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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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den Leuten, mit denen ich gesprochen habe, gehören nicht unbedingt zu denen, mit denen ich gern zusammenarbeiten möchte. Insgesamt erscheint mir das Betriebsklima etwas sehr frostig.«
    »Ach, kommen Sie, mehr als vierzig Angestellte können doch nicht lügen!«
    »Und was, wenn doch?«
    »Sie meinen das wirklich ernst?«
    »Was heißt ernst. Man muß zumindest jede Möglichkeit in Betracht ziehen. Wir sollten einmal Leute befragen, die nicht direkt mit Rosenzweig zu tun hatten, Geschäftspartner und Kunden, Nachbarn.«
    »Stimmt. Er war sehr angesehen bei seinen Geschäftspartnern, und scheinbar nicht nur dort. Das hat jedenfalls seine Sekretärin gesagt, auch wenn sie sonst kaum ein gutes Haar an ihrem Chef gelassen hat. Eine auffällige Erscheinung übrigens, wie ich finde. Oder was meinen Sie?« fragte die Kommissarin und warf Kullmer einen leicht spöttischen Blick zu. »Ihre Kragenweite? Oder besser gesagt – Oberweite?«
    »Hahaha! Mir wird gleich schlecht vor Lachen«, erwiderte Kullmer gereizt.
    »Na ja, ich meine ja nur. Sie hat zumindest ein paar höchst bemerkenswertekörperliche Vorzüge. Und das ist Ihnen doch sicher nicht entgangen?«
    »Können wir vielleicht von etwas anderem reden? Ich habe, falls es Sie interessiert, seit einem Jahr eine feste Beziehung, werte Hauptkommissarin Durant! Und ich habe nicht vor, diese Beziehung aufs Spiel zu setzen.«
    »Schon gut, tut mir leid. Ich verspreche, ich werde Sie nie wieder auf dieses Thema ansprechen. Und jetzt erstatten wir noch kurz Berger einen Bericht, und danach fahre zumindest ich nach Hause. Und morgen wird Rosenzweigs Büro durchsucht. Einer von euch kümmert sich am besten noch heute darum, ob die Schlüssel für den Schreibtisch und die Schränke bei ihm zu Hause sind.«

Dienstag, 17.10 Uhr
    Julia Durant verließ das Präsidium um kurz nach fünf. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, ebenso die leichte Übelkeit, die sie den ganzen Tag über verspürt hatte. Sie wollte noch ein paar Lebensmittel und etwas zu trinken einkaufen, die Wohnung in einen einigermaßen vorzeigefähigen Zustand bringen und ein Bad nehmen. Zu Hause angelangt holte sie die Post aus dem Briefkasten, zwei Rechnungen, zwei Werbebriefe, die sie gleich in den Papierkorb vor dem Haus warf, sowie ein Brief von ihrer Freundin Susanne Tomlin aus Südfrankreich. Sie steckte den Brief und die Rechnungen in die Einkaufstaschen, lief die Treppe hinauf zu ihrer Wohnung, öffnete die Tür und kickte sie mit dem Absatz wieder zu. Die Hitze hatte sich mittlerweile in jeder Ritze der Wohnung festgesetzt, die Vorhänge blähten sich auf wie Segel, als der immer noch heiße Südwind gegen sie blies. Sie stellte die Taschen in der Küche ab, nahm den Brief von Susanne Tomlin, riß den Umschlag auf und las. Es ging ihr gut, wie immer,und wie immer zu dieser Zeit fragte sie, ob Julia Durant nicht Lust hätte, während der Sommerferien Urlaub in dem traumhaften Haus am Mittelmeer zu machen. Sie zuckte die Schultern, murmelte ›Mal sehen, was sich machen läßt‹, legte den Brief auf den Tisch. Sie wollte gerade die Taschen auspakken, als das Telefon läutete. Sie nahm den Hörer nach dem zweiten Klingeln ab.
    »Hallo, Schatz, ich bin’s, Werner. Ich sollte mich gegen sechs melden, hier bin ich. Wie sieht es heute abend aus? Kannst du vorbeikommen?«
    »Kannst du nicht herkommen? Ich war gerade einkaufen und könnte uns auch was zu essen machen.«
    »Kein Problem. Wann soll ich da sein?«
    »Ich will nur noch schnell ein bißchen aufräumen und ein Bad nehmen. Sagen wir halb acht?«
    »Einverstanden. Halb acht bei dir. Bis nachher, ich freu mich schon.«
    »Bis dann. Tschüs.«
    Sie legte auf, überlegte einen Moment. Eigentlich hatte sie keine Lust, heute abend mit Werner Petrol zusammenzusein, sie war müde und erschöpft und durchgeschwitzt, und im Augenblick nicht in der Stimmung für große sexuelle Kapriolen, was sich jedoch, wie sie aus der Vergangenheit kannte, sehr schnell ändern konnte. Doch wenn er kam, endete es immer im Bett, und meistens war es auch schön und sie fühlte sich hinterher gut und ausgeglichen. ›Was soll’s‹, dachte sie, packte die Einkaufstaschen aus, verstaute die Milch, die Butter, die Salami und die Teewurst sowie die beiden Sechserpack Bier im Kühlschrank und legte die Bananen und die Tomaten in den Obstkorb, obgleich ihre Mutter früher immer gesagt hatte, daß Obst und Gemüse nicht nebeneinander gehörten. Das Glas Gurken, die Dose Tomatensuppe und

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