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Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger

Titel: Ler-Trilogie 01 - Morgenrötes Krieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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versank in tiefen Schlaf.
    Als er erwachte, war er allein. Der Raum, ein weiteres, etwas kleineres Ellipsoid, erstrahlte im hellen Tageslicht. Er kroch hinaus in jenen ersten Raum, der Wohnzimmer, Küche und Diele in einem war. Er horchte, um festzuste l len, ob jemand im Hause war. Aber er bemerkte nichts, was auf die Anwesenheit der Bewohner schließen ließ. Von draußen vernahm er Stimmen. Er zögerte und fühlte seinen Bart, der während des langen Marsches wild g e wuchert war. Bestimmt hatten sie nichts, um ihn zu stu t zen. Er fragte sich, welchen Eindruck er damit wohl auf sie machte, wenn ihn schon Liszendir als „ zu ungelenk und zu behaart“ empfunden hatte. Eine andere Welt und dennoch: Sie waren großzügig und freundlich zu ihm gewesen.
    Er ging zum Eingang und schob den Vorhang beiseite. Der yos lag, was nun bei Tageslicht gut zu erkennen war, auf einer niedrigen Bodenerhebung. Nicht weit entfernt plätscherte ruhig und behäbig ein sauberer Bach, der die Gegend, das Dorf und die klare Luft murmelnd komme n tierte. Eine Holzrinne leitete sein Wasser in die Nähe des Hauses, wo es in einem größeren hölzernen Bottich au f gefangen wurde. An jener Stelle, wo es in ähnlicher We i se wieder in den Bach zurückgeleitet wurde, konnte er ein kleines nacktes Mädchen von etwa vier Jahren sehen, das am Wasser spielte, kleine Dämme baute, sie wieder einriß und dabei beobachtete, wie das gestaute Wasser abfloß und den Damm mit sich riß. Sie schaute hoch und erblickte Han. Sie sah ihm direkt und furchtlos ins G e sicht, mit einer gewissen Verwunderung in den weit au f gerissenen Augen. Sie unterbrach ihr Spiel, näherte sich scheu den Treppenstufen, stieg hinauf und berührte se i nen Bart. Dann lachte sie und rannte blitzschnell davon, wobei sie irgend jemanden mit ihrer unbeschwert si n genden Stimme herbeirief.
    Augenblicklich erschien Dardenglir, den Han die Nacht zuvor kennengelernt hatte; auch jetzt trug er ein Kleinkind in seinen Armen. Ja, er hatte recht gehabt, er war ohne Zweifel männlichen Geschlechts. Da er nun schon seit einiger Zeit mit Liszendir zusammen gewesen war, hatte er einen Blick für die Unterschiede beko m men: der Gang, der Knochenbau, die ganze Haltung. Dardenglir begrüßte ihn höflich und zuvorkommend.
    „Die Sonne ist erwacht, mein Freund, und du ebe n falls. Ein gutes Zeichen.“
    „Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll …“
    „Das brauchst du nicht. Wir haben selten Besucher hier. Dem letzten menschlichen Gast haben wir ein gr o ßes Haus auf dem Hügel gebaut.“ Han schaute sich um. Es war kein Haus zu sehen, auch keine Anzeichen, daß es je eines gegeben hatte. Er wandte sich wieder Dardenglir zu, der lächelnd meinte: „Du siehst, wie es ist. Selbst Ler kommen selten in diese Gegend. Wir verlangen nicht viel als Gegenleistung – nur ein paar Geschichten und eine Hand, die bei der Feldarbeit mit zupackt.“
    „Was das letztere anbelangt, so bin ich bereit; was für Geschichten aber meinst du?“
    „Was sich so in der weiten Welt zuträgt.“
    „Ach so, diese Art von Geschichten. Gut, ich kann ein paar erzählen, bezweifle aber, daß mich viele verstehen werden.“
    „Kein Problem. Ich werde übersetzen. Und wenn du länger bleibst, so kann ich dir die Single-Sprache be i bringen – dann kannst du dich verständlich machen. Zur Zeit sind wir beide die einzigen, die hier im Dorf die Al l gemeinsprache beherrschen. Ich bin dankbar für ein w e nig Praxis – es ist lange her. Man rostet ein, hier in Ghazh’in.“
    Han kam die Stufen herunter in den Hof. „Wo sind die anderen?“
    „Einige hier, andere dort. Tanzernan, jene, die gestern abend ihr Kind zur Welt gebracht hat, trifft sich heute mit den Innenverwandten ihrer alten Webe, in der sie eine thes war. Sie unternimmt mit ihnen heute irgend etwas Besonderes. Sie und ich, wir sind korh und dazh, du würdest es Zweitmutter und Zweitvater nennen. Ich habe mich mit Pethmirian verwoben, die eine madh oder Erstmutter war. Sie arbeitet heute auf dem Feld. Bazh’ingil repariert einen Wagen, dort hinten bei der Scheune. Weißt du viel über uns?“
    „Nur das Wichtigste. Ich kenne keinen Ler näher, a u ßer … aber lassen wir das!“
    „Wie du schon gesehen hast, bist du mitten in ein Fest hineingeplatzt. Es war nicht nur die Geburt, die wir feie r ten, sondern auch den Fortbestand dieses klanh, dieser Webe. Jetzt haben wir unsere nächste Generation von Innenverwandten – Mädchen und Jungen. Die

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