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Lesereise Nordfriesische Inseln

Lesereise Nordfriesische Inseln

Titel: Lesereise Nordfriesische Inseln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine von Soden
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Meerespflanzen und dem Meeresgetier, bis hin zu Ameisen in den Salzwiesen, die bei Hochwasser in ihre Sandbunker flüchten, oder Spinnen, die sich bei Flut in ihre Unterwassernetze verziehen.
    Von ihren »Big Five« sprechen die berühmten afrikanischen Nationalparks und meinen damit Elefant, Löwe, Nashorn, Büffel, Leopard. Unsere »Big Five« sind laut aktuellstem Infoblatt Nationalpark Wattenmeer: Seehund, Kegelrobbe, Schweinswal, Seeadler, Europäischer Stör. Leider ist der Stör ausgestorben, mit dreieinhalb Metern Länge einst ein Gigant im Wattenmeer. Seit 2008 läuft ein Anwerbungsprogramm im Einzugsbereich der Elbe. Drücken wir die Daumen, dass es Erfolg hat. Laut einem zweiten Infoblatt haben wir außerdem noch unsere »Small Five«: Wattwurm, Herzmuschel, Strandkrabbe, Wattschnecke, Nordseegarnele (fälschlicherweise meist Krabbe genannt, allseits bekannt vom Krabbenbrötchen).
    Gevatter Wattwurm markiert seine Anwesenheit durch spaghettidünne Sandkringel, unter denen sich sein »großes U« verbirgt. Wie der Regenwurm im Garten lockert er den Meeresboden auf, indem er von der einen Seite seiner unterirdischen Röhre gierig Sand in sich reinstopft, durchkaut und an der anderen Seite wieder rausdrückt, was er nicht braucht. Husch, husch, muss das Geschäft verrichtet werden. Scharfsinnige Luftpiraten warten nur auf des Wurmes Hinterteil. Einmal weggebissen, ist jedoch kein Problem. Der »Leckerbissen« wächst mehrfach nach.
    Millionen kleinster Krabbelviecher haben sich das Watt aufgeteilt. Auch Seemäuse gehören dazu, die wir indes noch nie gesichtet haben. Die haarigen Gesellen sind in Wahrheit Ringelwürmer, heißen aber nicht so, weil sie optisch mehr Gemeinsamkeiten mit den Nagetieren haben. Bloß nicht auf eine der Kreaturen treten, sagt man Herz klopfend leise vor sich hin, sobald man knöcheltief im Watt steckt, diesem streng genommen verbotenen Bezirk, dessen Geschicke von den astronomischen Kräften zwischen Sonne, Mond und Erde gelenkt werden.
    Psst, was war das? Hat es da nicht eben aus den Tiefen geknistert und geflüstert? Schlickkrebse sind es, die aus bleistiftdünnen Röhren an die mit Kieselalgen und Plankton überzogene Wattoberfläche kriechen, um diese nach Nahrhaftem abzuscannen. Dabei spreizen sie ihre Fühler und erzeugen jenes eigentümliche Geräusch. Einen Schlickkrebs allein würden wir nicht hören, auch nicht zehn, nicht hundert, nicht tausend. Millionenheere sind es, die das Wattknistern und Wattflüstern produzieren!
    Und da! Der Strahl! Schon wieder weg. Doch hier, noch einmal! Das muss wohl der »Siphon« gewesen sein, mit dem jene an die Wattoberfläche reichende Atemröhre der Muscheln gemeint ist, die beim ruckartigen Einziehen fontänenartig spritzt.
    Das Watt ist zum Märchenausmalen schön! Mit Requisiten aus Seegras, Tang und Miesmuscheln. Der Name rührt vom mittelhochdeutschen Mies = Moos, denn die grünen Fadenbüschel, mit denen die Muscheln an Steinen und Buhnen kleben, gleichen dem Moosgewächs. Seeaale schießen auf unseren Bühnenbildern wie Blitze hin und her. Seesterne funkeln. Quallen, die Medusen des Meeres, betören Ehrfurcht auslösend mit ihren schleppenlangen Nesselfäden. Würzige Aromen oszillieren über den Myriaden minimaler Meeresseinsformen. Seenelken und Seeanemonen sorgen für Dekoration – durchblendet von einem mystischen Wolkenspiel.
    Was ist Glück?
    Wir fanden es auf einer Wattwanderung, natürlich geführt, von Lüttmoorsiel zur Hallig Nordstrandischmoor. Bei Vollmond!

Friesisch-karibisch
Auf der grünen Insel Föhr
    Föhr ist anders. Will anders sein. Hat keine Dünen, nur selten aufbrausende See, liegt geschützt im Windschatten von Amrum und Sylt, das Klima ist sanft und mild. Im Lee der Geest lagerten sich Marschen ab, die Insel, pfannkuchenrund, wirkt daher wie ein Stück Bauernland. Für die Hälfte des Tages fällt sie an allen Ufern trocken, hat sich die Nordsee verzogen. Dank der Nähe zum Golfstrom wachsen auf Föhr Friesenrosen, Dahlien, Ginsterbüsche, Stockrosen, Klematis und Rittersporn im tuschkastenbunten Überfluss. Rapsfelder schütten ihr Gold über weite Inselflächen aus. Erdbeeren lassen freie Felder erröten, süß-aromatisch oder säuerlich werden die Früchte »auf Stroh gebettet«, so bleiben sie sauber und gesund, weiß Bauer Nielsen aus dem Friesendorf Borgsum. Einst hausten »die ollen Wikinger« in dem Dreihundertvierzig-Seelen-Nest, wird auf Borgsums Website norddeutsch humorig vertellt , und von

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