Lesebuch für Katzenfreunde
Abständen serviert zu bekommen. Ich habe meine Leute jetzt immerhin auf fünfmal pro Tag gebracht, aber es bleibt doch noch vieles reformbedürftig.
Was Ihren abschließenden Grußwunsch ›Glückliche Mäusejagd!‹ betrifft, so können Sie bei seiner Niederschrift nicht ganz nüchtern gewesen sein. Katzen meines Geblüts jagen keine Mäuse.
4. Dezember 1949
An James Sandoe
Max Miller (In La Jolla lebender Schriftsteller) fand neulich eine Katze mit einer Coyotenfalle am Fuß. Wir mußten ein ganzes Stück durch Bärentraubengestrüpp kriechen, um an sie ranzukommen, und der Fuß des armen Tiers war voller Maden, es muß die Falle schon tagelang mit sich geschleppt haben. So sanft, kein Krallen oder Heulen, als wir ihm die Falle abnahmen. Mich verfolgt der Gedanke an sein fast unvermeidliches Ende, denn ich kann den Eigentümer nicht ausfindig machen. Es hat noch zwei Zehen behalten können und erholt sich beim Tierarzt ganz prächtig, aber ich kann es ja bei mir nicht aufnehmen, und was, zum Teufel, bleibt dann noch übrig? Ein großer, liebevoller Kater, ganz mit Narben übersät von vielen Kämpfen, nichts Winselndes in seinem Charakter, und doch keine Bleibe, niemanden, der sich seiner annehmen und ihm ein Zuhause geben wollte.
16. Dezember 1949
An James Sandoe
Dem Kater, der sich in der Falle verfangen hatte, geht es gut. Er hat den Namen König Zweenzeh bekommen. Man hat ihn seiner Männlichkeit beraubt, denn er hat genug Kämpfe durchgemacht, und sein rechter Fuß taugt nicht mehr besonders zum Kämpfen. Und er hat jetzt eine Bleibe. Nicht bloß einen Unterschlupf, sondern ein richtiges Zuhause.
26. Januar 1950
An Hamish Hamilton
Ich habe da wohl irgendwas gesagt, was Dich auf den Gedanken gebracht hat, Katzen seien mir verhaßt. Aber um Gottes Willen, Sir, einen so fanatischen Katzenliebhaber wie mich gibt es in der ganzen Branche nicht wieder! Wenn sie Dir verhaßt sind, werde ich unter Umständen Dich hassen lernen. Falls Deine Allergien daran schuld sind, will ich die Situation, so gut ich’s kann, tolerieren. Wir haben eine schwarze Angorakatze, die jetzt fast 19 Jahre alt ist und die wir nicht für einen der riesigen Türme von Manhattan hergeben würden.
15. Dezember 1950
An H. N. Swanson
Unsere kleine schwarze Katze mußte gestern morgen eingeschläfert werden. Wir sind ganz gebrochen davon. Sie war fast 20 Jahre alt. Wir sahen es kommen, natürlich, hofften aber immer noch, sie könnte neue Kraft finden. Aber als sie zu schwach wurde, um sich noch auf den Beinen zu halten, und praktisch aufhörte zu essen, blieb nichts anderes mehr übrig. Man macht das jetzt auf eine wunderbare Art. In eine Vene des Vorderlaufs wird Nembutal injiziert, und das Tier ist einfach nicht mehr da. Es schläft in zehn Sekunden ein. Schade, daß man es mit den Menschen nicht ebenso machen kann.
9. Januar 1951
An Hamish Hamilton
…Unser Weihnachten war nicht besonders froh, da wir unsere schwarze Angorakatze verloren haben, die fast zwanzig Jahre bei uns gewesen war und so zu unserm Leben gehörte, daß wir uns jetzt geradezu fürchten, in das stille leere Haus zu kommen, wenn wir abends fort waren. Zufällig traf es sich, daß Elmer Davis, den Du vielleicht kennst, kurz vorher seine weiße Angorakatze verlor, General Gray. Und ich konnte mich so gut in ihn hineinfühlen (obwohl Taki damals noch gar nicht so krank war, daß wir uns wirkliche Sorgen um sie machten), daß ich ihm schreiben und mein Mitgefühl ausdrücken mußte. Ich habe mein Leben lang Katzen gehabt und immer gefunden, daß sie fast so unterschiedlich sind wie die Menschen auch und daß sie, ganz wie Kinder, großenteils so werden, wie man sie behandelt, höchstens daß es hier und da ein paar wenige gibt, die nicht verzogen werden können. Aber vielleicht gilt das für Kinder ebenso. Taki war von absoluter Ausgeglichenheit, was bei Tieren wie bei Menschen eine seltene Eigenschaft ist. Und sie war völlig frei von Grausamkeit, was noch seltener ist bei Tieren. Ich habe nie Leute gemocht, die keine Katzen mochten, weil in ihrer Gemütsanlage immer ein Element greller Selbstsucht zu finden war. Zugegeben, eine Katze bringt einem nicht die Art Liebe entgegen, die ein Hund einem schenkt. Eine Katze führt sich nie so auf, als ob man der einzige Lichtblick in ihrem sonst ganz trüben Dasein wäre. Aber damit ist nur auf andere Weise gesagt, daß die Katze kein sentimentales Wesen ist, was keineswegs bedeutet, daß sie etwa keine
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