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Leopard

Leopard

Titel: Leopard Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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ausnahmslos zutrifft. Die Menschen halten Henry – Portrait of a Serial Killer für eine allgemeingültige Beschreibung. Aber in Wirklichkeit sind Serienmörder leider ebenso unterschiedlich und individuell wie alle anderen Menschen auch. Es gibt nur eine Sache, die sie von anderen Kriminellen unterscheidet.«
    »Und die wäre?«
    »Sie werden nicht geschnappt.«
    Bjørn Holm lachte, erkannte, dass es unpassend war, und klappte seinen Mund zu.
    »Das stimmt doch wohl nicht?«, warf Kaja ein. »Was ist mit …«
    »Du denkst an die Fälle, in denen man ein Muster erkannt hat und dadurch die Menschen dahinter ausfindig machen konnte. Aber denk nur an all die unaufgeklärten Morde, die man noch immer für Einzelfälle hält und bei denen man nie einen Zusammenhang erkannt hat. Das sind Tausende.«
    Kaja sah zu Bjørn hinüber, der vielsagend nickte.
    »Du glaubst aber an einen Zusammenhang?«, fragte sie.
    »Yes« , sagte Harry. »Und den müssen wir finden, ohne irgendwelche Verhöre zu führen, die uns auffliegen lassen könnten.«
    »Und wie soll der aussehen?«
    »Als wir beim Staatsschutz mögliche Bedrohungsmodelle zusammenstellten, haben wir nichts anderes gemacht, als nach etwaigen Verbindungen Ausschau zu halten, ohne mit einer Seele zu reden. Wir hatten Zugriff auf eine NATO -basierte Suchmaschine, lange bevor es so etwas wie Yahoo oder Google gab. Darüber kamen wir überall hinein und scannten praktisch alles, was Zugang zum Internet hatte. Das müssen wir jetzt auch tun.« Er schaute auf die Uhr. »Und deshalb werde ich in anderthalb Stunden in einem Flieger nach Bergen sitzen und in drei Stunden mit einer arbeitslosen Kollegin sprechen, von der ich hoffe, dass sie uns helfen kann. Lasst uns hier also fertig werden. Kaja und ich haben schon miteinander gesprochen, Bjørn. Was hast du?«
    Bjørn Holm zuckte zusammen, als wäre er geweckt worden.
    »Ich? Ähh … nicht viel, fürchte ich.«
    Harry rieb sich vorsichtig über den Kieferknochen. »Aber du hast was.«
    »Nee. Weder die Kriminaltechnik noch die anderen Ermittler haben irgendeine Spur im Marit-Olsen-Fall oder den beiden anderen Fällen gefunden.«
    »Zwei Monate«, sagte Harry. »Komm schon.«
    »Ich kann es gern noch einmal wiederholen«, sagte Bjørn Holm. »Seit zwei Monaten analysieren und durchleuchten wir Blutproben, Haare, Nägel und gucken uns an den Bildern die Augen wund, aber gefunden haben wir nichts, you name it . Wir haben 24 Theorien aufgestellt, wie und warum er 24 Löcher in die Mundpartie der ersten Opfer gestochen hat, die alle von einem zentralen Punkt im Inneren des Mundes auszugehen scheinen. Eine Antwort haben wir aber nicht gefunden. Auch Marit Olsen hatte eine Wunde im Mund, aber die stammte von einem Messer und war grob, unachtsam und gewalttätig zugefügt worden. Kurz gesagt: nada .«
    »Was ist mit diesen Steinchen, die in dem Keller bei Borgny gefunden worden sind?«
    »Analysiert. Viel Eisen und Magnesium, ein bisschen Aluminium und Silikat. Ein basaltiges Gestein. Porös und schwarz. Macht dich das klüger?«
    »Sowohl Borgny als auch Charlotte hatten Eisen und Koltan auf der Innenseite ihrer Zähne. Was bedeutet das?«
    »Dass sie mit derselben Scheißgerätschaft ermordet wurden, aber deshalb wissen wir noch immer nicht, was das für ein Ding war.«
    Pause.
    Harry räusperte sich. »Okay, Bjørn, jetzt sag schon.«
    »Was denn?«
    »Das, worüber du nachdenkst, seit wir hier sitzen.«
    Der Kriminaltechniker kratzte sich am Backenbart und sah Harry an. Dann räusperte er sich zweimal und blickte zu Kaja, als erwartete er von ihr Hilfe. Öffnete den Mund und schloss ihn wieder.
    »Okay«, sagte Harry, »dann machen wir damit weiter, dass …«
    »Es geht um das Seil.«
    Die zwei anderen sahen Bjørn an.
    »Ich habe Muscheln daran gefunden.«
    »Ach ja?«, fragte Harry.
    »Aber kein Salz.«
    Sie sahen ihn noch immer an.
    »Das ist ziemlich ungewöhnlich«, fuhr Bjørn fort. »Muscheln. Im Süßwasser …«
    »Und?«
    »Tja, ich habe das mit einem Limnologen besprochen. Also, es handelt sich um eine Jütlandmuschel, die kleinste Teichmuschelart, die man bisher nur hier bei uns in Norwegen gefunden hat.«
    »Und die Nominierten sind?«
    »Øyeren und Lyseren.«
    »Distrikt Østfold«, sagte Kaja. »Nachbargewässer. Groß.«
    »In einer dichtbevölkerten Gegend«, sagte Harry.
    »Sorry«, sagte Holm.
    »Hm. Gibt es irgendetwas an dem Seil, woraus man schließen könnte, wo es gekauft wurde?«
    »Nein, das ist es ja«,

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