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Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler

Titel: Ler-Trilogie 02 - Die Zan-Spieler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M.A. Foster
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prächtig gewesen, wenn sie auch keiner je so gesehen hatte; nun war sie das zernagte, zermürbte, verrunzelte Überbleibsel der vor Äonen entstandenen Falten und Knitter, als zwei große Kontinente zusammenstießen, Nordamerika und Afrika. Es war oft an ihr genagt worden. Manche sagten, daß die Bergkette nie hoch und groß gewesen sei; aber für die Ler, die jetzt in ihrem Schatten lebten, war das kein großes Problem. Die Feuersteinberge blieben. Sie dauerten an.
    Der Regen hatte aufgehört, aber unter den vielen kahlen Novemberästen tropfte noch immer das eisige Wasser, und die Bäche und Flüsse waren eifrig mit dem jüngst gefallenen Wasser beschäftigt. Die Nacht war erfüllt von den Geräuschen des Wassers, dem Tröpfeln, Glucksen, den brausenden, verschwommenen Geräuschen tiefer in den Wäldern. Es hörte sich angenehm an und verdrängte die fernen Geräusche, die zu hören waren, wenn die Wälder schwiegen: das gedämpfte Dröhnen der Zivilisation jenseits der Lichter. Sie stellten fest, während sie so gingen, daß sie den Weg selbst bei der wolkenverhangenen Dunkelheit und der Schwäche des Ler-Auges bei Nacht {15} gut genug sehen konnten, und zwar gerade wegen dieses himmlischen Leuchtens. Aber sie besaßen noch etwas anderes, denn für den, der seinen Augen Zeit läßt, sich an sie zu gewöhnen, ist die Nacht nie völlig schwarz.
    Von Zeit zu Zeit merkten sie, daß sie entweder nahe an einem einsamen, tief in den Bäumen gelegenen yos oder an einer kleinen Ältestengemeinde vorbeikamen. Sie beide kannten den Weg nur zu gut, ein großer Teil dieser Wegkenntnis war das, was sie als ungebetene Erinnerung bezeichneten. Aber es gab noch andere Anzeichen: geräuchertes Holz, die Gerüche von gefälltem Holz; der Geruch eines Bauernhofs, von Ställen, Misthaufen. Jemand wohnte in der Nähe. In dieser Gegend gab es wenige Ältestengemeinden, und von denen, die es hier gab, waren alle klein, kaum größer als Familienwebgruppen. Die Mitglieder solcher Gemeinden fühlten sich mehr wie eine Webe als wie eine Kommune, in der die Identität der einzelnen Webmitglieder rasch unterging. Ja, Fellirians eigener Vorvater und die eigene Vormutter lebten in einer solchen Gemeinde; sie sah sie jetzt selten, versuchte aber, von Zeit zu Zeit auf dem Rückweg vom Institut bei ihnen vorbeizuschauen. Von diesen Besuchen, die sich durch Fellirians gesprächigen Vorvater Berlargir bis zum frühen Morgen ausdehnten, kam der Satz „Berlargir besuchen gehen“, was bedeutete, daß man für eine unbestimmte Zeit fort sein würde.
    Der Pfad führte nahe an einer der Ältestengemeinden vorbei, allerdings nicht der Gemeinde der früheren Derens, nahe genug, daß sie den Hof hätten sehen können, wäre es Tag gewesen. An diesem Abend konnten sie die tiefer unten in einer Senke gelegenen Gebäude nicht erkennen, aber vor dem Eingang konnten sie das geisterhafte Blau einer Öllampe flackern sehen, einer kleinen, von innen durch eine einzige winzige Kerze erleuchteten Papierlampe. Es war das Zeichen der Trauer für die Toten.
    Sie kamen an keiner anderen Behausung mehr vorbei. Die Ler bauten ihre Wohnungen, in welcher Phase sie auch standen, nicht in der Nähe von Pfaden oder Straßen, sondern immer am Ende von Pfaden, die in einer Sackgasse und bei fließendem Wasser endeten. So war es Brauch, genauso wie es auch immer nur einen Eingang in ein yos gab. Sie sahen keine weiteren Lichter. Es war spät, nahe Mitternacht, und alle Leute, die an diesem Bach lebten, an Thendirmons Flüßchen, waren längst in den Schlaf gesunken. Die Ler gingen früh zu Bett.
    „Eine regnerische Nacht“, pflegten sie zu sagen, „da läßt es sich gut unter dem runden Dach schlafen und träumen, wenn die Regentropfen von den Zweigen herunterfallen.“ Und im Herbst fielen auch die Eicheln, die ein plötzlicher Windstoß losgerissen hatte, und es klang hohl, wenn sie aufprallten. Fellirian ertappte sich bei diesen Gedanken, während sie und ihre nerhsrith still wie die Geister durch die dunklen, feuchten Wälder gingen. Und wenn sie schließlich angekommen wären? In den Raum mit dem Kamin eintreten, essen und sich ein wenig unterhalten, und dann in den gemeinschaftlichen Schlafraum, wo man seine Kleider auszog und seinen kalten, müden Leib unter eine warme, daunengefüllte Steppdecke schmiegte, nahe bei jemand anderem und der Art Wärme, die nur ein Körper geben kann, den man lange und gut kennt. Ja. Sie erinnerte sich: Damals, als sie alle in ihrer

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