Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
etwas Schlimmeres anzuwenden. Sie wollen eine Rechtfertigung, es zu gebrauchen. Und was? Jenes Ding, das die Anomalität hervorruft!“
„Hmm. Eine Übung in spitzfindiger Moral … Aber all dies paßt weder sehr gut zu ihrer hohen Achtung vor dem Leben noch zu ihrem Wunsch, mit uns so wenig wie möglich in Interaktionen zu treten.“
„Jemand war Errat gegenüber auch nicht gerade gewaltlos. Jemand forderte – wahrscheinlich beabsichtigt – ein absolut nicht gewaltloses Verhalten gegenüber dem Mädchen. Darin liegt keine sehr hohe Achtung vor dem Leben, weder vor unserem noch ihrem. Aber sie verfolgen größere Ziele, würde ich sagen … Deshalb ist es ihnen egal, wie sie unsere Aufmerksamkeit auf sich lenken.“
„An dem, was Sie sagen, ist schon etwas dran … Kennt Klyten diese Schlußfolgerungen?“
„Nein. Er sah unsere Fragen, nicht jedoch das Endergebnis.“
Parleau drückte eine Ruf-Taste und verlangte, von dem Verwalter, Mandor Klyten herbeirufen zu lassen. Nach einer kurzen Wartezeit – Klyten verbrachte beträchtliche Zeit in genau diesem Gebäude und war zufällig da – trat der Akademiker mit leicht gerötetem Gesicht in Parleaus Büro. Parleau gab ihm eine knappe Zusammenfassung des Falles, soweit Eykor ihn dargestellt hatte, wobei er abschließend ihre Meinungen zusammenfaßte. Dann fragte er: „Das ist der augenblickliche Stand der Dinge, aber uns fehlt eine gewisse Sachkenntnis, um darauf resultierende Absichten analysieren zu können. Ich würde gerne Ihre Ansicht zu dieser Entwicklung der Dinge hören.“
Klyten zögerte, sein Blick irrte unstet im Raum umher, als versuche er auf diese Art und Weise ein Bild vor seinem inneren Auge aufzubauen, das dem entsprach, was er gehört hatte. Er schüttelte den Kopf.
„Ich stimme mit Eykor völlig darin überein, daß da irgend etwas ist und daß es nichts Natürliches sein kann … Aber wir können nicht sagen, was es ist, nur weil wir wissen, was es nicht ist. Wir können es negativ nachweisen, bis die Welt untergeht, und wären doch keinen einzigen Schritt weitergekommen; die Negierungsreichweite ist unendlich. Aber ich zögere, einfach zu dem Schluß zu kommen, es sei eine Waffe, nur weil es nichts Natürliches ist. Sie haben tatsächlich ein hochentwickeltes ethisches System, das den Angreifer einlädt, den ersten Zug zu machen, und in ihre Kultur sind komplizierte Strukturen verwoben, um das ohnehin niedere Aggressionsniveau noch weiter zu reduzieren und zu verlagern. Allerdings wissen sie um die Dinge, die wir gegen sie einsetzen können. Wir haben noch immer die alten Kernwaffen gelagert, und wir haben auch genügend viele Menschen. Zum Teufel, wir könnten eine Armee von einer Million Mann da hineinschicken, jeder einzelne Mann mit einer Rute bewaffnet, was das betrifft. Die Logik, die ein derartiges Risiko heraufbeschwört, kann ich nicht verstehen. Das ist zuviel. Deshalb sage ich: Wenn da eine Waffe im Spiel ist, dann ist das noch nicht alles.“
„Nicht nur eine Waffe …“ überlegte Parleau. „Dann ein Prinzip, eine Erfindung … ein Gerät, etwas, das vielfach verwendbar ist. Was könnte der Sinn und Zweck sein?“
„Verdammt noch mal! Es liegt ganz offen vor uns. Lassen Sie Ihre Phantasie spielen. Niemand versteckt über Generationen hinweg Dinge oder deren Behälter, wenn es sich nicht um etwas ganz Besonderes, einen grundsätzlichen Durchbruch handelt. Demgemäß können wir also kleine, lumpige Sachen wie ein neues Flugzeug, ein neues Geschützvisier oder eine wirksame Energiequelle außer acht lassen. Dieses Zeug entwickeln sie im Institut jeden Tag, und es ist ihnen egal, wer davon erfährt. Denken Sie abenteuerlicher: Materieübertragung. Ein Antriebssystem für Überlichtgeschwindigkeit. Kraftfelder. Höllenglocken. Oder vielleicht sogar eine Zeitmaschine. Wer weiß?“
„Es ist also in der Tat ein Etwas. Wollen wir dieses unbekannte Etwas haben?“
„Wollen? Natürlich wollen wir es. Herr Vorsitzender! Wir wollen es ganz und gar, wie man so sagt, und auch das Pferd, auf dem es gekommen ist. Die Frage ist: Können wir es verwenden, und, wird es uns nützen?“
„Hmm. Wir holen es uns, und dann kümmern wir uns darum.“
„Nein, nein. Die Technologie ist kein unbegrenzter Segen. Alles hat Folgen. Wir wählen uns die gewünschte Folge aus, und zur Hölle mit dem Rest, wir richten uns nach der vollendeten Tatsache. Für gewöhnlich jedoch halten wir uns nicht damit auf zu fragen, ob die jeweilige Folge
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