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Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition)

Titel: Les Misérables / Die Elenden: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victor Hugo
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gemacht und war nicht mehr aufzufinden.Dann wandte sich der Präsident an den Angeklagten, forderte ihn auf, aufmerksam zuzuhören, und sagte:
    »Sie befinden sich in einer Lage, in der man alles überlegen muß. Schwerer Verdacht lastet auf Ihnen, das Schlimmste steht zu befürchten. In Ihrem Interesse fordere ich Sie noch einmal auf, erklären Sie sich über diese zwei Punkte: erstens, haben Sie, ja oder nein, die Mauer des Gartens des Herrn Pierron überstiegen, einen Ast abgebrochen und die Äpfel gestohlen, also Einbruchsdiebstahl begangen? Zweitens, ja oder nein, sind Sie der entlassene Galeerensträfling Jean Valjean?«
    Der Angeklagte schüttelte den Kopf wie einer, der wohl versteht, was er antworten soll, tat auch den Mund auf, wandte sich dem Präsidenten zu und sagte:
    »Also erst mal …«
    Dann sah er zunächst seinen Hut, dann den Plafond an und versank in Schweigen.
    »Angeklagter«, rief der Staatsanwalt streng, »passen Sie auf. Sie antworten auf nichts, was man Sie fragt. Ihre Verwirrung allein verurteilt Sie. Es ist klar, daß Sie nicht Champmathieu heißen, sondern der Galeerensträfling Jean Valjean sind, der sich zunächst unter dem Namen Jean Mathieu zu verbergen suchte, dem Namen seiner Mutter, der dann in der Auvergne war, ebenso in Faverolles – und dort Baumscherer. Es ist vollkommen klar, daß Sie bei einem Einbruchsdiebstahl reife Äpfel aus dem Garten des Herrn Pierron gestohlen haben. Die Herren Geschworenen werden sich danach zu richten wissen.«
    Der Angeklagte hatte sich gesetzt. Jetzt aber sprang er auf und schrie:
    »Sie sind ein ganz schlechter Mensch! Das wollte ich sagen. Und noch anderes, aber ich fand nicht die Worte. Gestohlen habe ich gar nichts. Ich bin einer, der nicht alle Tage ißt. Ich kam von Ailly, es war nach einem Regen, der Boden war ganz gelb, und überall stand noch Wasser; gerade daß am Wegrand die Grashalme hervorstanden. Ich fand am Boden einen abgebrochenen Ast, auf dem noch Äpfel waren, den habe ich aufgehoben, weil ich nicht dachte, daß man dadurch in Schwierigkeiten kommt. Jetzt sitze ich drei Monate im Gefängnis, und man springt mit mir so um! Man sagt allerlei, verlangt, ich soll antworten, der Gendarm, der ein guter Kerl ist, stößt mich mit dem Ellbogen an und flüstert mir zu: Sored doch! Ich weiß aber nicht, wie ich es sagen soll, ich bin kein Studierter. Das ist falsch, daß niemand das sehen will. Gestohlen habe ich nichts, ich habe etwas von der Erde aufgehoben, was dort lag. Sie reden von Jean Valjean und Jean Mathieu. Ich kenne diese Leute nicht. Das sind Dörfler, ich aber habe bei Herrn Baloup gearbeitet, in der Spitalstraße. Ich heiße Champmathieu. Wenn Sie mir sagen, wo ich geboren bin, da müssen Sie recht schlau sein, denn ich weiß es selber nicht. Nicht alle Leute haben Häuser, worin sie zur Welt kommen. Das wäre ja verdammt gemütlich. Ich glaube, mein Vater und meine Mutter waren Leute, die auf der Landstraße lebten. Mehr ist mir davon nicht bekannt. Als ich ein Kind war, nannte man mich Kleiner, jetzt werde ich Alter gerufen. Das sind meine Taufnamen. Halten Sie es damit, wie Sie wollen. Ich war in der Auvergne, ich war in Faverolles, aber du lieber Himmel, kann man nicht dort gewesen sein, ohne ein Sträfling zu sein? Ich sage Ihnen, daß ich nichts gestohlen habe und daß ich Champmathieu bin. Ich war bei Herrn Baloup in Dienst und hatte eine eigene Wohnung. Machen Sie endlich Schluß mit diesem Unsinn. Warum ist denn alle Welt darauf aus, mir etwas anzutun?«
    Der Staatsanwalt war stehengeblieben. Jetzt wandte er sich an den Präsidenten:
    »Herr Präsident, in Anbetracht der wirren, aber schlauen Versuche des Angeklagten, alles abzuleugnen, in Anbetracht der Tatsache, daß er für einen Idioten gehalten werden möchte, was ihm allerdings nicht gelingt – und das möge er sich gesagt sein lassen –, stellen wir den Antrag, der Gerichtshof möchte neuerdings die Sträflinge Brevet, Cochepaille und Chenildieu sowie den Polizeiinspektor Javert vorrufen und sie ein letztes Mal über die Identität des Angeklagten mit dem Sträfling Jean Valjean befragen.«
    Auf die Erwiderung des Präsidenten, daß der Inspektor Javert sofort nach seiner Vernehmung wieder die Stadt verlassen habe, wozu ihm auch die Erlaubnis erteilt worden sei, beschränkte sich der Staatsanwalt auf den Antrag, die drei Zeugen Brevet, Chenildieu und Cochepaille noch einmal zu vernehmen.
    Der Präsident wies einen Gerichtsdiener an, und einen Augenblick

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