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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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Lichtschein, der sich über einen Teil des horizontnahen Himmels ausbreitete. Erst später, als er aus routinemäß i ger Vorsicht das Gehölz umrundete, wurde er sich dieses Lichts bewußt. Aber er war zu müde und fühlte sich zu zerschlagen, um sich darüber aufzuregen oder um mehr dahinter zu vermuten als eine der üblichen Naturersche i nungen. Er ließ sein Gepäck zurück und erklomm, schon etwas weich und schwach in den Knien, die Kuppe der nächstliegenden Bodenschwelle.
    Von oben blickte er hinunter in ein breites, flaches Tal, das sich so weit hinzog, daß er selbst mit seinem inzwischen geübten Nachtblick die gegenüberliegende Anhöhe nicht erkennen konnte. Aber das war es auch nicht, was ihn interessierte. Lichter sah er – schwach nur, sicherlich, aber dennoch Lichter, gleich erleuchteten Fe n stern in der Dunkelheit. Nicht nur eines – nein, viele, so viele, als befinde sich dort unten eine kleine Dorfg e meinde. Es war der herrlichste Anblick, an der er sich je erinnern konnte. Seine Müdigkeit vergessend, machte er sich auf und ging den Abhang hinunter auf die Lichte r punkte zu; unterwegs sprach er laut die Geschichte, die er den Leuten erzählen wollte, vor sich hin – und zwar in allen Einzelheiten, wobei er nur die Anzahl der Marsc h tage aussparte, da er jegliches Zeitgefühl für die Dauer seines Irrweges verloren hatte.
    Als er seinem Ziel näher kam – ein Prozeß, der kein E n de zu nehmen schien, da die klare Luft die Distanz stark verkürzte –, schlug seine anfängliche Euphorie in Enttä u schung um: Ein Licht nach dem anderen verlösc h te, bis auf ein paar wenige, die – dicht an dicht – zu e i nem einzigen Haus gehörten. Han hatte gehofft, auf eine Menschensie d lung gestoßen zu sein, aber dies hier war ganz offensich t lich ein Ler-Dorf, was er undeutlich an den U m rissen der Häuser zu erkennen glaubte. Menschen lebten nicht in niedrigen, unregelmäßig geformten E l lipsoiden. Die Webe-Häuser hießen bei ihnen yos. Er war nun schon nahe genug herangekommen, um erkennen zu können, daß es eine bl ü hende kleine Gemeinde war: überall woh l bestellte Felder, Scheunen, Schober und Häuser; ein abgelegener Ort, is o liert von der Außenwelt, keine Stromle i tungen, Sendetürme oder Straßen – nur einige schmale Feldwege, auf denen Han die Abdrücke von Hufen und Füßen erkennen kon n te. Vier Zehen und Druck auf den Fußballen.
    Han vermutete, daß sie schon alle schliefen. Ler lie b ten den Schlaf und gingen selbst in zivilisierteren Gege n den kurz nach Einbruch der Dunkelheit zu Bett. Siche r lich arbeitete man in diesem Ort sehr hart während des langen Tages und stand wohl auch sehr früh auf. Trotz der vorgerückten Stunde erloschen dennoch erst jetzt die Lichter – nur ein einzelner yos blieb hell erleuchtet. Er war nahe genug herangekommen, um Stimmen hören zu können. Stimmen! Feine Stimmen, und soweit er es mi t bekam, benutzten sie eine merkwürdig fremde Sprache: Ler-Single-Sprache. Dennoch erfüllte sie ihn mit Freude, so daß er am liebsten laut gejubelt hätte.
    Endlich stand er vor dem hell erleuchteten Haus oder yos. Han kannte ihre Art, in eckenlosen Gebäuden zu leben, allerdings wußte er nicht, warum sie gerade diese Form bevorzugten. Die Scheunen und Schuppen schi e nen dagegen normal viereckig zu sein. Er hatte bisher einen yos nur auf Bildern gesehen. Er ähnelte genau den Beschreibungen, die er schon mehrfach erhalten hatte: eine willkürliche Ansammlung von abgeflachten E l lipsoiden , die sich genau den Konturen des Untergrundes anpaßten, wobei jeder „Raum“ ungefähr einen Fuß über dem Erdboden auf jeweils eigenen Stützen ruhte. Er wußte nicht, was zu tun war. Trat man einfach vor die Tür und klopfte? Bei diesem yos hier gab es keine Tür, nur einen handgewebten Vorhang. Vielleicht stellte man sich auch in den Hof und krähte wie ein Hahn? Er fühlte sich schwindlig, halbtot vor Müdigkeit und verspürte das unbändige Bedürfnis, wieder in Gesellschaft zu sein.
    Das Problem löste sich schließlich von selbst. Aus dem yos trat ein Alter mit langen weißen Haaren. Er ve r harrte, schaute einen Moment lang ungläubig auf Han und sprach ihn dann in ruhigem Ton an. Der jedoch verstand nicht ein einziges Wort. Es war in der Tat Ler-Single-Sprache. Han schüttelte den Kopf, in der Hof f nung, der Person, die er vor sich hatte (er wußte nicht, ob es ein Mann oder eine Frau war, denn wie bei den Me n schen auch nahmen bei den Ler die

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