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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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früher zu bestellen, aber du kennst das ja … So, und jetzt muß ich wirklich Schluß machen, sonst komme ich mit meinen Terminen überhaupt nicht mehr klar. Ciao, und bis später.«
    Schönau legte den Hörer auf, lächelte vor sich hin, obgleich der Schmerz wieder einsetzte. Er betätigte die Sprechanlage und bat seine Sekretärin, ihm ein Glas Wasser zu bringen. Nach einer Minute stand das Glas vor ihm, er zog die mittlere Schublade seines Schreibtischs auf, holte ein Päckchen Tabletten heraus, steckte zwei auf einmal in den Mund und spülte sie mit dem Wasser hinunter. Er hoffte, der Eisenpanzer um seine Brust würde sich allmählich lockern, die Schmerzen aufhören. Er drehte sich ein wenig mit dem Sessel, drückte noch einmal auf den Knopf der Sprechanlage, bat Frau Bergmann, in der nächsten halben Stunde keine Anrufe durchzustellen. Dann lehnte er sich zurück, den Blick auf das vier Meter breite und zwei Meter hohe, in die Wand eingelassene Meerwasseraquarium gerichtet. Der Anblick der sich im Wasser bewegenden Fische beruhigte ihn jedesmal aufs Neue. Auch wenn er die Namen der meisten Fische nicht kannte, so faszinierten sie ihn einfach, ihre zum Teil leuchtenden und bei Nacht bisweilen phosphoreszierenden Farben, die Stille, die von ihnen ausging, die keine Hektik und keinen Streß kannten, die einfach nur ihre Runden drehten. Nach wenigen Minuten löste sich der Eisenpanzer, er konnte wieder tief durchatmen. Noch zwei Wochen, dann würden sie ihm einen Bypass legen, und damit die immer häufiger werdenden Anfälleverschwinden. Er hatte Angst vor dem Eingriff, auch wenn Laura Fink sagte, eine solche Operation wäre heutzutage ein Kinderspiel. Aber sie hatte auch gesagt, wenn er sich der Operation nicht unterziehen würde, wäre sein Leben über kurz oder lang in ernster Gefahr. Sie sprach von einem möglichen schweren Herzinfarkt und den Folgen, sollte er ihn überleben. Und er wußte, das Leben wäre dann nicht mehr lebenswert. Doch heute hatte er Geburtstag und er wollte nicht darüber nachdenken, was in zwei Wochen war. Er wollte diesen Tag einfach nur genießen, und er hoffte, der Rest des Nachmittags würde so verlaufen, wie er es sich vorgestellt hatte. Nach einer halben Stunde sagte er Frau Bergmann Bescheid, daß er wieder zur Verfügung stehe.

Mittwoch, 15.15 Uhr
    Marianne Rosenzweig war nicht allein zu Hause, eine sehr gepflegte Dame in einem beigen Sommerkostüm war bei ihr. Sie tranken Kaffee, ein paar Plätzchen standen auf dem Tisch.
    »Darf ich vorstellen, Hauptkommissarin Durant, Lieselotte Heimann«, sagte Marianne Rosenzweig und deutete auf die Frau, die die Kommissarin aus grünen Augen kühl und distanziert musterte und lediglich ein »Guten Tag« murmelte.
    »Heimann? Ich habe gestern einen Herrn Heimann kennengelernt. Sind Sie verwandt?« fragte Durant und trat näher.
    »Wir sind verheiratet«, sagte Lieselotte Heimann kurz angebunden. »Soll ich gehen?«
    »Sie brauchen nicht zu gehen«, sagte Durant, »aber wenn Sie mich ein paar Minuten mit Frau Rosenzweig allein lassen würden …«
    »Ich werde ein bißchen in den Garten gehen, Marianne. Du kannst ja auch rauskommen, wenn ihr fertig seid.« Sie stellte ihre Tasse auf den Tisch, erhob sich und verließ den Raum, eine Wolkeschweren Parfüms wehte hinter ihr her, zu schwer für diese Hitze.
    »Nehmen Sie Platz«, sagte Marianne Rosenzweig und deutete auf einen Sessel. Sie wirkte heute noch nervöser, tiefe Ringe lagen unter ihren Augen, ihre Hände zitterten leicht.
    »Wie geht es Ihnen heute?« fragte die Kommissarin, während sie sich setzte.
    »Ich würde übertreiben, wenn ich sagen würde, es geht mir gut. Ich habe seit Montag praktisch nicht mehr geschlafen. Im Augenblick erscheint alles einfach nur sinnlos. Möchten Sie auch einen Kaffee? Ich habe allerdings nur Caro Kaffee, wir trinken keinen Bohnenkaffee. Sie können natürlich auch Wasser oder einen Fruchtsaft haben.«
    »Nein danke, machen Sie sich keine Mühe. Ich will mich auch nicht lange aufhalten.« Sie machte eine kurze Pause, sortierte ihre Gedanken, sagte: »Frau Rosenzweig, meine Kollegen und ich sind gestern und heute noch einmal sämtliche uns bisher vorliegenden Fakten durchgegangen, und ich muß Ihnen leider sagen, daß Sie im Augenblick als Hauptverdächtige gelten, das Gift in das Insulinfläschchen Ihres Mannes getan zu haben. Ich muß allerdings hinzufügen, daß ich die Auffassung meiner Kollegen nicht teile. Ich persönlich halte Sie nicht für

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