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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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irgendwie überlegen sind, daß Sie einen … äh … entwicklungsmäßigen Vorsprung uns gegenüber haben. Kurz gesagt, Sie werden sehr gefürchtet. Doch hier sehe ich eine Gesellschaft vor mir, die in Stammesverbänden lebt und Landwirtschaft betreibt, die anscheinend weder etwas für Aggressivität noch für Technologie übrig hat. Ganz zu schweigen davon, daß sie eingeschlossen und zahlenmäßig unterlegen ist. Kurz gesagt, es sieht nicht so aus, als ob Sie mit uns konkurrieren würden. Keine Konkurrenz, keine Gefahr. Können Sie diesen … Widerspruch irgendwie erklären?“
    Fellirian sah etwas, was sie auf der Hut sein ließ. Zu Beginn ihrer Frage war die Frau zögernd und verlegen gewesen, hatte den Eindruck eines Bürokraten eines ländlichen Bezirks irgendwo in einem zerrissenen Europa erweckt. Doch als sie schließlich ihre Frage formuliert hatte, war ihr Selbstvertrauen merklich gestiegen, und eigentlich hatte sie sie bereits selbst beantwortet. Irgendwo in Fellirians Hinterkopf klickte es. Sie spürte eine plötzliche Beklemmung. Das Ganze war ein Trick; die Frau diente als Köder. Irgend jemand wartete darauf, wie sie antworten würde.
    Zögernd begann sie: „Wenn Sie wollen, daß ich den aristotelischen Weg einschlage und ja oder nein sage, dann muß ich, wenn ich es recht überlege, nein sagen.“
    „Nein? Nicht überlegen?“
    „Ich weiß von meiner Geschichte her, daß dies das Ziel derer war, die das menschliche Erbgut beeinflußten, um uns entstehen zu lassen. Das ist richtig. Sie hatten es auf den Übermenschen abgesehen, sicher. Das ist ein alter Traum. Wir sind dagegen selbst nicht immun. Aber sie waren damals nicht völlig Herr der Lage. Damals nicht und heute nicht. Zum Beispiel konnten sie nicht die Botschaft des genetischen Codes lesen, um dann die richtigen Teile daraus nach Maß zu verändern. Sie konnten größere Segmente erschüttern oder verdrehen oder veredeln und dann nach lebensfähigen Formen durchsuchen. Wie Sie vielleicht wissen, bedeutet Mutation nichts weiter als Veränderung. Ich kann das gar nicht stark genug betonen. Es geht dabei nicht um eine bestimmte Menge, die einer anderen Menge unter- oder überlegen ist. Nur anders. In der Natur ist ein feinstrukturiertes Rückkoppelungssystem mit der unmittelbaren Umgebung und mit anderen, bei höheren Formen die Kultur, darauf ausgerichtet, die organischen Formen zu stabilisieren und die Feinabstimmung vorzunehmen. Aus ihrem Programm der künstlichen Eingriffe gingen tatsächlich verschiedene Formen hervor, von denen alle mehr oder weniger lebensfähig waren. Sie nahmen uns, weil wir am wenigsten fremdartig aussahen. So einfach ist das. Ich fürchte, daß, als unsere Erstgeborenen erwachsen wurden, sie mehr als enttäuscht von uns waren. Und als sie entdeckten, daß Menschen und Ler keine Nachkommen zeugen können, waren sie sicher doppelt enttäuscht.“
    „Überhaupt keine? Das wußte ich nicht.“
    „Wir sind eben anders, das ist eine Tatsache. Die Empfängnis findet statt, aber die Leibesfrucht der Frau stirbt nach achtundvierzig Stunden ab. Ganz gleich, was Sie versuchen. Wir sind gewissermaßen die Tür zu einer anderen Entwicklungsmöglichkeit; aber es ist eine Tür, die Ihnen nicht offensteht. Auch uns nicht. Aber in mancher Hinsicht ergänzen wir uns gegenseitig, darum halten wir durch. Wir sind stark bei den intuitiven Denkmustern, Sie aber sind uns weit überlegen auf dem Gebiet der Deduktion. Ich könnte ferner darauf hinweisen, daß Sie körperlich stärker und fähig sind, eine breitere Skala klimatischer Bedingungen durchzustehen. Während wir anscheinend etwas besser mit gedrängten Raumverhältnissen fertig werden. Wußten Sie das? Ein großer Teil der menschlichen Aggression entsteht nicht durch irgendeine genetische Anfälligkeit, sondern durch schlichte Überfüllung. Nicht erst seit kurzem, wollte ich sagen. Sie erreichten den Zeitpunkt früh in Ihrer Vorgeschichte. Vor zehntausend Jahren.“
    „Sie scheinen sich in unserer Geschichte recht gut auszukennen.“
    Fellirian antwortete darauf diplomatisch. „Wir hofften, aus Ihren Erfahrungen zu lernen. Sie sind die Vorläufer. Wir haben kein anderes Vorbild zur Verfügung.“
    Ohne es zur Konfrontation kommen zu lassen, hatte Fellirian die Überhand über die Frau gewonnen, als habe sie tatsächlich für jemand anders die Provokateurin gespielt. Sie konnte ihre Antwort nicht zurückweisen, ohne die zugrundeliegenden Motive zu offenbaren.
    „Gibt es noch

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