Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Angehörigen der Hierarchie, von denen die meisten ständig in der Tagesschicht eingesetzt waren, obwohl gewisse andere ihres Ranges andere, genau festgelegte Schichten absolvierten: nachts, abends. Sie setzten sich aus den aufstrebenden Schichtarbeitern zusammen, die bereits ihre Treue bewiesen hatten. Wenige von ihnen hatten keinen programmierten Namen, und noch seltener waren irgendwelche erkennbaren Familienbindungen. Die Organisation war alles.
Sie nannten dieses System Zivilisation und betrachteten es als das beste unter allen möglichen Blickwinkeln; in Anbetracht des Chaos, das es offensichtlich in Schach hielt, war es vielleicht tatsächlich ein ausgezeichneter Kompromiß. Aber für Fellirian war es nichts als tiefste Primitivität. Und die alten Naturtriebe, die unkontrollierten Ängste der Vergangenheit, waren durchaus nicht getilgt, sondern mit einem neuen Sortiment an Farben lediglich übertüncht worden. Überall waren Belastungen und Spannungen, die langsam und heimtückisch wuchsen, mit jedem Tag, jedem Monat, jedem Jahr. Dem mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fortschreitenden menschlichen Bevölkerungswachstum war langsam ein qualvoller Einhalt geboten worden, aber der Preis war der totale Verlust alles anderen gewesen. Und das Traurige lag für sie darin, daß die Leute von heute kein besseres Leben kannten, kein Leben in der Wildnis, keine Freiheit, keine offene, sich selbst kontrollierende Ökologie; sie hielten die Ler für kurios und exzentrisch, unpraktisch und abergläubisch …
Der verdunkelte Wagen fuhr weiter durch die Nacht. Sie fühlte endlich, wie nach einem vollen Arbeitstag, an dem sie auf den Beinen gewesen war, an dem sie sich darauf hatte konzentrieren müssen, eine Frage nach der anderen aufzufangen, wie die Anspannung nachließ. Die Bewegung lullte sie ein, und sie fühlte sich zuerst entspannt, dann schläfrig. Sie begann immer wieder, in einen leichten Halbschlaf zu verfallen; es waren noch andere bei ihr im Abteil, die weiter weg saßen, ganz am anderen Ende, und sie schienen völlig in ihre eigenen Angelegenheiten vertieft zu sein oder dösten vielleicht auch nur vor sich hin … sie glaubte, eine der sitzenden Gestalten aufstehen zu sehen, mit surrealistischer Langsamkeit, wie unter Wasser, oder es hätte auch ein Traum sein können, ein Wachtraum. Sie spürte, wie sie einnickte und wie ihre Lider schwer wurden. Setzte sich nicht jetzt jemand auf den Platz neben sie?
„Fellirian?“
Sie wurde sofort wach, und der Nebel verschwand aus ihrem Kopf. Sie drehte sich nach links um und sah die Person an, die sich zu ihr gesetzt hatte. Die Stimme war männlich gewesen, aber die Person trug eine Kapuze. Sie fand dies merkwürdig, denn in dem Abteil war es nicht kalt. Ja, in dem Abteil war es sogar fast zu warm. „Ja“, sagte sie. „Ich bin Fellirian Deren. Und wer ist der, der im überheizten Monoabteil aus einer Pleth-Kapuze heraus zu mir spricht?“
Die tiefe Stimme im Inneren der Kapuze sagte fast unhörbar: „Einer, den du einst gut kanntest.“
Sie beugte sich vor, um in die Kapuze hineinzuspähen, erhaschte einen kurzen Blick auf ein Gesicht, das sie in der Tat gut kannte.
Gut gekannt hatte. Es war einige Zeit her, seit sie miteinander gesprochen hatten. Ihr Mund begann die Silben eines Namens zu formen, aber da legte sich ein Finger über ihren Mund. In der Kapuze war Bewegung, eine Verneinung.
Er beugte sich näher zu ihr und sagte: „Und so war es damals, geradeso wie heute. Um der Liebe willen, die ich für dich und dein Haus gefühlt habe, bin ich hierhergekommen, um dich zu warnen.“
Sie schüttelte ihren Kopf, als würde sie ihm nicht glauben. Er bemerkte es und fuhr fort: „Einer wird zu deinem yos kommen, und er wird um einen Dienst bitten, den ihm nur dein Haus erweisen kann. Du darfst diesen Dienst weder verzögern noch verweigern. Handle wie du willst, aber laß zwischen uns jetzt keinen Zweifel bestehen.“
Sie antwortete, ohne zu zögern: „Es wird sein, wie du gesagt hast. Aber …“
„Stelle keine Fragen. Sie werden mit der Zeit beantwortet werden. Und du wirst nicht alle Antworten befriedigend finden. Ja, sie werden dich sogar zutiefst beunruhigen. Ich wollte nicht, daß es so käme, aber die Ereignisse drängen, und sie gehören zu einer der Mächte. Das Luft-Element liegt schwer auf uns, und nur der Wille wirkt ihm entgegen. Aber hiermit rate ich dir auch, künftig bei allen Dingen, die dich selbst betreffen, vorsichtig zu sein, und
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