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Lesebuch für Katzenfreunde

Lesebuch für Katzenfreunde

Titel: Lesebuch für Katzenfreunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: diverse Autoren
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schlurfendem Eislaufschritt durchs Haus, weil ständig ein Tier dort war, wo man gerade seinen Fuß aufsetzen wollte. Sie waren inzwischen groß genug, um pausenlos hintereinander herzuflitzen, über die Empore, wobei das erste, das noch nicht gelernt hatte, rechtzeitig zu bremsen, gegen die Jalousie knallte und das zweite dann mit Blume und allem hinunterfiel. Sie mußten jetzt wirklich fort. Aber eines wollten wir behalten.
    Ursprünglich hatten wir uns die Schwarze ausgesucht, die die gleiche zierliche, fast ägyptische Gestalt zu bekommen schien wie ihre Mutter, doch da war diese kleine Schwarzweiße mit dem runden Clownsgesicht, die sich uns ausgesucht zu haben schien. Sie war diejenige, die immer auf uns herumturnte, die erste, die sich halbwegs zufriedenstellend streicheln ließ – die Kleinen müssen erst lernen, den richtigen Gegendruck zu geben, durch den das Streicheln sowohl für den Menschen als auch für die Katze zu einer angenehmen Beschäftigung wird –, und sie war die erste, die sich zum Schlafen lieber an mich kuschelte als an ihre Schwestern. Also die, beschlossen wir.
    Armin und ich haben verschiedene Versionen, wie sie zu ihrem Namen kam. Ihm zufolge schreibt sie sich Pu wie Pu der Bär. Meiner Erinnerung nach hieß sie erst Puh mit h, weil ich laut Armin mit diesem Ausruf auf ihr wieder ausgewürgtes Mittagessen in meinem Bett reagierte. Oder hatte uns ursprünglich Puma vorgeschwebt? Ach, Pu.
    Pu hat ein hündisches Wesen. Das ist durchaus nicht als Kompliment zu verstehen. Ich betrachte es eher als einen Defekt.
    Mein Verhältnis zu Hunden ist das gleiche, das viele Feministinnen zu Männern haben: Als Gattung taugen sie nichts, aber einige Einzelexemplare sind passabel, und außerdem können sie nichts dafür, daß sie keine Frauen sind. Hunde sind mir im allgemeinen zu servil, zu unterwürfig, zu abhängig. Sie riechen schlecht. Sie sabbern. Sie lecken. Katzen lecken zwar auch, aber sie lecken trocken, mit rauher Zunge. Wenn Hunde lecken, fühle ich mich immer an die unerbetenen Intimitäten abschmatzender Tanten erinnert. Igitt. Und wenn es Rüden sind, haben sie diese Schlabberhoden, die bei kurzbeinigen Modellen, wenn sie sich bewegen, fast über den Boden schleifen. Außerdem knabbern sie ständig obszön an ihren Geschlechtsteilen herum. Ach, wie anders wäscht Saar ihre kleine Muschi, ein Hinterbein mit gespreizten Krallen graziös in die Luft gestreckt. Mit so einer Wirbelsäule wären alle feministischen Selbstentdeckungskurse mit Hilfe von Handspiegel und Spekulum überflüssig.
    Mein Mißtrauen gilt nicht nur Hunden, sondern auch ihren Herrchen. Allein schon das Wort: Herrchen. Eine Katze lacht sich krank, würde man ihren Menschen so nennen. Sie läßt sich nichts vormachen, wenn es darum geht, wer Herr im Haus ist. Unter Hundebesitzern findet man verhältnismäßig viele, die sich am liebsten in kurzem, lautem Herumgeschnauze artikulieren. Von draußen höre ich ständig: Sitz! Ab! Komm heerrr! Solche Menschen würden sich nie eine Katze zulegen, denn die reagiert nicht auf Befehle in diesem Ton. Natürlich gibt es, so erstaunlich ich das auch finde, Menschen, die sowohl Hunde als auch Katzen lieben. Eine Art Bisexualität, wie sie inzwischen ja selbst in den besten Kreisen zu finden ist. Also versuche ich, Menschen gegenüber tolerant zu sein, die sowohl Hunde als auch Katzen lieben. Muß alles möglich sein. Daß Pu ein hündisches Wesen hat, ist nicht ihre Schuld! Es liegt an ihrem Sozialisationsprozeß. Sie ist nicht hündisch geboren, sie ist es geworden, um mit Simone de Beauvoir zu sprechen.
    Ich glaube, Saars Kinder sind zu früh aus der mütterlichen Symbiose gestoßen worden. Menschen verhalten sich in einem solchen Fall entweder übertrieben selbständig oder klammern sich zwanghaft an andere. Und wehe, wenn dieser andere sich kurzfristig aus der erstickenden Umarmung lösen will, um einmal tief durchzuatmen – dann bricht heillose Angst aus.
    Vielleicht hat Pu noch versucht, den Kontakt wiederherzustellen, doch Saar wollte nichts davon wissen. Daß sie miteinander verwandt sind, war an nichts zu erkennen. Sie waren vom Wesen her völlig verschieden. Saar unabhängig, Pu für eine Katze ungewöhnlich anhänglich, um Beachtung quengelnd und quäkend. Saar wild, Pu zahm. Einmal brachte ich Armin aus Paris einen Spielzeugvogel mit, wie man ihn vor dem Centre Pompidou bekommt. Wenn man ihn aufzieht, flattert er eine Zeitlang täuschend echt in der Luft herum. Ich

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