Letale Dosis
mein Liebhaber, mein Mann. Auch wenn wir nicht verheiratet waren, unsere Beziehung war etwas ganz Besonderes. Zumindest war ich davon überzeugt.« Sie streichelte wieder über seine Brust, seinen Bauch, sein jetzt schlaffes Glied. Er atmete schwer, sein Körper war schweißüberströmt, obgleich es kühl in dem Raum war. Sie sagte mit ferner, ruhiger Stimme: »Das Dumme ist nur, mit deinem Wissen über mich könntest du mich ruinieren. Und das kann und werde ich nicht zulassen …«
»Mach mich los, mach mich bitte endlich los!« schrie er.
»Du kannst schreien, soviel du willst, es wird dich keiner hören. Es ist wirklich schade, wenn man sich eine solch sündhaft teure Wohnung zulegt und die nächsten Nachbarn zwei Stockwerke weiter unten wohnen.«
»Von welchem Wissen sprichst du eigentlich?« schrie er wieder.
»Ach, komm, tu doch nicht so unschuldig«, sagte sie mit immer noch sanfter Stimme. »Du hast von den Morden gehört, du kennst meine etwas abartigen Interessen, du weißt einfach zu viel über mich. Du hast es nicht gemerkt, aber ich habe seit Freitag abend jeden deiner Schritte verfolgt … Wie hast du noch am Donnerstag gesagt – ich fahre zu meiner Schwester nach Karlsruhe. Was für eine rührende, verlogene Geschichte! Und dann kam ich, einer inneren Stimme folgend, am Freitag abend her und habe Licht in deiner Wohnung gesehen. Und ich habe vor allen Dingen
ihr
Auto vor der Tür gesehen. Und ab da habe ich dich nicht mehr aus den Augen gelassen … Aber ich habe leidernoch einen Auftrag zu erfüllen, einen, der meine ganze Konzentration erfordert. Und wenn
du
nicht mehr lebst, wird niemals jemand herausfinden, daß
ich
die Männer umgebracht habe, schon gar nicht die kleine Schlampe, mit der du mich betrogen hast. Wie ist sie denn im Bett? So gut wie ich? Erfüllt
sie
dir auch jeden Wunsch, oder mußt du betteln? Macht ihr Blümchensex, den du doch so verabscheust? Sag’s mir. Wie ist sie?«
»Sie ist nur eine Affäre«, jammerte er. »Nichts als eine Affäre! Und sie kann dir nicht das Wasser reichen, du bist in jeder Hinsicht besser als sie.«
»Sie sieht aber nicht schlecht aus, wie ich zugeben muß. Sie sieht sogar recht gut aus, vor allem hat sie ganz ordentliche Titten und einen knackigen Arsch. Und das ist es doch, worauf es euch Männern ankommt. Andererseits, wenn ich in den Spiegel schaue, finde ich meinen Körper eigentlich ganz in Ordnung.«
»Du hast den schönsten Körper der Welt«, stammelte er verzweifelt, in der Hoffnung, die Situation noch retten zu können.
»Spar dir deine Schmeicheleien, sie ziehen nicht mehr. Du wirst leider den gleichen Weg gehen müssen wie Rosenzweig und Schönau und vor ihnen schon Hauser. Ich habe sie dorthin geschickt, wo sie hingehören – in die Hölle. Sie werden schmoren bis in alle Ewigkeit, und es wird niemand geben, der ihre Schreie hört und ihre Qualen lindert. Und du, du wirst ebenfalls gleich zur Hölle fahren.
Weißt du, ich habe seit Freitag ein Meer von Tränen vergossen, als ich dein Lügengebilde entdeckt habe. Tränen über Tränen, und dann kam Wut und schließlich endloser Haß. Du bist so erbärmlich, so ein erbärmliches Stück Dreck! Und dabei hättest du es so gut haben können. Ich hatte wirklich einmal geglaubt, mit dir alt zu werden. Ich dachte sogar, wir würden eines Tages heiraten, ich würde vielleicht sogar ein Kind haben, auch wenn ich nicht mehr die Jüngste bin. Ich habe an dich geglaubt. Wie naiv ich doch war! So verdammt naiv.« Sie stand auf, zündete sicheine Zigarette an, setzte sich wieder auf die Bettkante, strich sich mit einer Hand durch das braune Haar. Sie bückte sich, nahm ein Diktiergerät aus der Handtasche, drückte die Aufnahmetaste und gleich danach auf Pause. Sie wartete, schaltete das Gerät ein, als er zu sprechen begann.
Aufnahme.
»Du willst mich also auch umbringen?« fragte er mit kehliger Stimme. »Warum?«
Pause
. »Ich habe es dir doch eben erklärt, weißt du nicht mehr? Wie schade um dich, wie schade für mich. Es gibt nicht viele Männer, die so gut ficken können. Aber vielleicht finde ich ja doch irgendwann einen, der für immer bei mir bleibt und mir alle meine Wünsche erfüllt.«
Aufnahme.
»Ich liebe dich doch«, sagte er flüsternd. »Ich liebe dich, wie ich noch nie eine Frau geliebt habe. Das ist die Wahrheit!«
Pause.
»Nein, das ist eine Lüge, eine große, gottverdammte Lüge. Oder kennst du den Unterschied zwischen Lüge und Wahrheit schon gar nicht mehr? So, wie
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