Lesley Pearse
dass ich einen frühzeitigen Tod erwarte«, James lachte sanft. »Aber es ist besser, für den Fall der Fälle alle Eventualitäten zu besprechen.«
»Wenn das so ist … Würdest du dafür sorgen, dass Peter nach West Point geht, wenn mir etwas zustoßen sollte?«, gab sie zurück, bemüht, einen leichten Tonfall zu treffen.
»Natürlich werde ich das«, versprach er und drückte ihre Hand. »Und ich werde Kontakt zu Tabitha halten. Keiner wird stolzer sein als ich, wenn sie einen Doktortitel vor ihrem Namen trägt.«
»Ich frage mich manchmal, ob es wirklich so weit kommen wird«, seufzte Matilda. »Henry Slocum hat mir neulich erzählt, es gebe nur etwa ein Dutzend graduierte weibliche Ärzte im Land.«
»Aber die Dinge verändern sich und werden langsam immer besser«, meinte James. »Heute gibt es ein Dutzend, morgen schon hunderte. In Kalifornien kann man heute problemlos eine Scheidung erwirken. Bald wird es auch in Virginia gang und gäbe sein, und ich werde der Erste sein, der dieses neue Recht in Anspruch nimmt.«
Sie drehte sich zur Seite, um James anzusehen. Er sprach heute nicht zum ersten Mal von Trennung, aber zum ersten Mal äußerte er den Wunsch, sich wirklich scheiden lassen zu wollen. Seine Augen fanden ihre, und sein Blick war stet und ernst. Sie wusste, er meinte es ernst. »Zu welchem Preis auch immer?«, vergewisserte sie sich.
»Zu welchem Preis auch immer!«, antwortete er. »Und wirst du mir versprechen, mich in der ersten Minute meiner Freiheit zu heiraten, was auch immer es dich kosten wird?«
»Ja, das verspreche ich«, sagte sie und nickte.
»Dann musst du jetzt etwas tun, um es zu beweisen«, erklärte er und musste ein Schmunzeln verbergen.
»Was immer du möchtest!«
Er sah sie für einen Moment von oben bis unten an. Seine blauen Augen blitzten, und sein rechter Mundwinkel zog sich nach oben, wie immer, wenn ihm der Schalk im Nacken saß. »Geh mit mir eine Runde im Meer schwimmen.«
»Aber es wird eiskalt sein!«, rief sie entsetzt aus. Es war kühl geworden, und nachdem die Sonne untergegangen war, erlaubte es nur noch das Lagerfeuer und die windgeschützte Lage der Terrasse, sich draußen aufzuhalten.
»Wenn du dich weigerst, kann ich an dein Versprechen nicht glauben.«
Ohne zu zögern, begann Matilda, ihr Kleid aufzuknöpfen und sich auszuziehen, bis sie in ihrem Mieder vor ihm stand. James zog sich auch aus und warf seine Jacke, sein Hemd und seine Hose ins Innere des Hauses. Er trug nur noch seine langen Unterhosen.
»Die musst du auch ausziehen«, erklärte Matilda.
»Nur, wenn du dein Mieder ablegst«, er grinste. Er wartete, bis sie vollkommen nackt war, und warf ihr eines ihrer roten Strumpfbänder zu. »Nur das hier sollst du anziehen!«, meinte er. »Danach werde ich es bis zu unserer Hochzeit in meiner Tasche tragen.«
Sie lachte, obwohl der Wind schon eiskalt war, und zog das Strumpfband über ihr Bein hoch bis zum Oberschenkel.
»Bist du so weit?«, fragte er und nahm ihre Hand. Gemeinsam rannten sie den Strand hinunter und geradewegs ins Wasser hinein.
Es war so kalt, dass es ihr den Atem verschlug. Aber als er in das Wasser tauchte, musste sie ihm folgen, und während sie sich zentimeterweise vorwärts bewegte, spürte sie die Kälte langsam unter ihre warme Haut kriechen.
»Weiter, Matty. Nur dein Kopf darf noch aus dem Wasser schauen«, rief er zu ihr herüber. »Sonst komme ich und tauche dich unter.«
Es blieb ihr also nichts anderes übrig. Sie beugte die Knie und blieb gerade lange genug unter Wasser, dass er es sehen konnte. Dann stand sie wieder auf und rannte ins Trockene. Er lief hinter ihr her, als sie den Strand hoch rauschte, hob sie hoch und umarmte sie.
»Du bist die mutigste Frau, die ich kenne«, er lachte und bedeckte ihr Gesicht mit salzigen Küssen. Er trug seine zitternde Last ins Haus, trat die Tür mit dem Fuß zu und griff nach einer Decke, die er um sich und Matilda wickelte. James brachte sie zum Lachen, als sie gemeinsam mit der Decke um ihre Körper durch das Zimmer hüpften, um Kissen und Polster für ein Lager vor dem Feuer zu sammeln.
»Wissen Sie, was ich jetzt mit Ihnen anstellen werde, Mrs. Jennings?«, fragte er und rieb sein nasses Haar an ihrem Gesicht.
»Vermutlich, Sir, werden Sie meine Lage schändlich ausnutzen«, erwiderte sie mit hoher, entrüsteter Stimme.
»Wie Recht Sie haben, meine Liebe«, antwortete er, hob sie hoch und legte sie auf die Decken. »Es ist nutzlos, nach Hilfe zu rufen. Im
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