« Das matte, geölte Klicken der mühelos ineinandergleitenden Teile war zu hören.
    »Sie kennen den Feuerdämon wohl nicht.«
    »Nein, aber ich kenne die hier«, sagte Harry und hielt eine der Patronen hoch, die in einem Extrakästchen waren. »Und ich wette auf diese Dinger im Kampf gegen Ba-Toye.«
    Das spärliche gelbe Deckenlicht spiegelte sich in den goldfarbenen Patronenhülsen. Die eigentliche Kugel hatte einen Durchmesser von sechzehn Millimetern. Das größte Kaliber der Welt. Als er den Bericht

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