Lesley Pearse
Umkreis von Meilen ist hier keine Menschenseele.«
»Dann bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als mich Ihrem Willen zu beugen«, sagte sie und verdrehte die Augen. »Machen Sie aber schnell, das ist alles, was ich verlange.«
Er fing an, ihren rechten Fuß zu küssen, und bewegte sich langsam an ihrem Bein entlang bis zu dem roten Strumpfband, das er mit den Zähnen fasste und ihr vom Bein zog. Es hinterließ Wassertropfen auf ihrer Haut, die er langsam nacheinander ableckte. Dann küsste er ihren linken Fuß und arbeitete sich über ihren Bauch bis zu ihren Brüsten hinauf.
Nichts war jemals so erotisch gewesen. Ihre Haut war noch empfindlich vom kalten Wasser, und als er ihre Brustwarze in seinen warmen Mund nahm, hätte sie ihn am liebsten sofort in sich aufgenommen. Aber James wollte sie offenbar noch ein wenig warten lassen. Er bewegte sich zu ihren Fingerspitzen und nahm sie in den Mund, dann bedeckte er ihren Arm mit Küssen, bis er wieder ihre Brust liebkoste. Als er schließlich bei ihrem anderen Arm angelangt war, glaubte sie, es nicht länger ertragen zu können. Er tastete sich zu ihrer Taille vor und erkundete ihren Bauch mit der Zunge, während sich sein Gesicht in ihr sanftes Fleisch grub, und als er mit dem Finger in sie eindrang, hörte sie sich erstaunt um mehr flehen.
»Matilda!«, sagte James. Er hob den Kopf von ihrem Bauch und täuschte einen zutiefst schockierten Gesichtsausdruck vor. »Solche Worte geziemen sich nicht für Damen.«
Seine offenbare Weigerung, in sie einzudringen, machte Matilda wahnsinnig, und sie drängte sich verzweifelt näher an ihn. James saß zwischen ihren Knien und lächelte, als er sah, wie sie sich wand. Schließlich spürte sie seine Zunge an ihrer intimsten Stelle. Zuerst war sie schockiert, doch dieses Gefühl war so überschäumend wundervoll, dass sie all ihre Vorstellungen von Anstand für diesen Moment vergaß und sich dem vollkommenen Glück hingab. Ihr Arm, der am Feuer lag, war heiß, der andere kalt, Dampf stieg von seinem nassen Haar auf, aber sie schwebte in einer Welt, in der körperliches Unbehagen sie nicht berührte.
Sie hatte angenommen, dass er sie schon früher zu allen möglichen Höhen der Leidenschaft geführt hatte, aber dieses Mal brachte er sie noch eine Stufe weiter. Der Orgasmus schlug wie die gewaltsamen Wellen des Ozeans über ihr zusammen, und sie hörte sich seinen Namen schreien, bis sie seine Lippen spürte, die ihren Mund mit ihrem Seegeruch bedeckten.
»Jetzt werde ich dir mehr geben«, flüsterte er. »Stunden über Stunden.«
In dieser Nacht, als sie eng umschlungen dalagen und dem Ozean und dem Wind lauschten, wünschte sie, sie könnte ihre Gefühle für ihn in Worte fassen. Liebe umfasste so viele unterschiedliche Arten der Zuneigung. Sie hatte ihren Vater geliebt, Giles und Lily, Tabitha, Cissy, ihre Kinder und auch Sidney. Dann gab es die Liebe, die sie für Amelia empfunden hatte, die etwas ganz Besonderes, Einzigartiges gewesen war. Schließlich hatte es in ihrem Leben noch die romantische Liebe gegeben, die sie für Flynn, Giles und jetzt James empfand. Bei jedem hatte sie geglaubt, dass kein intensiveres Gefühl existierte, aber wenn sie heute zurückblickte, war ihre Leidenschaft für Flynn geringer gewesen als die für Giles. Ihre Gefühle für James gingen wiederum über beide früheren Erfahrungen hinaus.
Dichter sprachen oft von ihren Todeswünschen, wenn ihnen der geliebte Mensch entrissen worden war oder sie ihn nicht erreichen konnten, aber Matilda empfand diesen Wunsch als schwach. Liebe bereicherte das Leben, und man sollte es mit Stolz in seinem Herzen tragen, selbst wenn der Geliebte sterben oder einem entrissen werden sollte.
Es war noch Glut im Kamin, sodass sie James’ Gesicht sehen konnte. Er erwiderte ihren Blick, als könnte er ihre Gedanken lesen und stimmte mit jedem überein. Jede einzelne Linie in seinem markanten Gesicht verriet, womit er seinen Tag füllte. Die winzigen Falten an seinen Augen rührten daher, dass er in die Sonne blicken musste, und die kleinen Narben erinnerten an Kämpfe, von denen er niemals berichten würde. Sie hatte während des Trecks bemerkt, dass er die Stirn in Falten legte, wenn er auf Inkompetenz traf, und diese Linien waren inzwischen noch viel tiefer geworden. Dann dachte sie an die Art und Weise, wie er das Kinn entschlossen vorschob, und die dünne Linie unter seinen Lippen deutete darauf hin, dass er nichts von dieser Entschlossenheit verloren
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