Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Schritt weiterzugehen, trotz der Unterstützung. Sie hatte das Ende ihrer physischen Kraft erreicht. Morlenden beugte sich nach vorn und ließ sie sich mit ihrem vollen Gewicht über die Schulter fallen. Sie war leichter, als er es erwartet hätte … Maellenkleth war gut gebaut gewesen, schön und stark, aber diese Schaeszendur bestand nur aus Schaum und Blasen, und ihr Fleisch war weich und schwammig. Sie hatte zwar noch grundsätzlich den gleichen Körperbau, aber sie hatte sehr abgenommen … und er kam trotz ihres Gewichts besser voran, weil er sie jetzt nicht mehr halb hinter sich her zu zerren brauchte.
Er drehte sich nicht um, um nach dem Flugzeug zu sehen; er lauschte. Er hörte, wie das Brummen und Klopfen des Motors abrupt den Tonfall änderte. Er versuchte, es zu ignorieren, konnte es aber nicht; Morlenden schwang die Last des Mädchens auf seiner Schulter ungeschickt herum und drehte sich langsam um, um nachzusehen. Der dunkle Fleck am Himmel war südlich nun fast direkt neben ihnen, und er fiel herab, wie sich ein Herbstblatt herabsenken würde, aber ohne die plötzlichen Wendungen und Schlenker des Blatts. In tieferer Position hielt er an, als sei er gegen eine Wand von Federn gestoßen, die Motoren heulten mächtig auf und senkten dann wieder ihre Tonhöhe. Das Flugzeug schwebte, blieb nun völlig still in der Luft stehen, und die Lichter gingen wieder an. Mit ihnen gingen noch andere Lichter an, Suchscheinwerfer, die auf den Boden gerichtet waren. In ihrem Schein konnte er erkennen, wie Strickleitern aus dem Flugzeug fielen und sich abrollten und wie sofort Gestalten an ihnen herabkletterten, von denen viele große Lasten auf dem Rücken trugen. Morlenden mühte sich mit seiner Last ab, stolperte in die Richtung weiter, in der er Fellirian vermutete, und versuchte, sich schneller und leiser zu bewegen. Und hinter sich hörte er jetzt Stimmen, ganz leise, von den Bäumen und der Luft gedämpft, geisterhaft, körperlos. Das Luftkissenfahrzeug ließ den Motor aufheulen, stieg scharf in die Höhe und drehte sich dabei, um sich ein wenig in Richtung der Stadt zurückzuziehen. Er blieb stehen und horchte nach Fellirian. Er konnte sie über dem Klopfen seines Herzens und dem Lärm des Flugzeugmotors nicht hören. Morlenden lauschte noch einmal sorgfältig, alle seine Sinne waren angespannt und aufmerksam. Das Motorengeräusch wurde leiser. Sonst … nichts.
Auch die Stimmen wurden leiser und verstummten. Er begann nun, einen Hauch von Angst zu spüren … als er den Hügel hinauf einen Weg verfolgte, der ihm als der beste erschien, erwartete er halb und halb, ein scharfes, herrisches Kommando zu hören. Oder vielleicht einen scharfen Schmerz. Eine Gänsehaut überlief ihn. Wo zum Teufel war Fellirian?
Es gab kein konkretes Anzeichen dafür, daß er verfolgt wurde. Um ihn herum schien alles ruhig zu sein. Morlenden ging weiter und bemerkte, daß die Steigung ein wenig sanfter wurde und daß die Bäume größer, reifer waren; er wußte instinktiv, daß er in der Nähe des Zauns war, konnte ihn aber noch nicht sehen.
Hinter sich, jetzt weit den leichten Abhang hinunter, hörte Morlenden ein seltsames, halb gedämpftes Geräusch, mehr ein verlängertes Puffen oder Sausen als der Knall einer Schußwaffe. Er hatte so etwas noch nie gehört. Nachdem dieses Geräusch erstorben war, hörte er auch Rufe, Geschrei, heisere Beschimpfungen, auch sie von der Entfernung und den dazwischen befindlichen Bäumen verzerrt. Kris, Kal, Ayali … Er hörte weitere Geräusche, in weiter Entfernung ein Krachen und Reißen im Gebüsch, weitere Rufe, die, wie es schien, alle in Modanglisch erfolgten. Wie viele? Drei? Vier? Er hatte fünf oder sechs Männer aus dem Luftkissenfahrzeug klettern sehen. Nach dem Lärm, den sie machten, schien es sich jedoch eher um eine kleine Armee zu handeln. Trotzdem beruhigte ihn der andauernde Lärm; sie wären nicht so laut, wenn sie jemanden von den anderen dreien gefangen hätten. Nein, wahrscheinlich ärgerte Kris sie und lenkte sie auf sich. Das würde Kris ähnlich sehen; und dann würde er einfach zwischen den Bäumen verschwinden. Die Geräusche, das Krachen und das Geschrei bewegten sich weiter weg nach Süden und wurden leiser.
Morlenden spürte nun das volle Gewicht seiner Erschöpfung und hielt mit schwimmendem Kopf an. Er beugte sich nach vorn und legte Schaeszendur so sanft er konnte auf den Boden und bettete ihren Kopf auf einen Haufen Piniennadeln, die er hastig
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