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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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mir, daß das alles ein Traum oder zumindest einer dieser neunmalklugen, »realistischen« Trickfilme, die man gelegentlich über unsere Art macht, gewesen sei.
    »Dosenöffner!« sagte plötzlich das Monster neben mir, mit einer Stimme, die genauso deformiert war wie die ganze Erscheinung. Eine Stimme, als würden sämtliche John-Wayne-Synchronsprecher dieser Welt im Chor knattern.
    Dosenöffner, hm… Tja, was sollte man darauf antworten, wenn man kein Monster war und seine Sprache nicht verstand?
    »Dosenöffner?« fragte ich. »Was meinst du damit?«
    »Na, es waren verfluchte Dosenöffner. Sie haben’s getan, sie haben dem kleinen Sascha ’n Sonderventil in den Nacken verpaßt, Mann!«
    Ich assoziierte eine Weile, versuchte, mir irgend etwas im Zusammenhang mit einem Dosenöffner vorzustellen, was mir angesichts dieser stinkenden Leiche unten und der noch stärker stinkenden Halbleiche an meiner Flanke sehr schwer fiel. Dann wußte ich es.
    »Du meinst Menschen? Haben ihn Menschen umgebracht?«
    »Klar«, brummte John Wayne. »Es waren beschissene Dosenöffner!«
    »Hast du’s beobachtet?«
    »Scheiße, nein!«
    Über sein Gesicht huschten Verärgerung und Entrüstung. Die coole Fassade schien ins Wanken zu geraten.
    »Aber wer sollte so was sonst tun, als ein beschissener Dosenöffner? Ja, ein beschissener Dosenöffner, der für nichts anderes gut ist, als für uns die Dosen zu öffnen! Scheiße, ja!«
    Er kam jetzt richtig in Fahrt.
    »Ist schon der vierte kalte Sack.«
    »Du meinst, der da ist schon die vierte Leiche?«
    »Bist wohl neu hier, was?«
    Er lachte röhrend, und seine Coolness schien wieder zurückzukehren.
    »Beziehst du die Müllhalde da drin? Nettes Plätzchen. Geh’ ich immer zum Pinkeln hin!«
    Ohne sein Gelächter, das sich nun zu einem dämlichen Gegröle steigerte, zu beachten, sprang ich von der Terrasse in den Garten und näherte mich der Leiche. Es war ein grauenhaftes und zugleich trauriges Bild. Ich begutachtete das faustgroße Loch im Nacken des Toten und schnupperte daran. Dann drehte ich mich zu dem Witzbold auf der Terrasse um.
    »Es war kein Dosenöffner«, sagte ich. »Dosenöffner haben Messer, Scheren, Rasierklingen, Schraubenschlüssel, ja Dosenöffner, jedenfalls viele hübsche Mordinstrumente zur Verfügung, wenn sie jemanden kaltmachen wollen. Aber der Nacken von dem hier ist total zerfetzt, zerfranst, ja geradezu in Stücke gerissen worden.«
    Das Monster rümpfte die Nase und wandte sich zum Gehen. Doch so richtig gehen konnte der Arme nicht. Es war eher eine faszinierende Mischung aus Humpeln und Torkeln, die er zugegebenermaßen zu einer Art sportlicher Disziplin vervollkommnet hatte.
    »Wen interessiert das!« sagte er trotzig und humpelte und torkelte über die Nachbargartenmauer, wahrscheinlich in Richtung Invalidenheim. Aber nach ein paar Schritten machte er plötzlich halt, drehte sich um und beugte sich zu mir herunter.
    »Wie nennt man dich, Klugscheißer?« fragte er, sein cooles Desinteresse beibehaltend.
    »Francis«, antwortete ich.
    Cleveland Amory
    Katzen-Allergie
    Etwa um die Zeit, als Eisbär zu mir kam, hatte ich mich ziemlich heftig in eine junge Kalifornierin verschossen. Es fing, wie das bei griesgrämigen Junggesellen in Herzensdingen meist der Fall ist, ganz harmlos an. Und ging über eine weite Wegstrecke auch so weiter. Es ist nicht etwa so, daß Griesgrame kein Herz haben – sie haben eines –, aber der Kopf hat bei uns Vorrang. Wir mögen unser Herz verlieren, aber wir lassen uns keinesfalls den Kopf verdrehen.
    Kurz und gut, es war so: Ich lernte eines Tages ganz zufällig diese Kalifornierin kennen. Sie war eine schöne Frau. Nicht nur die Männer Kaliforniens umschwärmten sie, sondern auch Männer aus anderen Staaten, anderen Ländern und, nach dem Aussehen einiger unter ihnen zu urteilen, von anderen Sternen. Sie hatte langes schwarzes Haar, große braune Augen und eine atemberaubende Figur. Sie war amüsant und witzig, und das trug wesentlich zu ihrem Reiz bei. Außerdem mochte sie Katzen. Ich lud sie also kurz entschlossen nach New York ein, um sie mit Eisbär bekannt zu machen.
    Zu ihrem Empfang plante ich ein intimes Dinner zu zweit in meiner Wohnung, das ich von einem New Yorker Party-Service liefern ließ. Ich möchte darauf hinweisen, daß das keinen anderen Grund hatte, als daß meine Kochkünste, so sehr Eisbär sie zu schätzen weiß, zur Vorbereitung eines solchen exquisiten Abendessens nicht ausreichten. Ich hielt es

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