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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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schnurrte.
    »Er war draußen angebunden mit einem doppelten Halbknoten an einem Seil, mit dem man einen Flugzeugträger am Dock hätte festmachen können«, erklärte Chinese Gordon.
    Der Hund kam herein; seine langen Zehennägel kratzten auf dem Boden, und an seinem Halsband war ein dickes Seil befestigt, das er hinter sich herzog.
    »Du hast das Biest draußen angebunden?« fragte Kepler. »Und was wäre, wenn er Hunger bekommen und einen Briefträger oder einen ganzen Kindergarten oder so gefressen hätte? Du könntest wenigstens den Knoten festziehen.«
    »Sei doch nicht so ekelhaft zu ihm«, sagte Margaret. »Er hatte nur Sehnsucht nach Doktor Henry Metzger und hörte unsere Stimmen.«
    »Sieht aus, als ob er das Seil durchgebissen hätte, Chinese«, sagte Immelmann.
    »Ja, und vielleicht hast du auch einen Affen mitgebracht, der ihm den Knoten aufgemacht hat. Seid ihr denn taub? Er hat einen zehn Zentimeter langen Ringhaken und wahrscheinlich die Hälfte meiner Garagenwand die Treppe herauf geschleppt.«
    »Das beweist meine Behauptung«, sagte Kepler. »Kein vernünftiger Mensch läßt ein solches Untier im Freien, ganz gleich, ob angebunden oder nicht.«
    »Kein vernünftiger Mensch hat ein solches Untier«, fauchte Chinese Gordon, »vorausgesetzt, es gibt überhaupt noch ein zweites von dieser Art. Und wenn jemand eines hätte, dann würde er es fortjagen. Habt ihr schon mal gesehen, wieviel dieser Hund frißt? Nun ja, er tut eben alles seinen Proportionen entsprechend.«
    »Furchtbar«, stimmte Immelmann zu.
    Der Hund kam auf Margaret zu und streckte seinen Kopf nach Doktor Henry Metzger aus, welcher damit beschäftigt war, sich die Pfoten zu lecken. Der Kater legte eine seiner Vorderpfoten auf die Nase des Hundes.
    »Keine Sorge, Chinese«, sagte Kepler. »Wenn er wirklich ein Kind frißt, dann frißt er auch gleich das Fahrrad mit, so daß wenig Beweise übrigbleiben. Und wenn du nicht die Absicht haben solltest, auch noch ein paar Giftschlangen oder ein Krokodil hereinzuholen, schlage ich vor, wir kehren zu unserem Geschäft zurück.«
    Mit einiger Schwierigkeit richtete Chinese Gordon seinen Blick auf Kepler, aber alle zwei Sekunden schaute er den Hund argwöhnisch an. »Okay. Die Zeitungsleute und die vom Fernsehen behaupten immer noch, daß wir Terroristen seien. Der arme, erschreckte Parkwächter am Tor der Universität hat ihnen eine Beschreibung geliefert, die offen läßt, ob wir schwarze oder weiße Hautfarbe haben. Vermutlich hat er Angst vor den Schwarzen und Angst vor uns, also…«
    »Ich habe gelesen, ihr könntet eine neue Unabhängigkeitsgruppe aus Samoa sein«, warf Margaret ein.
    »Ich verstehe«, sagte Immelmann. »Aber wer sollen wir nun sein? Wir könnten ihnen einen Erpresserbrief auf koreanisch schicken. Ich kenne ein Mädchen, das koreanisch schreibt, und es sieht ganz echt aus.«
    »Spar dir das auf«, sagte Chinese Gordon. »Wir denken vorläufig nicht daran. Wenn wir diese Möglichkeit in Betracht ziehen, müssen wir deine Freundin einweihen.«
    »Nein«, erwiderte Immelmann. »Verstehst du, wir geben ihr einen langen Text zum Übersetzen und picken uns nur die Wörter heraus, die wir brauchen, das eine von hier, das andere von da.«
    »Und dann kommt die Antwort zurück – auf koreanisch«, rief Kepler. »Großartig. Chinese hat recht. Sie glauben, daß wir Terroristen sind, also halten sie uns für verrückt, und das ist gut. Sie wissen nicht, woher wir stammen, und das ist auch gut. Wenn sie glauben, wir stammen aus einem ganz bestimmten Land, überlegen sie, was es dort für sie zu verlieren gibt, und vielleicht sind sie dann nicht mehr bereit, uns das Geld zu geben.«
    »Je weniger sie haben, womit sie arbeiten können, desto besser«, erklärte Chinese Gordon.
    Der Hund wandte sich von Margaret ab und kam auf Chinese Gordon zu. Auf der Treppe hörte man ein Poltern, als der Strick seine nicht sichtbare Last drei Stufen nach oben zerrte. »Verdammt«, fluchte Chinese Gordon leise. »Verdammt.« Der Hund stellte die Vorderpfoten vor die Füße von Chinese Gordon und stieß sich dann vom Boden ab. »O Gott«, stöhnte Chinese Gordon, und der Hund gab ein seltsames, tiefes Knurren von sich, während er seine dicke Nase gegen den Hals von Chinese Gordon drückte.
    »Ist das nicht süß?« sagte Margaret. »Er möchte auf deinem Schoß sitzen, genau wie Doktor Henry Metzger.« Betrübt fügte sie hinzu: »Aber er ist zu groß.«
    »Margaret«, erwiderte Chinese Gordon in

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