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Letale Dosis

Letale Dosis

Titel: Letale Dosis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Franz
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keinen Haß auf ihn. Eher dieser Kastner, der Personalchef. Aber der ist ein widerlicher Typ, ein Möchtegern-Macho und ein versoffenes Arschloch. Zugegeben, er hat Rosenzweig erpreßt, aber er hätte ihn nicht umgebracht, dazu fehlen ihm einfach die Kaltblütigkeit und der Mumm. Wie gesagt, er ist Alkoholiker und … Vergessen wir ihn einfach.«
    »Was«, fragte Kullmer, »wenn jemand die Flaschen vertauscht hat? Ich meine, ein Diabetiker spritzt sich ja nicht nur einmal am Tag Insulin, sondern drei-, vier-, fünfmal. Er hat es mit ins Büro genommen und irgendwer hat die Flaschen einfach ausgetauscht. Das wäre doch immerhin eine Möglichkeit, oder?«
    »Aber wer im Büro hätte denn wissen können, daß sein Pen am Donnerstag kaputtgegangen ist und er wieder zur Spritze greifen mußte? Das ist mir etwas zu hypothetisch. Nein, ich bin überzeugt, die ganze Sache hat sich bei ihm zu Hause abgespielt, aber seine Frau hat damit nichts zu tun. Es wäre auch viel zu offensichtlich, sie hätte sich vorher ausmalen können, wenn sie einen solch perfiden Plan gehabt hätte, daß wir ganz schnell auf sie gekommen wären. Die Fälle, in denen Frauen mit Gift gearbeitet haben, waren meist viel subtiler angelegt. Hier ein bißchen Arsen, dort ein bißchen Rattengift, und das alles über einen Zeitraumvon Wochen oder Monaten. Erst klagt das Opfer eine Weile über Übelkeit und Kopfschmerzen, dann über Kreislaufprobleme, bis es zu spät ist. Für mich ist klar, daß Rosenzweig in irgend etwas verwickelt war, was ihn letztendlich das Leben gekostet hat. Nur was?«
    »Ein Päderast oder Pädophiler?« fragte Hellmer.
    »Unwahrscheinlich. Auch wenn seine Liebschaften jung waren, so waren sie doch immerhin schon mündige Frauen. Er hat nicht wahllos in der Gegend rumgevögelt, und schon gar nicht mit Kindern.«
    »Organisiertes Verbrechen?«
    »Dann hätten sie ihm einfach eine Kugel ins Genick gejagt. Nein, erst wenn wir seine wirklich dunkle Seite kennen, haben wir womöglich einen Ansatzpunkt. Aber die zu finden, mein Gott, das wird eine verdammt harte Nuß. Seine dunkle Seite sind aber nicht seine Liebschaften, da bin ich mir sicher. Er hat sie zwar geheimgehalten, der Hauptgrund dafür liegt aber auf der Hand – die Kirche. Er war auch nur ein Rädchen im großen Getriebe dieses religiösen Vereins, und für ihn war es natürlich wichtig, den Schein der moralischen Integrität zu wahren. Und deswegen war er für Kastner auch erpreßbar. Und wenn auch kaum einer von Rosenzweigs Mitgliedschaft in der Kirche wußte, Kastner wußte es. Er hat aber den Mund gehalten, bis Rosenzweig ihm die Kündigung auf den Tisch geknallt hat.«
    »Und wie wollen Sie jetzt weiter vorgehen?« fragte Berger, der sich aus seinem Sessel hievte, zur Kaffeemaschine ging und sich einen Kaffee einschenkte. Er stellte sich ans Fenster und schaute hinaus.
    »Spurensuche.« Sie seufzte auf, holte sich ebenfalls einen Kaffee und trank in kleinen Schlucken. »Wir müssen das Leben von Rosenzweig bis ins kleinste Detail durchleuchten, bis wir die Tür finden, hinter der sein großes Geheimnis verborgen liegt. Ich werde auf jeden Fall noch einmal mit seiner Frau sprechen, michein wenig mit ihr über die Kirche unterhalten, sie in einen Smalltalk verwickeln und versuchen, sie auf diese Weise zum Reden zu bringen. Und ich möchte das ganz allein machen, denn ich denke, wenn wir wieder zu zweit bei ihr auftauchen, macht sie gleich die Schotten dicht. Sie ist, zumindest was die Polizei angeht, sehr mißtrauisch. Wenn man allein schon bedenkt, daß sie glaubt, wir würden sie für eine kaltblütige Mörderin halten. Ich will nur, daß sie mir vertraut und vielleicht dadurch Dinge preisgibt, die sie höchstens ihrer besten Freundin erzählen würde. Ich muß es einfach versuchen.«
    »Viel Glück«, bemerkte Kullmer, der lässig auf seinem Stuhl hockte, die Beine übereinander geschlagen und einen Kaugummi zwischen seinen Zähnen knetete.
    »Und Sie versuchen herauszufinden, ob es schon mal einen oder mehrere ähnliche Todesfälle gegeben hat?«
    »Klar, was bleibt mir anderes übrig? Aber für Sie tue ich doch alles«, sagte er grinsend.
    »Das ist mir aber ganz neu. Ist mir da etwas entgangen?«
    »Kann schon sein.«
    »Also gut, ich schau mal nach, ob die Rosenzweig jetzt zu Hause ist, und du«, sie deutete auf Hellmer, »gehst noch einmal alle Aussagen der Personen durch, mit denen du gesprochen hast beziehungsweise mit denen wir zusammen gesprochen haben.

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