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Lesereise Abu Dhabi

Lesereise Abu Dhabi

Titel: Lesereise Abu Dhabi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabian Poser , Helge Sobik
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wurde, was die Lebensqualität ausmachte. Sie müssen Respekt für die Vergangenheit mitbringen, die zentralen Prinzipien der Bauten der Vorfahren erkennen und in die neue Zeit transferieren«, beschreibt er seine Herangehensweise. »Hier entsteht schließlich kein Shoppingcenter, das auch in New Jersey stehen könnte, sondern etwas, das architektonisch genau hier verortet sein muss. Und nirgendwo anders.«
    Die Wirklichkeit im Wüstensand ist es, was den Architekten, die all jene Entwürfe in ihren internationalen Großbüros zu Papier gebracht und anschließend präsentiert haben, mindestens hinter vorgehaltener Hand dabei durchaus noch Kopfzerbrechen bereitet. Weil die Scheichs keine halben Sachen wollen, sondern Perfektion erwarten und im Gegenzug Geld keine Rolle spielt. Und weil manche kühne Berechnung vom Reißbrett so noch nie gebaut wurde und erst in der Praxis ihre Funktionsfähigkeit erweisen muss. Ambitionierte Gedanken, die Wunschträume von Planern sollen hier in Beton gegossen und mit poliertem Sandstein oder Marmor ausgekleidet werden.
    Insofern wird umso nachvollziehbarer, wie groß die Erleichterung über das gelungene Experiment mit dem Rain Light Building gewesen ist. Und endlich dürfte zumindest im Team rund um Jean Nouvel die Sorge vom Tisch sein, bei der vorausgegangenen Computersimulation den einen oder anderen Parameter womöglich doch falsch eingegeben und deshalb ein verzerrtes Ergebnis errechnet bekommen zu haben. Seine Leute jedenfalls arbeiten jetzt mit Hochdruck und ein bisschen befreiter an der Umsetzung des großen Ganzen.
    2015 soll der arabische Louvre des französischen Architekten eröffnen, und die ornamentös unterbrochene Kuppel, deren Lichteinfall an die althergebrachten Deckungen mit Palmwedeln erinnern soll, wird die Fläche von fünf Fußballfeldern überspannen. »Wie früher im Souk soll das werden«, stellt sich Nouvel vor, »wie im Basar, wenn Sonnenstrahlen plötzlich durch die Abdeckungen aus Strohmatten über den Gassen hereinbrechen.«
    Was im Kulturdistrikt auf Saadiyat entsteht, sind diejenigen Gebäude, die ihre Architekten eines Tages selber gerne als ihre Denkmäler, als die Krönung ihres beruflichen Schaffens sehen möchten. Und es sind endlich einmal keine Wolkenkratzer. Es geht nicht um Rekordjagd, sondern um Größeres: um Schönheit und Anspruch. Und mit jedem Mal, wenn sich jeder einzelne Projektbeteiligte genau das vor Augen führt, wird die Aufgabe schwieriger.
    Bereits jetzt ist nichts mehr im ursprünglichen Zeitplan. Alles hat sich um ein, zwei und manchmal mehr Jahre nach hinten verschoben, und inzwischen ist man vorsichtiger damit geworden, Fertigstellungsdaten zu nennen: weil alle Beteiligten erkennen mussten, dass die Herausforderungen größer waren als gedacht. Offiziell heißt es nun: Louvre 2015, Guggenheim nicht vor 2017, das Center for Performing Arts zwischen 2018 und 2020, Tadao Andos Maritime Museum auch erst dann in der zweiten Projektphase ab 2018.
    Hinter vorgehaltener Hand werden insbesondere die baulichen Hürden bei Gehrys Guggenheim, von der Fläche her zwölfmal so groß wie das Stammhaus in New York, als enorm hoch eingeschätzt. Die Statik der vielen miteinander verbundenen und verdrehten Röhren und Würfel, die einmal das futuristische Museum bilden sollen, ist vertrackt, das Gebäude außerdem weit größer als das ansatzweise vergleichbare und auch von Gehry verantwortete Guggenheim im baskischen Bilbao. Der 1929 geborene Meister aus Toronto strahlt gleichwohl Optimismus aus: »Es entsteht hier etwas«, freut er sich, »was die Scheichs bereits lieben und worauf ich stolz bin.«
    Nach letztem Stand soll als Zweites im Jahr 2016 das Zayed-Museum, gewidmet dem langjährigen Herrscher Abu Dhabis und Gründungspräsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate, eröffnet werden. Es ist das erste Projekt, das selbst in die Detailpläne hinein zu hundert Prozent fertig ausgearbeitet ist. Bereits im Januar 2010, Monate vor der öffentlichen Präsentation der Pläne in Abu Dhabi im Beisein von Britanniens gerade auf Staatsbesuch weilender Königin Elizabeth II., war der Baugrund vorbereitet. Bereits im Juli 2010 waren tausendsechsundneunzig Pfeiler im Boden Saadiyats versenkt, die einmal das Gebäude tragen sollen, dessen Struktur an Falkenfedern erinnern wird.
    Auch das kuratorische Konzept steht bis in die thematische Aufteilung der Etagen genau fest. Ein wesentlicher Teil soll demnach dem Leben und Wirken der bei der

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