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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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möglich, so gehe nur bei Nacht, denn Lichter kann man sehen. Sei vorsichtig am Tage. Versuche dich zu orientieren und die Lage deines Standortes festzustellen.
    Han konnte bei der Dichte des Waldes nicht besonders gut und weit sehen. Er wußte, daß er sich auf einem flach abfallenden Abhang befand, und so verließ er seinen Gleiter und marschierte geräuschlos durch die Dunke l heit, bis er die Hügelkuppe erreicht hatte. An Stellen, wo die Bäume die Sicht freigaben, konnte er die Sterne und die Umrisse entfernterer Hügel sehen – dunklere Flächen markierten jene Stellen, wo sich die Talsenken befanden. Er umkreiste den Hügel mehrere Male – nichts war zu bemerken: keine Lichter, kein Rauch, keine Anzeichen, daß irgend jemand außer ihm auf Chalcedons Erdboden einherwanderte. Er wußte auch nicht, welche Richtung er nehmen sollte. So blieb er, wo er war. Er hatte die Mö g lichkeit, es herauszufinden. Es würde nur viel Zeit kosten – doch davon hatte er mehr als genug.
    Er merkte sich einige helle Sterngruppierungen nahe dem Horizont, indem er sie spielerisch mit Namen b e nannte, und prägte sie sich sorgfältig nach ihrem Auss e hen und ihrer Stellung zu seinen eigenen Markierung s punkten in der Landschaft ein. Er wartete nicht auf das Aufgehen des Mondes, denn er wußte, Chalcedon hatte keinen.
    Die Zeit verstrich langsam auf diesem Planeten, aber nach einigen Standardstunden, die er auf seiner Uhr abl e sen konnte, studierte er erneut den Himmel am Horizont. Ein paar seiner Sternenbilder waren hinter der Horizon t linie verschwunden, andere standen hoch am nächtlichen Himmel. Wieder andere hatten sich nach rechts oder links hin bewegt. Aufgrund der Standorte und Bewegu n gen konnte er nun den Himmelsnorden bestimmen. Er war höher zum Zenit hin, als er angenommen hatte. Er befand sich weit nördlich von der Hauptstadt, die ihre r seits näher am Äquator lag. Nun wußte er auch, wo Osten, Westen und Süden waren, auch wenn er nicht g e nau sagen konnte, wie weit er bei seinem Landungsflug abgetrieben worden war. Er vermutete, um einige Grade nach Westen. Somit mußte er den Weg nach Südwesten einschlagen. Han griff sich sein Rettungspäckchen, warf es über die Schulter und machte sich, vorsichtig durch die schweigende Dunkelheit tastend, auf den Weg. Sein Messer hielt er griffbereit; er wußte so gut wie nichts über das Leben der einheimischen Tiere auf Chalcedon – im Falle einer hautnahen Lektion würde er sie sein Leben lang nicht mehr vergessen.
     
    Tagelang wanderte er durch ein leeres, unbewohntes Land. Chalcedon war kein völlig flacher Planet; er hatte eine sanft gewellte Oberfläche, manchmal eher hügelig, dann wieder eben wie ein Brett. Er überquerte vom R e gen angeschwollene Flüsse und marschierte mit einer Planmäßigkeit und Routine, die sich jeden Tag aufs neue wiederholte: von Sonnenaufgang bis kurz vor Mittag, dann Pause, vom späten Nachmittag bis nach Anbruch der Nacht, dann wieder Pause. Er merkte, daß er sich mit seiner Marscheinteilung kaum an die langen Tageszyklen von Chalcedon gewöhnen würde. Allmählich bekam er ein Gespür für den neuen Zeitrhythmus; ein Tag hatte fast 32 Standardstunden, ohne jegliche Schwankungen. Es war für ihn jedoch unmöglich abzuschätzen, wie weit er bisher gegangen war; es gab keine Landmarkierungen in weitem Umkreis. Die Hügel oder Bodenschwellen w a ren einander im Aussehen zu ähnlich.
    Auch konnte er keine Tiere entdecken, obwohl er bei Nacht ab und zu weit entfernte Schreie vernahm. Vögel sah er ebenfalls nicht – anscheinend gab es auf dem ga n zen Planeten keine –, eine Tatsache, die ihn nicht beso n ders froh stimmte. Daß die Früchte eßbar waren, wußte er aus seiner Studienzeit, ebenso, daß es keinerlei giftige Pflanzen in der Chalcedon-Flora gab – es war ein freun d licher Planet, vielleicht der freundlichste im ganzen Un i versum. Die Früchte waren ein angenehmer Ausgleich zu seinem Nahrungskonzentrat, das er wegen seines schrecklichen Geschmacks nur mit größter Gelassenheit hinunterwürgen konnte. So marschierte er drauflos, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was er wohl tun würde, wenn er plötzlich auf bewohntes Gebiet stieße.
    Müde vom dauernden Auf und Ab seines täglichen Marschpensums, hatte sich Han schließlich einen näch t lichen Rastplatz gesucht. Er lag in einem dichten Gehölz wohlriechender Bäume – mitten in einer schmalen Senke. So bemerkte er lange Zeit gar nicht den schwachen

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