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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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waren ihm unbekannt. Der eine war bärtig und trug eine Arbeiterbluse, der andere war in Lumpen gehüllt. Der Bärtige trug eine Griechenmütze, der andere war barhäuptig und hatte Schnee in den Haaren.
    Der in Lumpen stieß den anderen mit dem Ellbogen an und sagte:
    »Wenn Patron-Minette mittut, kann es nicht schiefgehen.«
    »Meinst du?« fragte der Bärtige.
    Jeder bekommt fünfhundert ab, und die äußerste Gefahr sind fünf Jahre, sechs Jahre, höchstens zehn.«
    Zögernd antwortete der mit der Griechenmütze:
    »Das ist eine Stange Geld. So was findet man nicht alle Tage.«
    »Und ich sage dir, daß es nicht schiefgehen kann. Der Wagen von Papa Dingsda ist schon angespannt.«
    Dann wechselten sie das Thema.
    Marius setzte seinen Weg fort. Ein Gefühl sagte ihm, daß die dunklen Anspielungen der Männer, die er da hinter der Mauer gehört hatte, vielleicht mit Jondrettes scheußlichen Plänen zusammenhingen.
    Er wandte sich nach dem Faubourg Saint-Marceau und erkundigte sich in dem erstbesten Laden nach dem nächsten Polizeikommissariat. Man wies ihn nach der Rue de Pontoise Nr. 14. Dorthin ging Marius.
Ein Polizeiagent und ein Advokat
    Der Polizeikommissar war nicht da. Aber da die Sache eilig war, konnte Marius einen Inspektor treffen.
    Es war ein hochgewachsener Mann, der an einem Ofen lehnte. Sein Gesicht war breitknochig, zeigte dünne, energische Lippen, einen starken, struppigen, bereits angegrauten Bart und einen Blick, der einem die Taschen umdreht.
    Dieser Mensch sah nicht weniger wild und bedrohlich aus alsJondrette. Man begegnet zuweilen der Dogge ebenso ungern wie dem Wolf.
    »Was wollen Sie?« fragte er Marius, ohne ihn erst »Herr« anzusprechen.
    »Der Herr Polizeikommissar?«
    »Ist abwesend. Ich vertrete ihn.«
    »Es handelt sich um eine Sache, die streng geheim bleiben muß.«
    »Dann sprechen Sie.«
    »Und es eilt sehr.«
    »Dann sprechen Sie rasch.«
    Die Ruhe und Kürze des Mannes war zugleich beunruhigend und doch vertrauenerweckend. Marius erzählte ihm, was er wußte, daß nämlich ein Mann, den er nur vom Sehen kenne, heute abend in einen Hinterhalt gelockt werden sollte, daß er, Marius Pontmercy, Advokat, als Bewohner des Nebenzimmers durch die Wand das Komplott mit angehört habe, daß der Lump, der alles ausgeheckt, ein gewisser Jondrette sei und viele Komplizen habe, wahrscheinlich berüchtigte Verbrecher; unter anderem scheine ein gewisser Panchaud, der auch Bigrenaille genannt werde, in die Sache verwickelt zu sein. Und Jondrettes Töchter stünden Schmiere. Es sei unmöglich, den bedrohten Mann zu warnen, da man ja nicht einmal seinen Namen wisse; und alles das solle heute abend um sechs an einer besonders öden Stelle des Boulevard de l’Hôpital Nr. 50 bis 52 stattfinden.
    Jetzt blickte der Inspektor auf und fragte ruhig:
    »Das Zimmer am Ende des Korridors?«
    »Genau dort. Kennen Sie das Haus?«
    Der Inspektor schwieg einen Augenblick lang, dann sagte er: »Es scheint wohl.«
    Dabei wärmte er seine Stiefelabsätze an der Ofentür. Mehr als ob er mit sich selbst spräche, fuhr er fort:
    »Da ist sicher wieder Patron-Minette ein wenig im Spiel.«
    Marius war verblüfft.
    »Patron-Minette, ja, diesen Namen hörte ich nennen.«
    Und er erzählte dem Inspektor von dem Gespräch zwischen dem Bärtigen und dem Mann in der Arbeiterbluse hinter der Mauer der Rue du Petit-Banquier.
    »Der Bärtige ist wohl Demi-Liard, genannt Deux-Milliards, und der andere Wuschelkopf Brujon.«
    Er dachte wieder nach.
    »Und was den Papa Dingsda betrifft, so weiß ich schon, was es damit auf sich hat. Holla, ich verbrenne mir ja meinen Rockärmel. Haben sie doch wieder den Ofen geheizt. Nr. 50 bis 52. Früherer Besitz Gorbeau. Ich kenne die Baracke. Drinnen können wir uns nicht verstecken, ohne daß diese Fachleute uns entdecken. Dann rücken die Schauspieler aus, bevor das Vaudeville in Szene geht. Die Leute sind so bescheiden. Publikum ist ihnen immer unangenehm. Ich will sie aber doch singen hören und tanzen sehen.«
    Dann wandte er sich wieder Marius zu.
    »Sind Sie furchtsam?«
    »Wovor soll ich mich fürchten?«
    »Vor diesen Burschen.«
    »Ebensowenig wie vor Ihnen«, antwortete Marius brüsk, denn es war ihm unangenehm, daß der Spitzel ihn nicht Herr nannte.
    Der Inspektor sah ihn scharf an und sagte dann fast feierlich:
    »Sie sprechen da wie ein tapferer und ein ehrenwerter Mann. Der Mutige fürchtet nicht das Verbrechen, der Ehrenhafte nicht die Obrigkeit.«
    »Gut«, unterbrach ihn

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