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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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eine von uns vom Boden aus machen können. Ich sollte also von allen Richtungen des Raumes visuelle, polychrome Ansichten bekommen und sie mir einprägen. Dann sollte ich all diese Ansichten von verschiedenen Stellen der Erdumlaufbahn um die Sonne miteinander kombinieren und aus dem eidetischen Gedächtnis eine Karte des interstellaren Raumes in meinem Geist heranbilden. Da mir eine Parallaxen-Grundlinie von einhundertfünfundachtzig Meilen Länge – der Durchmesser der Umlaufbahn – gegeben wäre, würde ich eine ausgezeichnete dimensionale Sicht bekommen. Nachdem ich das Bild hatte, konnte ich es unter Verwendung von Raummatrix-Koordinaten der Multisprache in eine dreidimensionale Gitternetzkarte übertragen, welche sodann als Basis für vergleichende Astrogation benutzt werden würde.“
    „Wie das?“
    „Du schaust in einer klaren Nacht zu den Sternen hinauf. Kannst du in ihrer Anordnung eine Regelmäßigkeit entdecken?“
    Morlenden zögerte. „Nein … Ich sehe die helleren Konstellationen, aber sie scheinen willkürlich verstreut zu sein. Ich kann nicht sagen, was nah ist oder fern oder worauf sich was bezieht. Lichter am Himmel. Jupiter und Mars scheinen ebenso weit entfernt zu sein – oder so nahe – wie Sirius, die Wega, Deneb.“ Die Stern- und Planetennamen hatte Morlenden unbewußt so genannt, wie er sie von Fellirian gehört hatte; es waren die alten modanglischen Namen. Erst jetzt, da er die Worte ausgesprochen hatte, merkte er, wie fremdartig und seltsam sie klangen. Mevlannen bemerkte es ebenfalls. Ein leichtes Lächeln huschte über ihr Gesicht.
    „Du kennst die Namen der Sterne nicht, denn jene, die Namen geben, sind identisch mit jenen, die Ordnung suchen. Es war ein langwieriger Prozeß, denn wir mußten teilweise mit alten Karten arbeiten. Man kann sie nicht alle vom Boden aus sehen. Mühseliges Forschen, Tausende von Nächten sorgfältigen Beobachtens, Sorgfalt und Geheimhaltung, damit nicht bekannt wurde, daß wir überhaupt zu den Sternen aufschauen. Aber wir haben unsere eigenen Namen für die Sterne, für die nahen, die wir kennen und fühlen, und für die fernen, die wir als Bezugspunkte verwenden. Du kennst den Kanon der Namen: eine Silbe für Dinge, zwei für Orte, drei für Personen, vier für Sterne und für die ‚Attribute Gottes’ {43} fünf. Deshalb ist Borlinmeldreth mit dem unseren Vorfahren geläufigen Begriff Sirius identisch; Kathiarvashien mit Sigma Doradus; Skarmethseldir mit Deneb. Es gibt viele Namen, die wir lernen und auswendig aufsagen mußten.“
    „Namen, ja, aber es ist doch immer ungeordnet“, meinte Morlenden.
    „So scheint es. Aber es gibt ein großes und mächtiges System der Ordnung im Raum, obwohl es von einem Wesen auf der Oberfläche nicht ohne Matrix in der Vorstellungskraft gesehen werden kann. Es ist ein zu gigantischer Maßstab für uns. Und wir reden über visuelle Dinge, über Dinge, die wir mit unseren Augen sehen. Du kannst nicht einmal anfangen, dir vorzustellen, wie dasselbe Volumen durch den Symbolisierer, in Raum-vier beobachtet, aussieht. Oder in einem beliebigen anderen. Mehr als chaotisch, es lebt von Kräften und unbekannten Objekten, deren Natur wir nicht bestimmen können. Da gibt es Strudel und Strömungen, Wellen und Winde und Stürme, von denen wir weder Quelle noch Abfluß kennen. Und wie die alten Vorläufer, polynesische Seefahrer, Lichter im Meer sahen, Lichter, die vom nahen Land kündeten, den Glanz des Meeres, so sehen wir den Glanz im Meer des Raumes; aber es ist ein Glanz, der uns ebenso ängstigt. Der hin und her wogt wie der Pazifische Ozean dort unten, an den Klippen am Fuße des Pico Tranquillon. Und für ein derartiges Schiff kann es nirgendwo einen Ankerplatz geben, für den Piloten keinen Landurlaub, obwohl ein Planet gefunden werden mag und die Passagiere, unser Volk, aussteigen. Für uns ist eine Planetenlandung nur mehr Arbeit in Raum-drei … Und es gibt noch andere Dinge, Dinge, die wir im Verlauf des Spiels nur vage wahrnehmen können, Dinge, die überhaupt keine visuelle Analogie haben. Sie bewegen sich, scheinen einen eigenen Willen zu haben. Sind es Lebensformen? Vielleicht. So gut wir also auch denken, wir sehen den Raum in der Darstellung und müssen folglich aus der visuellen Wahrnehmung eine Koordinaten-Bezugsreihe ableiten. Denn im Spiel zeigen sich mancherlei Dinge, die man nicht sehen kann und deren Standort wir kennen müssen – etwa, wo der Galaktische Norden liegt, G-Süden, Solarer Norden,

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