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Lesereise Zypern

Lesereise Zypern

Titel: Lesereise Zypern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Knut Diers
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und der Europäischen Union stehen im Raum. Ehrwürdig blickt Erzbischof Makários III. von einem Bild an der Wand herab. Er war der erste Präsident Zyperns. Sein steinernes Grab in einer rundlichen Nische oberhalb des Kykko-Klosters ist eine Pilgerstätte genauso wie das Gotteshaus selbst, in das er mit dreizehn Jahren als Novize einzog. »Die Klöster, zehn gehören zum Weltkulturerbe der Menschheit, formen auch eines der Tortenstücke«, flicht Panayiotis schnell ein.
    Die Kirche Zyperns ist mit einem enormen Land- und Immobilienbesitz gesegnet. Das meiste ist verpachtet. Einiges wurde verkauft und das Geld in Industriefirmen investiert. Politisch mischt die Kirche seit Makários’ Zeiten kräftig mit und lehnte etwa den Wiedervereinigungsplan für Nord- und Südzypern von UN -Generalsekretär Kofi Annan 2004 ab. Die Schätze aber wie im größten und reichsten Kloster der Insel, in Kykko, leuchten selbst im Halbdunkel und erfreuen täglich die Pilger. Von denen strömen Hunderte herbei, denn schon die Marienikone, der Legende nach vom Evangelisten Lukas auf Holz gemalt, das Erzengel Gabriel spendete, ist ein Heiligtum erster Güte. Goldreiche Mosaiken schmücken die Wandelgänge. Das Klostermuseum gehört zu den prächtigsten seiner Art überhaupt. Schnitzereien, alte Handschriften und frühchristliche Marmorreliefs geben einen Eindruck vom Magnetismus einer Religion, die hier griechisch-orthodox heißt. Sonntags übertönt regelmäßig das Geschrei der Täuflinge das dezente Murmeln in der Klosterkirche, in der Ikonenmaler sich ungehemmt verwirklichten.
    Und dann diese Scheunendachkirchen – außen biedere Ziegeldächer und innen strahlende Fresken, die es locker auf ein Alter von fünfhundert Jahren bringen. Die Idee, sich unauffällig fern der Piratenküste in Scheunen zum Gebet zu versammeln und die Innenwelt durch byzantinische Fresken kobaltblau, korallenrot und goldglänzend leuchten zu lassen, ist nirgends sonst auf der Welt so umgesetzt worden. Der Troodos-Anpreiser holt tief Luft. Er möchte noch so viel erzählen vom grünen Herzen der Insel, von seinen Tortenstücken und dem Vorratsspeicher an Ideen, die ihren Test in der Wirklichkeit erst noch bestehen müssen. Doch die Sonne senkt sich in den Bergen. In einer Stunde erwarten irgendwo in den Tälern des Troodos-Gebirges Einheimische Panayiotis und seine Erzählungen von den Tortenstücken rund um Zeus wie Gläubige den Erzbischof. Sie wollen wissen, wie man ihre Naturschönheit, ihre Kultur und ihre mit hoher Fingerfertigkeit geschaffenen Gegenstände denen da draußen mundgerecht serviert, ohne dass die Dorfbewohner selbst dabei einen schalen Nachgeschmack verspüren. Sie wollen ihre Lebensweise beibehalten, ihre Waren anbieten, ihren Lebensstandard steigern und dabei sie selbst bleiben. Ob das alles gelingt? Wer weiß? Doch Zeit ist das größte Kapital, das die Insel hat.

Ziegen melken bei Helena
Über den Nationalkäse und das Landleben
    Helena hat zweihundert Ziegen und einen Mann. Der schaut etwas böse, wenn sie das so in dieser Reihenfolge erzählt. Doch sie sagt dann, der liebe Gott habe sie mit Georgio reich gesegnet, was einer Liebeserklärung gleichkommt. Es ist später Morgen und die Ziegen sind schon gemolken. Im großen Kessel auf dem kleinen Bauernhof der Familie in den Bergen brodelt das begehrte Gemisch aus Ziegen- und Schafmilch. In ihrem Hartzi , so heißt der große Topf, entsteht der Nationalkäse – Halloumi . Das Rezept, verrät Helena, werde seit mehr als zweitausend Jahren wie bei den Druiden mündlich weitergegeben.
    Nun sind die Druiden leider ausgestorben, aber dieser Käse erlebt gerade eine Renaissance. Zu Helena kommen viele Besucher. Sie hat extra einen Raum hergerichtet, wo sie ihr Produkt stilgerecht serviert – mit Brot und Wein oder zumindest Weintrauben. Landurlaub heißt das Zauberwort auf Zypern. Er fasziniert viele Mitteleuropäer. Sie wollen abseits des Trubels, der am Küstensaum herrscht, landestypisch in alten Steinhäusern mit Holzdecke ruhige Tage verbringen. Sie wollen auf dem Balkon sitzen, den Vögeln lauschen, ein Buch lesen und gut essen und trinken. Sie sind am Radfahren interessiert oder am Wandern. Sie praktizieren Yoga und sind auf der Suche nach Erlebnissen, wie sie nur ein Dorf liefern kann. Hier ein Plausch mit dem Pfarrer, da ein Schwätzchen mit der Verkäuferin im Obstladen oder abends in der Taverne mit den Zyprioten Karten spielen und lachen – so gefällt das Helenas

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