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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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Verbrauchskoagulopathie, die fast immer zum Tod führt. Da der Mann laut seiner Hausärztin noch vor einer Woche vollkommen normale Blutwerte hatte, kommt aufgrund der Blutungen und der Gewebsnekrose hier in allererster Linie Schlangengift in Frage, wobei ich jedoch noch nicht sagen kann, welches Gift verwendet wurde …«
    »Sind nicht alle Schlangengifte gleich?« unterbrach ihn Hellmer.
    »Guter Mann, man unterscheidet in der Regel zwischen zwei Arten von Schlangengift mit unterschiedlichen Wirkungsweisen; die eine greift in die Blutgerinnung ein, das heißt, das Blut wird ungerinnbar und führt zu den hier vorliegenden starken Blutungen, die andere basiert hauptsächlich auf Neurotoxinen, die zu einer Lähmung des Zentralnervensystems führen. Und jetzt muß man auch wieder unterscheiden zwischen Giften mit einer besonders hohen Toxizität und solchen, die weniger toxisch sind. Und es gibt einige Giftschlangen, vor allem in Australien, bei denen beide Faktoren vorkommen, die neurotoxische und die in die Blutgerinnung eingreifende Variante. Die letztgenannten Schlangen gelten auch als die für den Menschen gefährlichsten. Allerdings kommt es auch immer auf die Menge des injizierten Giftes an und …«
    »Und was heißt das genau? Ich meine, wieviel Gift wird von einer Schlange abgegeben?«
    »Nun, ich sehe, Sie kennen sich mit Schlangen nicht besonders gut aus, aber es gibt Schlangen, die nur ein paar Mikrogramm Gift injizieren, das heißt nur ein paar Millionstel Gramm, wobei diese Menge aber unter Umständen schon genügen kann, einen Menschen von etwa fünfundsiebzig Kilogramm innerhalb weniger Minuten bis zu einigen Stunden nach erfolgtem Biß zu töten. Andere Schlangen wiederum müssen zwei oder drei Milliliter verabreichen, um einen Menschen in einer bestimmten Zeit zu töten. Ich lasse gerade den Restinhalt der Flasche auf vier spezielle Gifte untersuchen, die schon in geringsten Mengen zu einem raschen Tod führen können; das Gift der Sandrasselotter,
Echis carinatus
oder
Echis coloratus
, das zu den wirksamsten uns bekannten Schlangengiften zählt und das von seiner Zusammensetzung her zu den bei Rosenzweig aufgetretenen Symptomen führt; das der asiatischen Kettenviper,
Vipera russelli
, das ebenfalls derart heftige Blutungen auslösen kann, sowie
Dendrotoxin
sprich Mambagift und das
Taipoxin
des australischen Taipans, die beide unbehandelt zu letalen Lähmungen des Zentralnervensystems führen. Außerdem hat das Gift des Taipans die außerordentliche Eigenschaft, nicht nur auf das Zentralnervensystem zu wirken, es verfügt außerdem über gerinnungshemmende Faktoren, die auch die bereits genannten Blutungen herbeiführen können. Wichtig ist vielleicht noch zu sagen, daß Schlangengifte besonders schnell wirken, wenn beim Biß eine Vene getroffen wird, und das Gift dadurch extrem schnell in die Blutbahn gelangt, oder wenn es, wie Insulin, subkutan, also unter die Haut injiziert wird. Erfolgt die Injektion intramuskulär, so ist es eher unwahrscheinlich, daß die Wirkung derart verheerend ist, es sei denn, es wird eine überdurchschnittlich hohe Dosis verabreicht und ein wichtiges Blutgefäß getroffen. Ich denke aber, wir werden das Gift noch heute bestimmen und bis zumspäten Nachmittag genau sagen können, welches Gift Verwendung gefunden hat. Solange müssen Sie sich leider noch gedulden.«
    »Aber Sie schließen Gift nicht aus, oder?« fragte Hellmer.
    »Ich schließe es nicht nur nicht aus, der Mann ist definitiv an Gift gestorben. Seine Thrombozytenzahl war praktisch null, wenn man bedenkt, daß ein gesunder Mensch etwa hundertfünfzig- bis vierhunderttausend Kubikmillimeter hat. Sie haben das wahrscheinlich gar nicht gesehen, aber Rosenzweig hatte am ganzen Körper riesige Hämatome, sein Magen und sein Darm waren mit Blut gefüllt, außerdem hatte er Gehirnblutungen. Die Frage ist nicht, ob er an Gift gestorben ist, sondern an welchem Gift. Aber wir arbeiten dran. Und wie gesagt, ich melde mich, sobald ich Näheres weiß. Noch irgendwelche Fragen?«
    »Nein, im Augenblick nicht. Vielen Dank für Ihre Hilfe und daß Sie sich für uns die Nacht um die Ohren geschlagen haben.«
    »Keine Ursache. Bis später.«
    Hellmer legte den Hörer auf, sah in die Runde, grinste. »Unser lieber Morbs. Ist so richtig in seinem Element. Aber gut, der Mann kennt sich mit Giften aus, und jetzt will er uns natürlich beweisen, wie gut und vor allem wie schnell er ist.«
    »Also Gift«, sagte Kommissarin Durant

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