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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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merkwürdig es klingen mag, nur auf Personen anwendbar, die innerhalb einer Webe, oder auch Familie, leben. Wenn man erst einmal einer der Ältesten geworden ist und von zu Hause weggeht, ist man klassenlos. Die Ältesten haben keine Klasse. Absolut keine.“
    Sie sah einige Gesichter in der Menge, deren Ausdruck ihr nicht sonderlich gefiel. „Damit Sie mich nicht mißverstehen“, sagte sie, „muß ich hier ein paar Dinge erklären, wenn sie auch etwas abseits unseres eigentlichen Themas liegen. Ich bin nicht deswegen in der Regierung, weil meine Familie und ich der Arbeiterklasse angehören. Es ist vielmehr umgekehrt. Ich verdanke Klasse und Stellung sozusagen meinem Beruf.“ Sie wartete ab, ob jemand etwas erwiderte, aber niemand meldete sich. Gut.
    Sie fuhr also fort: „Als letzte und vielleicht wichtigste haben wir die Determinante der Position. Worauf wir hierbei Bezug nehmen, ist die Stellung, die man als Kind innerhalb der Webe einnimmt.“ An dieser Stelle wies sie auf eine Karte neben sich, die die komplizierten Familienverhältnisse in der Kultur der Ler graphisch darstellte. Man hatte sich ihrer schon vorher bedient. „Wir können eine von fünf verschiedenen Positionen innehaben, mit einigen Untergruppierungen natürlich. Die Stufung läuft genau wie bei der Klasse von oben nach unten, so daß wir also folgendes haben: Hifzer, Zerh, Thes, Nerh, Toorh. Sie würden wahrscheinlich Bastard, Extra, Jüngerer Außenverwandter, Älterer Außenverwandter und, an höchster Stelle, Innenverwandter sagen. Diese Bezeichnungen behält man für immer. Es handelt sich um grundlegende Eigenschaften. Ich war eine Toorh, und ich werde immer als eine solche angesehen werden, ganz gleich, wie alt ich bin. Auch handelt es sich hierbei nicht um eine fließende Staffelung. Ein Nerh ist einem Toorh fast ebenbürtig, und ein Thes steht einem Zerh näher. Familien haben per definitionem keine Hifzers .“
    Auf diese letzte Bemerkung hin begann die Gruppe unter sich sofort eine Diskussion, bei der die eine Partei insbesondere daran Anstoß nahm, daß die Position als Determinante gewichtiger sein sollte als die gesellschaftliche Klasse. Fellirian wußte nicht, warum sie dies diskutierten, denn es betraf sie selbst in gar keiner Weise; aber sie schaltete sich auf keiner Seite in die Diskussion ein. Sie hatte das Gefühl, als ob sie irgendwie eine von der einen Partei vertretene oder geteilte Meinung dargelegt hätte, und ihr war vor allem daran gelegen, weder mit der einen noch mit der anderen Partei der Menschen identifiziert zu werden. Als die Seiten sich deutlicher voneinander abzuheben und die Besucher sich untereinander zu polarisieren begannen, zog sie sich zurück und ging langsam auf die Seite zur Fensterbank, wo sie sich hinsetzte und nach draußen blickte.
    Sie blickte zum Fenster hinaus, durch das vom Regen streifig gewordene, polarisierte Glas, durch die feuchten und verregneten Novemberlüfte hindurch bis hin zu dem nassen Land, das nun, da der Abend nahte, sich bläulich zu färben begann. Von ihrem Standpunkt aus, sie blickte etwa nach Nordosten, konnte sie auf dem Land selbst die sich klar abzeichnende Grenze zwischen den beiden Kulturen, der der Menschen und der der Ler, erkennen. Zur Linken das Reservat, ein 4200 Quadratmeilen großes Waldgebiet, in dem es den Ler nun gestattet war, ihre eigenen Ziele zu verfolgen, was immer dies für Ziele waren; und zur Rechten das Endprodukt einer mehrere Jahrtausende alten menschlichen Kultur. Beide lagen auf dem gleichen Planeten, auf der Erde, im gleichen Jahr – 2550.
    Zur Linken wirkte das Land ungepflegt, leer, von Baum und Busch überwuchert. Zur Rechten war, soweit sie durch den leichten Regen und Dunstschleier sehen konnte, alles sauber, ordentlich, gepflegt, planvoll angelegt. Zur fernen Linken und gerade noch an der Grenze der Sichtbarkeit beherrschte eine Fabrik die Landschaft: Sie schien ein nichtssagendes Gebäude quadratischen Grundrisses zu sein, das das im Inneren herrschende Treiben nur durch die kleinen Abzugsöffnungen auf dem Dach verriet, von denen einige feine Dampfwolken abgaben, während andere rasch verschwindende Rauchfetzen in die regnerische, sich verdunkelnde Luft schickten. Es sah schläfrig, träge aus; aber sie wußte, daß dieser Eindruck trog. Im Inneren herrschte unsichtbar ein reges Treiben wie in einem Ameisenhügel, wurden noch mehr von den leichtverderblichen Erzeugnissen hergestellt, die bei ihnen die Grundlage der Gesellschaft zu

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