Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler
Bildes, das die Ler von sich selbst hatten.
Das Flachrelief des Wahrzeichens, welches einen kreisförmigen Umriß hatte, war in Übereinstimmung mit den vier Himmelsrichtungen in vier Viertel aufgeteilt; in jedem war eine stark symbolische Figur dargestellt. Das obere Viertel zeigte einen Ler-Ältesten mit den langen, doppelten Zöpfen, die typisch für die Klasse waren; er war umgeben von blitzumsäumten Wolken am Himmel und Flammen am unteren Ende. Die Wappenfigur streckte die rechte Hand aus den Wolken heraus und zeigte in die Mitte des Wahrzeichens, während ihre linke erhobene Hand einige der Blitze hielt. Der Gesichtsausdruck wirkte streng, unparteiisch, abstrakt, gefühllos. Sie war, soweit dies die menschlichen Besucher erkennen konnten, was die Geschlechtsmerkmale betraf, absolut neutral.
Die in dem Feld zur rechten Hand dargestellte Gestalt schien eine mit viel Feingefühl und Respekt gezeichnete militärische Figur zu sein. Diese Figur wirkte eher reif denn wie ein Ältester; der einzige Haarzopf, der bis zur Mitte des Rückens herabfiel, verstärkte diesen Eindruck noch. Und während der oder die Älteste im oberen Feld in ein einfaches Pleth, ein Gebrauchsgewand, gehüllt war, war dieser oder diese hier mit einem kiltähnlichen Gewand um Hüften und Oberschenkel dargestellt, wohingegen der Oberkörper mit einer leichten ärmellosen Weste oder Jacke bedeckt war. Der Kilt oder Rock schien aus Leder zu sein, die Weste aus einem groben Gewebe oder vielleicht dem Material, aus dem Kettenpanzer gemacht sind. Auf dem Kopf saß ein leichter Lederhelm mit einem verstärkten Rand rundum. Der Krieger, wie diese Figur genannt wurde, hielt ein kurzes Schwert mit blattförmiger Klinge in der linken, dem Betrachter näher zugewandten Hand. Die Spitze wurde nach unten gehalten und zwar bewußt; sie hing nicht einfach nur herunter. Und mit der rechten Hand zeigte auch diese Figur zur Mitte des Wahrzeichens.
Auf der entgegengesetzten linken Seite schien die dort dargestellte Figur in Alter und Klasse der militärischen auf der rechten zu ähneln, aber sie war mit einem langen, fließenden Gewand bekleidet, an dem sich eine, allerdings zurückgeschlagene, Kapuze befand. Diese Figur nun war dargestellt, wie sie gerade durch ein einfaches, überwölbtes Steintor aus einem Garten heraustrat und einen Korb trug, der mit verschiedenen Obst- und Gemüsesorten gefüllt war. Sie trug den Korb in der rechten, dem Betrachter zugewandten Hand und wies mit der linken zur Mitte hin. Diese Figur deutete in dem gleichen Maße, in dem die Figur zur Rechten Männlichkeit andeutete, etwas Weibliches an. Nur ganz leicht. Man ahnte etwas, aber man war sich nicht ganz sicher.
Die Figur in dem unteren Feld des Viertels schien die bemerkenswerteste von allen zu sein: Anders als die übrigen, die auf direkte und naturalistische Weise koloriert waren, war sie fast ganz in Blautönen gemalt, genau wie die Umgebung in dem Feld. Sie: Es war das Bild eines jungen Mädchens, das in ein hauchdünnes, einfaches Gewand gekleidet war, welches fast alles von dem geschmeidigen Körper darunter verriet; und sie war dargestellt, wie sie sich sehnsüchtig nach oben streckte, mit ausgebreiteten Armen und Händen, ihr junges und hübsches Gesicht ebenfalls nach oben gewandt und von einem Ausdruck der Verzückung erfüllt. Sie war dargestellt, wie sie aus einem Teich emportauchte, um den rundherum Wasserpflanzen in verschwenderischer Fülle wuchsen …
Während sie so die Monostrecke entlangfuhr, sah Fellirian nun durch die Fenster des Wagens, in dem sie sich befand, die tiefe Nacht; und wenig mehr als das. Die Mono legte ihren Weg durch die nächtliche Landschaft des Reservats bedächtig und ohne Hast zurück. Sie blickte genauer durch die Fenster; während sie nicht viel von den Dingen erkennen konnte, die unbeleuchtet vorüberzogen, konnte sie doch die Umrisse der Baumwipfel erkennen, die sich vor dem schwachen Leuchten des Himmels abzeichneten, das immer gegenwärtig war, ganz gleich, in welchem Teil des Reservats man sich zufällig gerade aufhielt. Es gab keine Lichter innerhalb des Reservats, die dieses Leuchten hervorgerufen hätten; vielmehr waren sie überall an den Grenzen, es waren die Zeichen der industriellen Zivilisation, die es auf allen Seiten umgab. Das Leuchten war im Westen und Norden stärker, aber das Schimmern war nie unsichtbar, nicht einmal im Zentrum.
Es gab auf dem gesamten Planeten kaum eine Stelle, weder zu Lande noch zu Wasser,
Weitere Kostenlose Bücher