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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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werden. Aber die Eltern – sie sind dann die Ält e sten. Sie sind frei. Sie können tun und lassen, was sie wollen. Sie unterhalten untereinander Beziehungen, aber nicht sexueller Art. Dadurch sind sie völlig frei. Einige schließen sich zu kleinen Gruppen zusammen; du wü r dest sie als Kommunen bezeichnen, obwohl es nicht g e nau das gleiche ist; andere gehen in die Regierung oder ins Geschäftsleben. Wieder andere werden mnath, das heißt Weise. Sie leben allein – seltener zu zweit – in den Bergen und Wäldern.“
    „Bleiben die Erwachsenen der älteren Generation nicht zusammen?“
    „Ja, manchmal. Aber genauso oft auch nicht. Es gibt kein Gesetz – die Leute tun, was ihnen gefällt. In der K a ren-Gemeinschaft ist es Tradition, daß die Innenve r wandten bleiben und an der Schule unterrichten, die zur Webe gehört. Manchmal bleiben auch die Zweiteltern, die vor der Verwebung Außenverwandte waren. Unsere Webe ist schon sehr alt, und solche Traditionen bedeuten uns sehr viel. Aber die Ältesten leben nicht im yos. Das ist verboten. Dadurch hat der yos nur eine ganz bestim m te Größe und jeder darin Anspruch auf den gleichen A n teil an Wohnraum. Der übliche Besitzerstolz hat bei uns keine Chance.“
    Han war erstaunt über die Einblicke, die er durch sie erhielt. Dennoch war seine Neugier noch immer nicht gestillt. „Na gut, das hört sich ja alles ganz schön an. Aber wie steht’s mit arm und reich? Haben die Reichen nicht größere Häuser? Oder kennt ihr das Problem gar nicht? Und wer sitzt in der Regierung?“
    „O ja, wir haben Arme und Reiche. Aber du denkst in Begriffen wie Familie und Erbschaft. Bei uns ist es die Webe, die arm oder reich ist. Im übrigen, wenn du die Gemeinschaft verläßt – ob nun Außenverwandter oder Ältester – das einzige, was du mitnimmst, sind rein pe r sönliche Dinge: Kleidungsstücke und ähnliches. Wir wi s sen, daß Eigentum unfrei macht. Ebenso verhält es sich mit dem Grundbesitz. Dein Eigentum befindet sich dort, wo du lebst und arbeitest. Nichts mehr. Das ist alles. E i nige Älteste werden sehr reich und mächtig. Aber wenn sie sterben, fällt ihr gesamtes Hab und Gut an den G e meinschaftsfonds zurück – und zwar alles, ohne Au s nahme.
    Was die Regierung anbelangt, so weißt du vielleicht, daß jede Webe bestimmte Aufgaben zu erfüllen hat: die eine backt Brote, eine andere baut Häuser, und so erfüllt jede irgendeine Aufgabe innerhalb der Gesamtgemei n schaft. Genauso steht es mit der Regierung – die eine Webe führt die Geschäfte, andere leisten Hilfsdienste zu ihrer Unterstützung. Du hast ja Yalvarkoy und Lenkurian Haoren kennengelernt. Sie stammen ebenfalls von Ke n ten und gehören zu einer Webe, die – wie du es wohl ausdrücken würdest – für das Innenministerium veran t wortlich ist. Unsere Regierung ist sehr klein. Wir üben Selbstkontrolle, deshalb brauchen wir niemanden, der sie verordnet. Wenn man vielschichtige und aufgeblasene Regierungsapparate vermeiden will, so muß man auch die Bedingungen vermeiden, die zu vielschichtigen Pr o blemen führen.“
    „Das hört sich nicht besonders freiheitlich an.“
    „Na schön, hinsichtlich der Führung von Regierung s geschäften – nein! Aber wir werden von der Regierung nicht belästigt. “
    „ Du sagtest Selbstkontrolle. Ich frage mich, ob es we l che gibt, die sich nicht selbst kontrollieren können.“
    „Ja, die gibt es. Und da setzt die Schule an. Wir in Karen sind so etwas wie Polizei und Richter in einem. Unser G e setz ist die Gleichheit. Wie jedes andere Volk, so sind auch wir zu Unredlichkeiten fähig. Deshalb brachte man mir das Ler-Gesetz und alle Formen der Gewaltanwendung bei – und dazu Philosophie, denn nur der Weise kann urteilen, und nur der Sanftmütige hat Kontrolle über die Gewalt.“ Bei den letzten Worten verfiel Liszendir in einen eige n tümlichen Sprachrhythmus, fast so, als würde sie singen.
    „Oder auch: Auge um Auge, Zahn um Zahn?“
    „In manchen Fällen auch eine entsprechende Gel d summe.“
    „Du weißt ja wirklich eine Menge über eure Kultur.“
    „Ja, magst du einige Zitatkostproben?“ Sie lachte. „Ich kann das Buch der Gesetze, den Weg der Weisen und die Kommentare der vierzehn Weisen rezitieren, falls du es wünschst – oder auch alle Namen meiner Innenve r wandtschaft, bis hinab zur zhan- Generation. Diese Zahl bedeutet die zweite Potenz von vierzehn und hat die gle i che Bedeutung wie eure Zahl einhundert.“
    Han lachte

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